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Zoidl schwächelt, sein Nachfolger springt ein

Zoidl schwächelt, sein Nachfolger springt ein

„Man hat hier nur eine Chance, wenn man in absoluter Topform ist“, hatte Ivan Basso (Cannondale) vor dem Start der ersten Etappe der 66. Internationalen Österreich-Rundfahrt gemutmaßt.

Der Italiener sollte Recht behalten. Mit mehr als 10 Minuten Rückstand kam er in Sonntagberg an und büßte schon frühzeitig sämtliche Chancen auf einen Spitzenplatz in der Gesamtwertung ein.

Ein schwarzer Tag

Ebenfalls schwer tat sich Riccardo Zoidl.

Der Oberösterreicher, der bei seinem Sieg bei den Staatsmeisterschaften noch einen glänzenden Eindruck hinterließ, erwischte einen rabenschwarzen Tag und verlor knapp zwei Minuten auf Tagessieg Pete Kennaugh aus dem Sky-Rennstall.

„Man kann auch mal einen schlechten Tag haben, das ist eben so“, erklärte der Trek-Kapitän enttäuscht. Die Beine hätten im letzten Anstieg komplett „zugemacht“, er sei zu schnell in diesen reingefahren und habe in der Hitze extrem gelitten.

"Wie ein Hobbyfahrer"

Abschreiben will der Gesamt-29. den Kampf um die Titelverteidigung allerdings noch nicht. „Es wird schwer, aber es kann noch so viel passieren.“ Speziell die Etappen aufs Kitzbüheler Horn und zum Dobratsch würden noch einmal eine „natürliche Selektion“ herbeiführen.

Sind seine Beine gut, will er auf alle Fälle attackieren. Am Sonntag war das nicht der Fall. „Im Vergleich zur Meisterschaft in der letzten Woche habe ich mich wie ein Hobbyfahrer gefühlt. Das war nicht meine normale Performance.“

Für die nächsten Tage hat der 26-Jährige einen Wunsch: „Ich will mein altes Feeling zurück.“ Auf die Unterstützung seiner Mannschaft kann der Vorjahressieger weiterhin bauen, wie er zu verstehen gibt. „Bis zum Kitzbüheler Horn auf jeden Fall.“ Sollte er auch dort hinter den Erwartungen bleiben, müssten die Trek-Verantwortlichen neu entscheiden.

Tolle Teamleistung

Während der große Triumphator des letzten Jahres zu Beginn der Ö-Tour schwächelte, zeigte sein legitimer Nachfolger bei Gourmetfein-Simplon eindrucksvoll auf. Patrick Konrad lieferte sich einen beinharten Kampf mit den stärksten Kletterern und beendete diesen auf dem starken sechsten Platz.

„Die Etappe stimmt mich sehr zuversichtlich“, erklärte er hinterher. Die Mannschaft habe einen super Job gemacht, alle seien exzellent gefahren. In der Tat hat Gourmetfein, liebevoll „Leberkäs-Truppe“ genannt, den Top-Teams im wahrsten Sinne des Wortes eingeheizt.

Neben Konrad gelang auch Jure Golcer (SLO/Rang zehn) und Matija Kvasina (CRO/Platz zwölf) der Sprung ins Spitzenfeld. Für das rot-weiß-rote Conti-Team ergibt sich damit eine komfortable taktische Situation.

Exzellente Form

„Das kann man vielleicht ausspielen. Wenn einer schwächelt, sind noch ein, zwei andere da, die in die Bresche springen können.“ Ob er aufgrund seiner Heimat-Landesrundfahrt auf die Unterstützung seiner Teamkollegen zählen darf? „Das muss der sportliche Leiter entscheiden“, lacht er.

Konrads Form ist exzellent, das Team steht hinter dem 22-Jährigen. Der gestiegene Druck scheint dem Youngster wenig auszumachen. „Es ist schon einer da, aber das Team hat mich langsam in diese Rolle reinwachsen lassen. Bislang ist das super aufgegangen.“

In den nächsten Tagen will er das erneut unter Beweis stellen.


Henriette Werner / Christoph Nister