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Massak: "Diese Jammerei habe ich nicht verstanden"

Massak:

Etappensiege bei Grands Tours? Fehlanzeige.

Große Triumphe in der WorldTour? Mitnichten.

Klingt nach einem verkorksten Jahr für Österreichs Radprofis.

Rudolf Massak, Generalsekretär des Österreichischen Radsportverbandes (ÖRV), hält entschieden dagegen.

"Die Sportöffentlichkeit misst das immer an Platzierungen. So einfach darf man es sich als Verband nicht machen, da muss man genauer hinschauen", erklärt er im Gespräch mit LAOLA1.

Ein genauerer Blick verrät schließlich auch, dass die heimischen Pedalritter sich sehr wohl international in Szene setzen konnten.

Erfolge für Brändle und Haller

Matthias Brändle gewann beispielsweise zwei Etappen der hochkarätig besetzten Tour of Britain in Serie, Marco Haller das letzte Teilstück der Österreich-Rundfahrt.

Gregor Mühlberger und Patrick Konrad zeigten ebenfalls bei der Ö-Tour sowie bei kleineren Rundfahrten auf, dazu lieferten die WorldTour-Profis um Bernhard Eisel starke Leistungen ab.

Der Lohn dafür waren sechs Startplätze bei den Straßen-Weltmeisterschaften im spanischen Ponferrada. Diese Summe sei nur möglich, "wenn man im Nationenranking mit einer gewissen Breite reüssiert. Da gibt es größere Radsportnationen, die das nicht konnten."

Hier könne man sehen, dass das ganze Jahr über "auf einem gewissen Level sehr gut gearbeitet wurde". Festgehalten werden muss allerdings auch, dass die Titelkämpfe ohne österreichische Spitzenplätze zu Ende gingen.

Lieber wenige Stars als viele Helfer

Der Kernbereich des Verbandes liegt auf der U23 und hier lässt sich in der Tat festhalten, dass talentierter Nachwuchs "produziert" wird.

Neben Konrad, der für seine starken Leistungen mit einem Profivertrag bei Bora belohnt wurde, und Mühlberger zeigten auch Michael Gogl, Lukas Pöstlberger und Felix Großschartner (trotz langer Verletzungspause) auf.

Die Entwicklung der jüngeren Vergangenheit stimmt Massak zuversichtlich. "Damit bin ich absolut zufrieden. Je mehr Fahrer wird in den Top-Teams rein kriegen, desto besser ist es."

Klar sei aber auch, dass "rein kriegen" alleine nicht reicht. Der Generalsekretär würde drei Leistungsträger zehn Helfern klar vorziehen, da deren Erfolge vermarktbar und für Sponsoren attraktiver wären.

Kein zweitklassiges Team

Insofern blickt er der Zukunft allerdings durchaus gelassen entgegen, weil Österreichs Aushängeschilder im Radsport - mit Ausnahme von Bernhard Eisel (33 Jahre) - ihren Leistungszenit noch längst nicht erreicht haben.

Bedauerlich findet es der Burgenländer, dass auch 2015 kein rot-weiß-rotes Team auf ProContinental-Ebene an den Start gehen wird. Trotz intensiver Bemühungen gelang es den Verantwortlichen des Teams Gourmetfein-Simplon nicht, ein entsprechendes Budget auf die Beine zu stellen.

Riha legte ihr Amt als Ö-Tour-Chefin zurück

"Das ist natürlich sehr schade. Genau das ist es, was uns momentan im österreichischen Straßenradsport fehlt. Ein Team, bei dem ich mir sicher sein kann, dass immer zwei, drei Österreicher auf das nächsthöhere Level gehievt werden." Im Sinne einer pyramidalen Entwicklung sei ein Aufstieg hilfreich gewesen.

Neue Ö-Tour-Philosophie

Äußerst positiv bewertet Massak in des die Installierung von Wolfgang Weiss als neuen Direktor der Österreich-Rundfahrt. "Ich sehe die Rundfahrt in besten Händen. Ich kennen ihn lange und bin vielleicht befangen, aber auch überzeugt davon, dass er eines bewegen wird", gerät er regelrecht ins Schwärmen.

Der Generalsekretär geht davon aus, dass der Nachfolger von Uschi Riha eine andere Philosophie vertritt. Deren in der Öffentlichkeit diskutierten Finanzprobleme waren ihm stets ein Dorn im Auge.

"Die ewige Jammerei habe ich als Person nicht vertreten und auch nicht verstanden." Deshalb habe es verbandsintern immer wieder Auseinandersetzungen gegeben. Massak hatte kein Verständnis dafür, "warum man ein Produkt wie die Österreich-Rundfahrt immer schlecht gemacht hat".

Durch diese negative Presse habe man potenzielle Investoren verschreckt. "Warum soll ich als Sponsor in einen kranken Patienten investieren", fragt Massak. Die Befürchtung, auf dieser Schiene weiterzufahren, sei unter Weiss allerdings nicht gegeben.

Der Burgenländer ist guter Dinge, was die Zukunft seines Verbandes betrifft. Nehmen die Fahrer jene Entwicklung, die Massak ihnen zutraut, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Österreichs Radsprofis auch auf höchster Ebene für Furore sorgen.


Christoph Nister