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Armstrong am Ende - quo vadis, Radsport?

Armstrong am Ende - quo vadis, Radsport?

Das Urteil in der größten Dopingaffäre der Sportgeschichte ist gesprochen.

Lance Armstrong ist seine sieben Titel bei der Tour de France endgültig los.

Der Radsport-Weltverband (UCI) hat die Enthüllungen der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) zum weitreichenden Dopingnetzwerk, das den Erfolgen des Texaners zugrunde lag, am Montag anerkannt.

Der 41-Jährige wurde lebenslang gesperrt, alle seine Ergebnisse seit 1. August 1998 wurden annulliert.

"Historischer Tag für den Radsport"

Der ehemalige Rekordsieger der Tour ist damit endgültig ein gefallener Held.

"Lance Armstrong hat keinen Platz im Radsport", betonte UCI-Präsident Pat McQuaid am Montag bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz in Genf.

Der Ire sprach von einem "historischen Tag" für den Sport, gestand aber auch, dass dieser mit den Armstrong-Enthüllungen "der größten Krise seiner Geschichte" gegenüberstehe.

Was passiert mit Siegerlisten?

Armstrong hatte die Tour de France zwischen 1999 und 2005 sieben Mal in Serie gewonnen.

Ob und wie die aberkannten Titel neu vergeben werden, will die UCI ebenso in einer Sondersitzung kommenden Freitag beraten.

Die Situation ist schwierig, war doch gegen alle acht Fahrer, die in der fraglichen Zeit neben Armstrong in Paris auf dem Podest gestanden sind, zumindest ebenfalls wegen Dopings ermittelt worden.

Was passiert mit Preisgeldern?

Der Großteil der "Kronprinzen" Armstrongs bei der Frankreich-Rundfahrt war oder ist ebenfalls gesperrt.

Darunter etwa der Deutsche Jan Ullrich, der dreimal Zweiter geworden war.

Tour-Chef Christian Prudhomme hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, das Gelbe Trikot des Gesamtsiegers nicht neu zu vergeben.

Auch über Regressforderungen für die ausbezahlten Preisgelder will die UCI am Freitag entscheiden.

Systematisches Doping über Jahre

Das Beweismaterial, das die USADA gegen Armstrong angesammelt hat, ist erdrückend.

Mehr als 1.000 brisante Seiten hatte die Behörde vor zwei Wochen veröffentlicht und damit das "ausgeklügeltste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm, das der Sport je gesehen hat" nachgewiesen.

Jahrelang und systematisch habe Armstrong mit EPO, Testosteron, Kortison und Blutdoping betrogen - und seine Teamkollegen ebenfalls dazu genötigt.

"Können nicht alle rauswerfen"

Mehrere frühere Gefährten in den Rennställen US Postal bzw. Discovery Channel, die vom "Chef" höchstpersönlich zum Doping angestiftet worden waren, hatten unter Eid gegen Armstrong ausgesagt.

"Was ich im USADA-Bericht gelesen habe, macht mich krank", erklärte McQuaid, der es bedauerte, "dass wir nicht alle von ihnen erwischen und aus dem Sport werfen können".

Mit ihnen, da waren die Sportbetrüger gemeint.

Nie positiv getestet worden?

Armstrong hat sich zu den Urteilen bisher gelassen gezeigt, von einer Hexenjagd gesprochen.

Am Wochenende ließ er sich in seiner Heimatstadt Austin sogar bei einer Charity-Veranstaltung seiner Stiftung "Livestrong" feiern.

Der Texaner betonte, nie in seiner Karriere positiv getestet worden zu sein - das glauben mittlerweile aber die wenigsten.

Schlüssigen Informationen zufolge existieren positive Proben von der Tour de France 1999 und der Tour de Suisse 2001.

"Hat keine Vertuschung gegeben"

Anschuldigungen, der Weltverband habe diese Proben vertuschen wollen, wies McQuaid allerdings entschieden zurück.

"So etwas hat es nicht gegeben", betonte der seit 2005 amtierende UCI-Boss, der sich zumindest öffentlich dem Kampf gegen Doping verschrieben hat.

An Rücktritt denke er nicht. Dabei soll das Internationale Olympische Komitee (IOC) seine Verflechtungen in die Affäre prüfen.

Die Erfolge Armstrongs fallen in die Ära seines umstrittenen Vorgängers Hein Verbruggen.