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Teenager bei Olympia: Ein zweischneidiges Schwert

Teenager bei Olympia: Ein zweischneidiges Schwert

Citius, altius, fortius. Schneller, höher, stärker.

Das offizielle Motto der Olympischen Bewegung sollte um einen Begriff erweitert werden. Iunior. Jünger.

Durchstöbert man die Teilnehmerlisten in London, stößt man auf allerlei Teenager, die die „Senioren“ aufmischen wollten und ihr Vorhaben teilweise auch in die Tat umsetzten.

Führt man sich beispielsweise das Geburtsjahr mancher Turnerin oder Schwimmerin zu Gemüte, mutet dies doch etwas seltsam an.

Gabrielle Douglas triumphierte am Donnerstag im Mehrkampf der Kunstturnerinnen.

Deng Linlin (l.) und He Kexin (r.)
Teenies als "Gold-Fische"

Unglaubliche Szenen spielten sich auch im Becken des Aquatics Centre ab. Ye Shiwen triumphierte über 400 Meter Lagen. So weit, so verhältnismäßig "normal".

Ungewöhnlicher wird es, wenn man ihr Alter - 16 Jahre - in Betracht zieht. Gänzlich geschockt rieb sich die Sportwelt jedoch die Augen, weil die junge Chinesin auf der letzten Bahn 0,17 Sekunden schneller schwamm als Herren-Triumphator und US-Superstar Ryan Lochte.

Litauens Gold-Premiere

Nicht minder spektakulär das Auftreten Ruta Meilutytes. 116 Jahre galt Litauen bestenfalls als Randerscheinung im Schwimmsport, in London hat sich dies radikal geändert.

Im zarten Alter von 15 Jahren und 133 Tagen ließ sie sich über 100 Meter Brust von der Favoritenschar um Rebecca Soni, Satomi Suzuki oder Leisel Jones nicht einschüchtern und schwamm zur ersten litauischen Schwimm-Goldmedaille.

Den Vogel schießt jedoch das Olympische Komitee Togos ab. Dieses scheut sich nicht davor, eine 13-Jährige bei den Spielen einzusetzen.

Alter nur eine Randnotiz

Die Medien rissen sich um die beste Allrounderin in den Disziplinen Sprung, Boden, Schwebebalken und Stufenbarren.

Die aus Virginia stammende Douglas sorgte vor allem mit der Tatsache, als erste afroamerikanische Teilnehmerin den Olympiasieg nach Hause getragen zu haben, für Furore.

Ihr Alter? Bestenfalls eine Randnotiz. Im Turnen zwar nicht (mehr) außergewöhnlich, Olympia-Gold mit 16 Jahren zu erringen, sollte allerdings nichts Alltägliches werden.

Zwei alte Bekannte dabei

Interessant: Mit He Kexin und Deng Linlin (Foto rechts unten) sind zwei Chinesinnen an der Themse dabei, die bereits vor vier Jahren Schlagzeilen produzierten.

Einerseits aufgrund ihres sportlichen Erfolgs - Deng gewann einmal Gold, He sogar zweimal -, andererseits aufgrund einer glatten Lüge.

Pässe kurzerhand "adaptiert"

Wie die "New York Times" im Rahmen der Titelkämpfe vor vier Jahren enthüllte, wurde das Alter der genannten Athletinnen und weiterer Landsfrauen bzw. -mädchen gefälscht, um das im Turnen gültige Mindestalter von 16 Jahren zu umgehen.

Tatsächlich zählten sie erst 13 bzw. 14 Lenze und wären somit nicht startberechtigt gewesen.

Adzo Rebecca Kpossi ist die jüngste aller Teilnehmerinnen

Folgeschäden drohen

Zwar war für Adzo Kpossi, die im Jahr 1999 (!) geboren wurde, wenig überraschend bereits im Vorlauf Endstation, und doch sollte die Sinnfrage hinter einer solchen Nominierung erlaubt sein.

Grundsätzlich gilt bei Olympia: Unter 16 Jahren ist die Teilnahme verboten. Grund dafür ist, dass der Körper eines Teenagers davor noch mitten im Wachstum steckt und bei zu großer Belastung Folgeschäden zu befürchten sind.

Schamlose Funktionäre

Da jedoch manche Verbände - siehe oben China - schamlos betrügen und kurzerhand die Pässe fälschen, und andere ein weiteres Schlupfloch - das Mindestalter variiert bei einigen Komitees - nutzen, ist es keine Seltenheit, dass jüngere Teilnehmerinnen beim größten Sportevent der Welt ihre deutlich routinierteren Kolleginnen bezwingen.

Einerseits stellt sich die Frage, warum das Internationale Olympische Komitee nicht härter durchgreift und betroffene Verbände sanktionierte?

Andererseits spiegelt es einmal mehr die Unverfrorenheit und Rücksichtslosigkeit mancher Funktionäre wider, die nur auf den persönlichen Erfolg achten und dabei auf die Gesundheit der Teenager keine Rücksicht nehmen.

 

Christoph Nister

 

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