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Olympia-Rückblick: Skandale, Dramen, Lichtblicke

Olympia-Rückblick: Skandale, Dramen, Lichtblicke

Kaum hatte das Olympia-Feeling so richtig um sich gegriffen, waren die Spiele der XXX. Olympiade auch schon wieder beendet.

302 Entscheidungen in 26 Sportarten hielten sie bereit. 162 gingen auf das Konto des "starken Geschlechts", 132 wurden für Damen ausgetragen, acht in Mixed-Bewerben.

Für Österreich hielten die Spiele in London viele Enttäuschungen parat. Einige wenige Lichtblicke erwärmten aber auch die Herzen der geschundenen rot-weiß-roten Fan-Seelen.

"Nobodys" und Superstars im Blickpunkt

International stachen einmal mehr gestandene Größen wie Usain Bolt oder Michael Phelps, die bereits den Spielen 2008 in Peking ihren Stempel aufdrückten, heraus.

Doch nicht nur die großen Namen lieferten große Geschichten. Hin und wieder rückten "Nobodys" in den Blickpunkt und raubten den Superstars die Show.

Wie zu befürchten, blieb auch der eine oder andere Skandal nicht aus. Die größten Aufreger, rot-weiß-rote Lichtblicke & Tiefschläge und vieles mehr im LAOLA1-Olympia-Rückblick:


Rot-weiß-rote Lichtblicke, Dramen, Aufreger und mehr im ERSTEN TEIL

 

Sind Sportler nun dumm, wenn sie erfolgreich sind oder sind es dann, wenn sie sich mit unnötigen Aussagen von ihrer Kernaufgabe ablenken und der Konkurrenz hinterher schwimmen? Schwimmer Markus Rogan gehörten zwar einmal mehr die Schlagzeilen, darauf einbilden braucht er sich angesichts seiner schwachen Olympia-Leistungen (Halbfinal-Aus über 200m Lagen) nun wirklich nichts.

Wäre Dinko Jukic nicht gewesen - Österreichs Schwimmer würden zweifellos in die Kategorie "gnadenlos abgesoffen" gehören. Denn abgesehen vom 23-Jährigen hatte der OSV nicht viel zu bieten. Ob nun Rogan oder Sebastian Stoss, Jördis Steinegger und wie sie alle heißen: London 2012 war aus sportlicher Sicht keine Reise wert.

Ähnliches gilt für Österreichs erfolgreichste Filzkugeljäger. Nun ja, von "erfolgreich" kann in diesem Fall nicht die Rede sein. Jürgen Melzer musste im Tennis-Einzel bereits in der 1. Runde die Segel streichen, nachdem Marin Cilic für den Niederösterreicher eine Nummer zu groß war.

Ähnlich erging es Tamira Paszek, die wenige Wochen nach ihrem Viertelfinal-Einzug beim Grand Slam in Wimbledon an selber Stelle schon an der Auftakthürde Alize Cornet scheiterte. Zu allem Überfluss gelang es auch dem Doppel Melzer/Alexander Peya nicht, das Ruder herumzureißen. Im zweiten Spiel gegen die Spanier Ferrer/Lopez war Endstation.

Weltmeisterin 2010, Weltmeisterin 2011 - Corinna Kuhnle war Österreichs heißestes Eisen im Kampf um eine Olympia-Medaille. In London war sie jedoch nicht heiß genug, die 25-jährige Kanutin zeigte im Finale des Wildwasser-Slaloms Nerven.

So kam es, wie es kommen musste: Kuhnle ging leer aus und kam nicht über Rang acht hinaus. "Das ist meine erste Chance bei Olympia gewesen. In vier Jahren in Rio werde ich eine zweite bekommen", blickte sie bereits voraus. Vier Jahre sind allerdings lang und auch Kuhnle hat keine Garantie, auch dann wieder zum engsten Favoritenkreis zu gehören.

 

 

Zu einer Medaille hat es für Merve Aydin bei den Olympischen Spielen nicht gereicht, zur Eroberung der Herzen aller Fans allemal. Die türkische Leichtathletin errang ein Ticket für den 800m-Bewerb, musste jedoch schon im Vorlauf die Segel streichen.

Kurz nach dem Start zog sich die 22-Jährige eine Fußverletzung zu, wodurch sie chancenlos war. Aydin nahm sich jedoch das Motto "Dabei sein ist alles" zu Herzen und wollte das Rennen unbedingt zu Ende bringen. Hinkend lief sie der Konkurrenz hinterher, erhielt jedoch frenetischen Beifall der 80.000 Fans im Stadion. Mehr als 1:20 min nach Vorlauf-Siegerin Mariya Savinova schleppte sie sich ins Ziel.

Ein Anruf im Mai veränderte Masempe Thekos Leben. "Du darfst zu den Olympischen Spielen", verlautbarte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Theko war "sprachlos", ließ sich diese einmalige Chance aber freilich nicht entgehen.

Die 25-Jährige Schwimmerin aus Lesotho war sich bewusst, nicht den Hauch einer Chance zu haben, fühlte sich nach ihrem Vorlauf-Aus dennoch als "Siegerin - einfach nur, weil ich dabei sein darf". In ihrem Heimatland wurde sie gefeiert: "Ich habe unendlich viele Mails und SMS bekommen." Ihre 50m beendete die nicht ganz so austrainierte Theko in 42,35 Sekunden, womit sie rund 18 Sekunden länger brauchte als die Schnellste.

Auch dem Dritten im Bunde war die Gunst der Zuschauer gewiss. Ähnlich wie bei Schwimmerin Ketho hielten sich auch bei Hamadou Djibo Issaka, einem Ruderer aus dem Niger, die Ambitionen auf einen Spitzenplatz mehr als in Grenzen.

Auf dem Dorney Lake ging es für den 35-Jährigen vielmehr darum, den inneren Schweinehund zu bezwingen und das Rennen zu beenden. Das war auch dem Stadionsprecher bewusst, als er - nachdem die Konkurrenz längst im Ziel war - ein lautes "Du schaffst das!" ins Mikrofon brüllte. Und tatsächlich, unter dem Beifall Tausender Zuschauer, beendete auch er das Rennen.

 

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Nicht jeder Olympia-Teilnehmer schwimmt im Geld. Im Gegenteil, für viele ist der finanzielle Aufwand nur schwer zu stemmen. Während sich ein Gros um Sponsoren bemüht, nahm Taekwondo-Kämpfer Logan Campbell sein Schicksal selbst in die Hand. Was lag also näher, als ein eigenes Bordell zu gründen, um die Kassen zu füllen? Der Neuseeländer lukrierte das nötige Geld, trennte sich anschließend jedoch wieder vom "hochklassigen Etablissement", wie er gerne betonte, da das NOC der "Kiwis" die Befürchtung hatte, Campbell würde seinen Sport in Verruf bringen.

Olympia ist mehr als ein Wettkampf. Den besten Beweis dafür lieferte Robyn Glynn, die Tochter des Ex-Leichtathleten George Every. Dieser gewann 1948 in London Olympia-Silber im Dreisprung und verstarb im Jahr 2006 im Alter von 81 Jahren. Um ihn dennoch zurück auf die Insel zu bringen, schmiedete Glynn einen Plan, um ihrem Vater diesen Wunsch zu erfüllen. "Wir nahmen seine Asche mit zum Dreisprung-Wettkampf", gestand sie in einem Interview. "Wir haben uns an den Rand der Strecke geschlichen und seine Asche verstreut. Der Wind hat sie direkt über den Dreisprung-Anlauf geweht."

Manche Athleten sind nicht nur in ihrer jeweiligen Sportart top, sondern auch bei der Trinkfestigkeit stets im Spitzenfeld zu finden. Der Belgier Gijs van Hoecke, ein Bahnradfahrer, hat es während der Spiele in London allerdings übertrieben. Britische Fotografen erwischten ihn nach einer Sauf-Tour, sodass ein Bild die Runde machte, das den 15. im Omnium-Bewerb sturzbetrunken zeigte. Mit geschlossenen Augen und nasser Kleidung wurde er von zwei Kollegen in ein Taxi gehoben. Das Belgische Olympische Komitee hatte kein Verständnis und schickte ihn nach Hause.

 

 

Die Fans: Mehr als eine Millionen Fans beim Rad-Straßenrennen, rund 250.000 Zuschauer beim Triathlon, täglich 80.000 bei der Leichtathletik. Egal, um welche Sportart es sich handelte, die Briten wollten sich live und vor Ort vom Olympia-Fieber anstecken lassen. Die Stimmung - ob nun im Aquatics Centre, am Horse Guards Parade oder im Velodrome - war faszinierend.

Die Royals: Allen voran sei hier Herzogin Kate erwähnt, die sich täglich von der tollen Stimmung anstecken ließ und mit den Athleten mitfieberte. Auch die Prinzen Williams und Harry, deren Vater Charles mit Camilla sowie Staatsoberhaupt Queen Elizabeth II. (was für ein Auftritt mit "James Bond") und ihr Gemahl Prinz Philip ließen es sich nicht nehmen, Olympia hautnah zu erleben.

Die Gleichstellung der Frauen: Erstmals in der Geschichte Olympischer Spiele entsandte jedes teilnehmende Land auch zumindest eine Frau zu den Titelkämpfen. Katar und Brunei kündigten bereits vor Monaten an, dieses Vorhaben in die Tat umsetzen zu wollen. Saudi-Arabien konnte in den Wochen vor Beginn der Spiele ebenfalls überzeugt werden. Selbst wenn ihre Teilnahme - wie im Falle der saudischen Judoka Wodjan Ali Seraj Abdulrahim Shahrkhani - nur von kurzer Dauer war, so darf man sie dennoch als Erfolg werten.

Die Eurosport-Kommentatoren: Während die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten hierzulande und in Deutschland teilweise aufgrund mangelnder Fachkenntnisse der Kommentatoren kein Genuss für die Ohren darstellten, überzeugte der Spartensender vollends. Matthias Stach (mit "Co" Thomas Rupprath), Karsten Migels (mit "Co" Jean-Claude Leclerq) oder auch Ron Ringguth waren stets Herr der Lage. Einmal mehr unschlagbar: Das Leichtathletik-Duo Dirk Thiele und Sigi Heinrich.

Manteo Mitchell: Auf einmal machte es "knacks". "Als ich die 200m-Marke passiert hatte, habe ich gefühlt, dass es gebrochen ist", spricht der US-Amerikaner seinen Wadenbeinbruch im 4x400m-Vorlauf an. Höllische Schmerzen durchfuhren den Körper des 25-Jährigen, der trotzdem nicht aufgeben wollte. So schleppte er sich die letzten 200m ins Ziel und war maßgeblich mitverantwortlich, dass sich sein Team für das Finale qualifizierte, in dem es - freilich ohne Mitchell - zu Silber lief.

 

 

Abschließend steht die Frage nach der Nummer eins dieser XXX. Olympischen Spiele aus. So sehr wir es auch versuchten, wir konnten uns auf keinen einzelnen Athleten festlegen. Daher wollen wir es von euch wissen - wer ist DER Olympia-Superstar schlechthin?

Máté Esterházy/Christoph Nister

 

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