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Das sagt die Sport-Prominenz zur Olympia-Pleite

Das sagt die Sport-Prominenz zur Olympia-Pleite

Nach den für Österreich medaillenlosen Olympischen Spielen in London 2012 ist eine Grundsatz-Diskussion über die aktuellen Sport-Strukturen und die -Förderung in Österreich entstanden.

Die APA - Austria Presse Agentur befragte namhafte Personen, von Sportminister Norbert Darabos über Österreichs drei Sommer-Doppel-Olympiasieger Peter Seisenbacher, Roman Hagara und Hans Peter Steinacher bis zu Wissenschaftlern wie Otmar Weiß zu den aktuellen Themen.

Die drei Fragen zum schwachen Abschneiden in London:

1. Wie kommentieren sie das Abschneiden Österreichs bei den Olympischen Spielen in London, was sind ihrer Meinung nach die Gründe dafür?

2. Ist die österreichische Sportförderung zeitgemäß und effizient und fließen genügend Mittel in den Sport?

3. Was muss sich ändern? Sind Zusammenlegung und Konzentration der Strukturen und der Förderung ein probates Mittel oder soll man alles eher so lassen wie es ist?

Norbert Darabos (Sportminister):

1. "Das Ergebnis ist enttäuschend, wir dürfen jetzt nicht typisch österreichisch zur Tagesordnung übergehen. Wir sind immer Weltmeister im Schönreden. Das muss ein Ende haben. Es geht darum, die Sportler mehr zu unterstützen, dass in Zukunft bessere Leistungen auch bei Sommerspielen möglich sind. Ich bin fest entschlossen, das Sportsystem in Österreich im Sinne der Sportler grundlegend zu ändern. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir in Zukunft wieder mehr Medaillenanwärter zu Olympischen Sommerspielen bekommen, als es bei diesen Spielen der Fall war. Ich möchte einen Talente-Pool ganz gezielt für Rio 2016 aufbauen. In Rio müssen wir uns zum Ziel setzen, Medaillen zu machen."

2. "Sie ist in dieser Form nicht mehr zeitgemäß, stammt noch aus der Nachkriegszeit. Die Mittel sind grundsätzlich genug, sie müssen aber besser und wirksamer eingesetzt werden."

3. "Ich will mehr Leistungsdenken in der Spitzensportförderung. Es geht um einen Paradigmenwechsel weg von der Gießkanne hin zur Leistungsförderung. Professionelle Verbände, die zum Beispiel auch sehr gute Nachwuchsarbeit leisten, sollen gezielter und stärker gefördert werden als andere. Wir müssen uns Ziele setzen, die wir dann mit aller Kraft auch verfolgen. Darüber hinaus müssen bessere Kontrolle und Transparenz herrschen. Es gibt viele Widerstände, die wir jetzt aufbrechen müssen. Man sollte auch offen über die Zusammenlegung von Strukturen nachdenken. Schlankere Strukturen bedeuten weniger Verwaltungsaufwand und damit mehr Geld für die Sportler."

Roman Hagara (Zweifacher Segel-Olympiasieger im Tornado):

1. "In Sportarten, wo es wirklich die Chancen auf vollen Erfolg gibt, muss man eben noch mehr fördern und bessere Strukturen zur Verfügung stellen. In den Sportarten, wo wirkliches Medaillenpotenzial ist, muss man von Verbandsseite alles versuchen und auch investieren. Nur dann kann man erfolgreich sein. Es gibt keinen Athleten, dem ich etwas vorwerfen kann. Ich bin sogar überrascht, wie gut manche abgeschnitten haben."

2. "Das will ich nicht kommentieren. Fakt ist, dass ohne persönliche Sponsoren im Spitzensport kein Überleben möglich ist. Ich erinnere an unsere Situation: 220 Trainings- und Wettkampftage im Jahr, Dutzende Flüge, Materialbruch, Mental-Coach, Coach, Management, etc. Ohne Sponsoren - die uns nicht nur finanziell, sondern auf allen Ebenen unterstützen und unterstützt haben, hätten wir in der olympischen Segelklasse keine Chance gehabt, an der Weltspitze zu segeln. Es wäre uns unmöglich gewesen, unser Ziel zu erreichen. Es ist jetzt in der Extreme Sailing Series ganz gleich. Wir sind jetzt auf Großbooten in der Weltspitze dabei und erfolgreich, weil wir ein unglaublich gut funktionierendes Team haben. Am Wasser und am Land."

3. "Man muss ein System finden, um Sportlern eine Basis zu geben. Wenn ich meine volle Energie in den Sport stecke, mein gesamtes Leben darauf ausrichte, darf es nicht sein, dass viele Top-Athleten finanziell keineswegs abgesichert sind. Keine Perspektiven haben. Viele österreichische Athleten haben einen Brotberuf und versuchen gleichzeitig, die Weltspitze zu erklimmen. Schaut man sich in allen Sportarten der Welt die Weltspitze an, sind überall Profis ganz vorne. Hans Peter und ich haben für unseren sportlichen Erfolg wirklich alles untergeordnet, haben unseren Brotberuf unter vollem Risiko aufgegeben, sind oft auf die Schnauze gefallen, aber immer wieder aufgestanden und am Ende hat es sich bezahlt gemacht. Man darf das Risiko, dass ein Spitzensportler eingeht, aber nicht unterschätzen. Bei Olympia werden nur drei Medaillen vergeben. Wer Vierter geworden ist, interessiert wirklich niemanden."

Toni Innauer (Skisprung-Olympiasieger, ehemaliger ÖSV-Trainer und -Nordischer Direktor):

1. "Ich habe zu wenig mitgekriegt, weil ich es zu wenig intensiv verfolgt habe. Ich finde, dass man sich in vielen Bereichen so verkauft hat, dass man sich auf keinen Fall genieren muss. Man sieht halt, in welcher Sportart auch immer, für die ersten drei Plätze brauchst du herausragende Leistungen. Das Potenzial, dass wir mit durchschnittlichen Leistungen eine Medaille machen, haben wir halt im Sommersport nicht."

2. "Das ist sehr differenziert zu sehen, denn die österreichische Sportförderung allein wird einen Staat wie Österreich nicht ganz 'derreißen'. Das sieht man am Beispiel Skiverband. Es ist nicht die Förderung, die man staatlicherweise zugewendet kriegt, die ein ganzes, starkes Sportsystem ausmacht. Da sind schon sehr viele Überlegungen notwendig, wenn man das im Sommersport aufziehen will. Sprich, der Skiverband lukriert einen Haufen Mittel aus Fernsehrechten und aus Werbung und hat ganz andere Möglichkeiten. Das ist nicht allein vom österreichischen Sportsystem abhängig. Beim österreichischen Sportsystem an sich sollte man sich auch nicht scheuen, es sich immer wieder einmal anzuschauen. Aber ich glaube man bemüht sich doch im Vergleich zu anderen kleinen Nationen sehr, eine vernünftige Sportförderung aufzustellen. Den Ausschlag geben oft andere Dinge, die nicht nur staatlicherseits gefördert werden."

3. "Einen Schnellschuss möchte ich nicht rauslassen. Ich habe einmal einen Vorschlag gemacht, der eine Idee skizziert, die angelehnt ist an das doch erfolgreichste Modell Skiverband. Der Skiverband ist ja nicht nur Ski alpin oder Skispringen, sondern sehr viele Sportarten unter einem Fachverbandsdach, wo irrsinnig viele Synergien zu lukrieren sind. Und habe ich gesagt, so etwas ähnliches könnte ein Ballsportverband mit der Lokomotive Fußball auch darstellen. Da entsteht eine ganz andere Dynamik als wenn Volleyball, Beach-Volleyball, Handball, Feldhockey alle auf Eigeninitiativen versuchen, sich über Wasser zu halten. Was wir z.B. im Skispringen über Jahrzehnte gemacht haben, kann man nicht in einem Jahr verordnen und sagen, das machen jetzt alle so."

Ronnie Leitgeb (ÖTV-Präsident, Manager von Jürgen Melzer, Markus Rogan und Tamira Paszek):

1. "Österreich ist kein klassisches Sommersport-Land. Es ist immer der Druck da, sich an den Erfolgen der Winter-Olympiade zu messen, was natürlich nicht möglich ist. Für mich überraschend ist, dass wir uns in den Grundsportarten so schwertun wie z.B. in der Leichtathletik."

2. "Nein, also da bin ich schon beim Darabos (Sportminister Norbert, Anm.). Es gibt sehr viele Parallelen, wenn ich es jetzt aus der Sicht unseres Fachverbandes sehe. Breitensport wird gefördert von den Dachverbänden und vom Fachverband und ich glaube am Ende des Tages ist das eine Aufgabe des Fachverbandes."

3. "Ich glaube schon, dass es einen Reformbedarf braucht, dass man die Mittel konzentriert auf einige wenige Sportarten, wo wir auch international eine Chance haben auf der einen Seite. Auf der anderen Seite glaube ich, dass insgesamt an der Basis eine größere Sportbewegung notwendig ist. Dass heißt mehr Integration in das Schulwesen, mehr Bewegungs-Angebot für die Kinder. Am Ende des Tages ist die Spitzensportförderung nur die Spitze des Eisbergs, weil das sind ja schon die, die überhaupt die Entscheidung zum Sport getroffen haben. Wir brauchen eine breitere Basis."

Gunnar Prokop (Gründer, ehemaliger Cheftrainer und Manager von Hypo Niederösterreich, Gründer des Leistungssportzentrums Südstadt, ehemaliger Leichtathletik-Trainer):

1. "Es ist eine unglaubliche Ungerechtigkeit, dass man von Olympia-Touristen spricht. Diese Leute haben vier Jahre lang gearbeitet wie Berserker und in London ihr Bestes gegeben. Dass man manche Athleten entsendet, obwohl ihre Leistung nicht dem internationalen Limit entspricht, ist die Schuld von den Verbänden. Da muss man strengere Richtlinien festsetzen. So traurig es klingt und so weh es tut, aber wir sind einfach keine Sportnation. Die Gründe für so ein Ergebnis fangen im Kindergarten und in der Volksschule an, wo die Kinder keine Bewegung machen. Das kann doch nicht sein. Da müssen sich alle Ministerien, also Unterrichts-, Gesundheits- und Sportministerium gemeinsam hinsetzen, um das zu ändern. Das fängt also in der Kinder- und Schulerziehung an und geht bis dahin, wenn man sich anschaut, wie der Sport in Österreich organisiert ist. Wir haben keine Struktur im Sport. Wir sind zufrieden, wenn zu Rapid gegen Austria 15.000 Zuschauer kommen, aber das hat noch lange nichts mit einem Sportsystem zu tun. Die besten Ergebnisse liefern sowieso meistens die, die auf Eigeninitiative arbeiten, wie die Jukic' (Dinko und Mirna, Anm.) und  (Markus, Anm.) Rogan. Aber das sind alles nur Einzelzellen, da steckt kein Verband dahinter."

  2. "Mittel kann es nie genug geben, aber grundsätzlich mangelt es nicht am Geld. Das wäre da. Wenn Herr (Sportminister Norbert, Anm.) Darabos jetzt ankündigt, die Förderung anders zu verteilen, dann macht das noch lange kein System aus."

 3. "Das Problem ist, dass jeder mitredet, die Fachverbände und die Dachverbände. Die Dachverbände dürfen mit dem Spitzensport nichts zu tun haben. Außerdem ist das leider alles ein politisches System, jeder Verband und jede Organisation wird politisch bestimmt. Das dürfte nicht sein. In anderen Ländern sind ehemalige Olympiasieger an der Spitze, bei uns wird ein Präsident politisch bestimmt. Ehemalige Leistungssportler müssen in solche Positionen. Man muss hergehen und unabhängige Leute zusammenbringen, das dürfen keine Funktionäre sein. Vor allem auch Fachmänner aus dem Ausland muss man dazunehmen. Unter (Ex-Bundeskanzler Alfred, Anm.) Gusenbauer hat es so einen Weisenrat mit rund 30 Leuten schon gegeben, da sind viele gute Ideen entstanden. Dann kommt Darabos und schmeißt dieses Buch einfach weg."

Peter Seisenbacher (Doppel-Olympiasieger Judo):

 1. "Die Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn jede Sportart ist anders. Da muss man sich für eine seriöse Antwort ordentlich Gedanken machen. Bei Olympia konkurriert man mit über 100 Nationen und wir sind immer wieder überrascht, wie viel bei dieser dynamischen Entwicklung im Sport weitergegangen ist. Und dann sind wir ungehalten, dass andere schneller sind. In Österreich ist das Verständnis für Leistungssport, dieser Wille, unbedingt Erster werden zu wollen, nicht da. Mercedes hat ein Super-Formel-1-Auto gebaut, war dann in den Rennen aber hinten und wusste nicht, warum. So geht es uns jetzt auch."

 2. "Es liegt nicht an der Geldmenge. Es geht ja nicht nur um die finanzielle Förderung, sondern um das Gesamtsystem. Wenn da ein Fehler drin ist, kann am Ende nichts rauskommen. Und unsere Struktur stammt aus der Nachkriegszeit."

 3. "Wir brauchen erstens eine moderne Organisationsstruktur und zweitens muss man den Geist des Spitzensports verstehen. Man muss zeigen wollen, dass man zur Spitze gehört. Dass man alles tut, um besser zu sein. Es ist ein richtiger Kampf, es geht um die Gesamteinstellung. Wenn man immer nur ein Ziel verfolgt, nämlich Gold zu wollen, ergibt sich der Rest von selbst. Viele, die jetzt in Österreich mitdiskutieren, kämpfen aber nur um ihre Positionen. Das ist nicht das, was den Mercedes schneller macht. Es muss eine Organisation geschaffen werden, an der alle beteiligt sind und an deren Ende eine Einzelleistung die Leistung eines ganzen Landes darstellt, denn bei Olympia steht immer ein ganzes Land in der Auslage. So eine Organisation muss geschaffen werden. Nicht eine mit Beamten, sondern eine Pyramide, auf der ganz oben der Beste der Welt steht."

Hans Peter Steinacher (Zweifacher Segel-Olympiasieger im Tornado):

 1. "Der Tag hat weltweit 24 Stunden, auch österreichische Athleten nützen den Tag und sind mit voller Energie im Training. Ausschlaggebend ist aber nur das hochwertigste Training in funktionierenden, modernen, ausgereiften und stetig wachsenden Strukturen. Man braucht die besten Trainer, zeitgerechte Sportstätten. Ein Athlet ohne das richtige Umfeld ist nur in Ausnahmefällen erfolgreich. Am Beispiel von England kann man das erkennen. Es wurden für Olympia neue Sportstätten gebaut, die besten Trainer der Welt wollten in das Land, die Nation war medaillenhungrig. Die Athleten sind die selben wie vor vier Jahren, nur die Vorbereitung war besser."

 2. "Ich habe keinen Einblick in das Sportfördersystem. Die Förderungen laufen über die Verbände und nicht über die Athleten. Athleten konzentrieren sich Gott sei Dank auf den Sport. Die Struktur ist für die effiziente Förderung notwendig. Klar ist: Der Sport entwickelt sich rasend schnell. Sicher schneller als die Struktur bzw. das Fördersystem. Man darf aber auch nie vergessen, dass wir im Vergleich zu den Top-Nationen bei Olympia ein kleines Land sind, das mit anderen Mitteln haushalten muss."

 3. "Es muss ein unabhängiges Sportressort geschaffen werden. Es geht im Sport - zumindest nach meinem Verständnis - nicht um Parteipolitik und persönliche Empfindungen. Es geht darum, Talente effizient zu fördern und Athleten mit Potenzial an den professionellen Sport und die Weltspitze heranzuführen. Unabhängig von der Sportart."

Otmar Weiß (Stellvertretender Leiter des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport der Universität Wien):

 1. "Für eine kleines Land wie Österreich ist das Ergebnis nichts Außergewöhnliches. Außergewöhnlich ist, wenn wir bei Olympischen Spielen Medaillen erringen. Defizite gibt es aber in Österreich: Die Schulmisere in Österreich ist auch eine Schulsportmisere. Seit Jahrzehnten erfolgt eine Reduktion des Schulsports. Die Hälfte aller Jugendlichen besuchen Berufsschulen, wo es gar keinen Sport gibt. In der Volksschule gibt es keine ausgebildeten Sportlehrer. Das goldene motorische Lernalter in der Volksschule wird nicht genutzt. Damit leidet auch der Stellenwert und die Bedeutung des Sports. Aufgrund von zu wenig Anerkennung fehlt folglich die Motivation. Insgesamt ist die Professionalisierung des Sports und der Sportorganisation in Österreich, was das Trainerwesen, die Sportmanager, die Problematik Ehrenamt und Hauptamt betrifft, noch nicht sehr weit fortgeschritten."

 2. "Mittel sind im österreichischen Sport ausreichend vorhanden."

 3. "Es muss eine generelle Aufwertung des Sports in der Schule und in anderen Institutionen erfolgen. Außerdem sollte es eine frühe Selektion der Talente geben. Ein Prämiensystem als Anreiz könnte ein Ansatz sein."

Leo Windtner (ÖFB-Präsident):

 1. "In Österreich fehlt ein umfassendes Bekenntnis zum Sport. Sport muss ein Anliegen von Politik und Gesellschaft sein, sonst geht es in einem kleinen Land nicht. Wir fordern seit 30 Jahren die tägliche Turnstunde und jammern über Fettleibigkeit. Auch Österreicher haben ein Sieger-Gen, das zeigen Sportler wie Hermann Maier, Thomas Muster oder David Alaba. Das gehört forciert und vom System gefördert."

 2. "Sportförderung muss ein nationales Anliegen werden, nicht nur ein Lippenbekenntnis. Wir hinken in der Sportförderung nach, das Verhältnis der Sportförderung zur Kulturförderung beträgt 1:10. Es bedarf einer Aufstockung und Konzentration der Mittel."

 3. "Eine Straffung ist sicherlich gut, aber auch, was den Bereich der Ministerien betrifft. Der Sport erbringt Leistungen bei verschiedenen Ressorts, im Unterricht, für die Gesundheit und die Integration. Man sollte jetzt keine Schnellschuss-Gesetzgebung machen. Man soll die hellsten Köpfe zusammenführen - wir haben viele, erfolgreiche Leute - und das grundsätzlich anpacken. Man muss sich das Gesamtkonzept anschauen, es bedarf einer klaren Zielsetzung und klarer Kontrolle. Aber nicht wie jetzt, dass man Medaillen vorgibt, sondern Entwicklungsschritte: wo wollen wir wann stehen. Wir brauchen ordentliche Strukturen, aber für unsere Voraussetzungen und keine Kopie von Ländern, die zehnmal so groß wie Österreich sind."

Peter Wittmann (Präsident BSO und ASKÖ):

 1. "Natürlich wäre es schön gewesen, wenn die Leistungen der österreichischen Athleten und Athletinnen auch mit olympischen Medaillen gekrönt worden wären. Allerdings darf man nicht übersehen, dass es zahlreiche hervorragende Platzierungen gegeben hat. Österreich spielt also durchaus im Spitzenfeld mit. Die sportlichen Leistungen nur über Olympia-Medaillen zu definieren, halte ich den Sportlern gegenüber für unfair, denn sie alle haben ihr Bestes gegeben."

 2. "Dass die Förderung des Sports den zeitgemäßen Anforderungen angepasst werden soll, ist uns natürlich bewusst. Wir haben uns Gesprächen nie verschlossen, man muss dazu aber auch mit uns reden. Wir haben uns immer eingebracht, wo es ging. Die BSO ist nicht gegen Reformen. Ganz im Gegenteil, es ist ja auch in unserem Sinn, dass die Mittel effizient und leistungsorientiert verwendet werden."

 3. "Wir hatten in der BSO einen internen Reformprozess, an dem sich alle Mitgliedsverbände beteiligt haben. Wir haben die BSO-Positionen zum Gesetz dem Sportminister übermittelt, der Spitzensportausschuss hat sich damit eingehend befasst, alle Verbände konnten bei uns ihre Stellungnahmen zum Gesetz abgeben. Es muss sich einiges ändern, dazu muss eine offene Diskussion ohne Tabus geführt werden. Die BSO hat immer das Gespräch gesucht."

Philipp Unfried (Trainer von Beate Schrott):

 1. "Ich habe mich stark auf unseren Wettkampf fokussiert und nicht soviel mitbekommen. Ich habe mich auch eher von den Medien (Anm.: dem Konsum) ferngehalten."

 2. "Es wäre sicher gut, wenn das Training und das Trainersystem professioneller wird. Wir haben mit dem STKZ (Sportwissenschaftliches und therapeutisches Kletter-Zentrum) in Weinburg ein optimales Zentrum. Das wird vom Land Niederösterreich gut unterstützt. Aber es ist österreichweit mehr förderungswürdig. Es sollten mehr Athleten auf eine professionelle Trainingssteuerung zugreifen können."

 3. "Ich glaube nicht, dass wenn ÖOC und BSO zusammengehen, es dann deswegen in Rio sieben Medaillen geben wird. Wir müssen die Vorteile als kleines Land nutzen, die wir gegenüber größeren Ländern haben. Wir könnten uns mehr auf die Leistungsträger konzentrieren, da geht eine Individualförderung besser als in großen Ländern. Im Nachwuchs muss ein Scouting professioneller betrieben werden. Da könnte man frühzeitig sagen, wer was kann. Es muss ein bisschen ein breitgefächertes Screening sein. Da muss es aber die Mittel geben, damit die Verbände das machen können. In Österreich haben wir viel Know-how. Man muss nicht deswegen über die Grenzen gehen, weil es dort alle besser machen. Es geht, in Österreich die sportlichen Grundlagen aufzubauen. Nur muss man dafür versuchen, die Ressourcen im Land zu bündeln."