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Die Farbtupfer unter den Athleten

Die Farbtupfer unter den Athleten

Ein reitender Mönch, ein Ruderer aus Niger, ein Judoka aus dem drittkleinsten Staat der Erde, und ein per Mail entdeckter Handball-Freak aus Germany:

Exoten sind in London "in" und sorgen auch bei den XXX. Olympischen Spielen für Farbtupfer.

Zwar kann das Gastgeber-Land 2012 keinen medienwirksamen "Vogel" wie den berühmtesten Kurz-Skiflieger der Welt alias "Eddie the Eagle" Edwards bieten.

Doch Typen wie den 2000 in Sydney über 100 Meter Kraul fast abgesoffenen Schwimmer Eric Moussambani aus Äquatorial-Guinea gibt es auch diesmal wieder.

400 Jahre Mönchs-Tradition

Einer der ungewöhnlichsten Olympia-Starter ist Vielseitigkeit-Reiter Kenki Sato.

Er hat eine mehr als 400 Jahre alte Tradition seiner Familie fortgesetzt und in seiner Jugend eine Ausbildung zum Mönch abgeschlossen.

"Er ist der 26. in seiner Familie", erklärte der deutsche Weltmeister Michael Jung, mit dem der Japaner seit elf Monaten trainiert. Fast vier Jahre lebt Sato inzwischen in Deutschland. Eine Olympia-Medaille war für den 1,63-Meter-Mann nie ein Thema.

Handballer als "Sporting Giants"

Per Mail hat sich Christopher Mohr gemeldet, als der englische Handball-Verband 2005 nach dem Zuschlag für London als Olympia-Stadt weltweit Spieler mit englischen Wurzeln suchte.

Über das Projekt "Sporting Giants" erhielt der aus Offenbach stammende frühere Oberliga-Spieler den Zuschlag und zog auf die Insel.

Heraus kam ein Team mit Herz, aber bescheidenem Erfolg. Mohr nahm es nach der 15:44-Packung seiner Briten gegen Frankreich sportlich: "Wir haben mit 29 Toren verloren. Vor sechs Jahren wären es 70 gewesen."

Beifall für den Letzten

Bejubelt wie ein Olympiasieger wurde Hamadou Djibo Issaka. Als der Ruderer aus Niger sich der Ziellinie näherte, erhoben sich 25.000 Tribünengäste am Ufer des Dorney Lake von den Sitzen und klatschten begeistert Beifall.

Dabei kämpfte der Publikumsliebling nicht um Medaillen, sondern kam auf der Regattastrecke von Eton als Letzter des Platzierungslaufs ins Ziel - rund 1:30 Minuten hinter dem Sieger, der wahrlich nicht Weltspitze ist.

Fragen, ob er Angst vorm Kentern habe, beantwortete der 36-Jährige mit Humor: "Kein Problem, ich kann schwimmen."

Von den Salomonen nach London

Nicht viel besser erging es in der britischen Hauptstadt Jeniy Tegu Wini. Die Gewichtheberin vom Insel-Staat Salomonen im Südwesten des Pazifiks ist zwar Zweite der Ozeanien-Meisterschaften.

Gegen die Weltspitze hat sie bei den Olympischen Spielen aber nicht die Spur einer Chance. In der Klasse bis 58 Kilo wurde die WM-27. von 2011 mit 160 Kilogramm 17. und damit Letzte.

Zum Vergleich: Olympiasiegerin Li Xueying brachte jedoch auch stattliche 246 Kilo zur Hochstrecke.

Eine Minute Olympia

Die Heimat von Judoka Sled Dowabobo ist noch viel kleiner als die Salomonen-Inseln. Die rund 2.500 Kilometer nordöstlich von Australien gelegene Insel Nauru (10.000 Einwohner) ist nach dem Vatikan und Monaco der drittkleinste Staat der Erde.

Dort arbeitet Dowabobo als Zimmermann auf dem Bau, abends trainiert er mit zwei Freunden, die schwarze Gürtel haben. Sein Olympia-Auftritt war dennoch kurz und schmerzlos - gut eine Minute.

Reiter schon 1964 dabei

Hiroshi Hoketsu ist mit 71 Jahren Teilnehmer-Senior in London. Er merke, dass er sich immer noch Stück für Stück verbessere.

"Das erhält meine Motivation", erklärte der japanische Dressur-Opa. Seine ersten Spiele erlebte er 1964 in Tokio, damals noch als Springreiter.

Ob er auch 2016 noch dabei sein wird, um den Rekord des Schweden Oscar Swahn von Antwerpen 1920 (72 Jahre, 10 Monate) zu knacken?

Wenn es nichts mit der Bestmarke für den ältesten Olympia-Teilnehmer der Geschichte werden sollte, hat der rüstige Hoketsu einen guten Grund: "Mein Pferd ist jetzt 15 und wäre für Rio zu alt."