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Schauer: "Brauche den Rat des Herrn Jukic nicht!"

Schauer:

Chaos-Tage im Schwimmverband! Markus Rogan mit Aufreger-Interview und Disqualifikation.

Dinko Jukic mit Top-Leistungen und Rundumschlag. Den Schwimmern gehören seit Tagen die Schlagzeilen.

OSV-Präsident Paul Schauer meldete sich bislang nur einmal - und da sehr unglücklich - zu Wort.

Aber jetzt platzt auch dem höchsten Mann im Chlor-Staat der Kragen.

Im großen LAOLA1-Interview holt Schauer zum Gegenschlag aus und spricht darüber, warum er kein Problem damit hat, das neue Feindbild der Familie Jukic zu sein, wieso er von der Kritik an den Strukturen nichts hält und weshalb er zur Wiederwahl als OSV-Präsident antritt.

 

LAOLA1: Herr Präsident, im Schwimmverband geht es drunter und drüber. Markus Rogan beleidigt Hermann Maier, Dinko Jukic schießt bei jeder Gelegenheit gegen den OSV. Wie geht es Ihnen damit?

Paul Schauer: Dass es die eine oder andere Aufgeregtheit gibt, durfte ich schon mehrmals erleben. Meine persönliche Einstellung ist die, dass ich diesen Dingen mit möglichst gerechtem Gleichmut begegne und versuche, ausgleichend zu wirken. Spitzensportler brauchen scheinbar Feindbilder.

LAOLA1: Wie bitte?

Schauer: Der Wiener Verband ist seit jeher das Feindbild der Familie Jukic. Ich habe da immer versucht auszugleichen, was mir offenbar nicht gut getan hat. Jetzt muss eben der Schwimmverband als Feindbild herhalten. Zur Eigenmotivation, oder was weiß ich. Aber das ist mir immer noch lieber, als es ist ein anderer Sportler, wie zum Beispiel der Hermann Maier. Wobei ich glaube, dass das eher patschert vom Markus war.

LAOLA1: Bleiben wir noch kurz bei Dinko Jukic. Wie groß ist ihre Enttäuschung über sein Verhalten?

Schauer: Sehr groß. Beim NADA-Verfahren bin ich über 25 Stunden dabei gesessen und habe das an sich völlig gerechte Urteil mit herbeigeführt. Das alles ist sehr traurig, denn ich habe bis zur Selbstaufgabe riesige Sympathien kommuniziert.

LAOLA1: Er nennt es „konstruktive Kritik“. Wie viel können Sie dieser abgewinnen?

Schauer: Null. Die Strukturänderungen wollten wir schon beim letzten Verbandstag machen. Aber das ist damals nicht zuletzt aufgrund des Konflikts der Familie Jukic mit dem Wiener Verband gescheitert. Ich hätte es gerne durchgezogen, aber wir haben einen hauptamtlichen Sportdirektor installiert. Entscheidend bin nicht ich, entscheidend sind auch nicht die Vize-Präsidenten. Aber wir werden das auch beim Vorschlag für den nächsten Vorstand berücksichtigen.

LAOLA1: Also hat es ja neben ein paar grauen Haaren doch schon etwas gebracht, oder?

Schauer: Ich brauche den Rat des Herrn Jukic nicht. Der Verband ist auf einem sehr guten Weg. Es gibt vier entscheidende Positionen, da werden wir dramatisch verjüngen, dass sich einige wundern werden.

LAOLA1: Sie könnten auch ein „Opfer“ dieser Verjüngung werden. Angeblich soll hinter den Kulissen ein Wechsel an der Verbandsspitze vorbereitet werden?

Schauer: Aber das ist nicht der Verdienst irgendeines Sportlers, der findet, dass ihm irgendetwas nicht passt. Es gibt einen Vorschlag des Vorstandes mit einem Wahlausschuss. Am 15. September wird gewählt, dann wird man sehen. Das läuft alles planmäßig.

LAOLA1: Sie werden also am 15. September für eine Wiederwahl kandidieren?

Schauer: Wer mich kennt, weiß, dass ich ab und zu gerne singe, „My Way“ von Frank Sinatra. Ich werde mich von meinem Weg nicht abbringen lassen – und ganz sicher nicht vom Herrn Jukic!

LAOLA1: Die letzte Aussage war, dass er im Falle einer Sperre mit sofortiger Wirkung seine Karriere beenden wird?

Schauer: Er fordert Fairness ein, aber seine Fairness hat enge Grenzen. Das Verbandsgericht, bestehend aus drei hochkarätigen, unabhängigen Juristen, wird sich die Causa völlig unvoreingenommen anschauen und dann entscheiden. Ich werde sicher einen Zusatzbericht über seine Aussagen hier in London schreiben.

LAOLA1: Themenwechsel. Wie haben Sie das vorzeitige Olympia-Aus von Markus Rogan erlebt?

Schauer: Wenn ich ganz ehrlich bin: Im Taxi! Ich bin gefahren, nachdem ich gesehen habe, dass Markus mit seiner Zeit 9. gewesen wäre und dass er disqualifiziert wurde. Vom Protest habe ich zunächst nichts mitbekommen. Genau wie vom Rückzieher des Südafrikaners.

LAOLA1: Disqualifikationen prägen also die Olympia-Karriere des Markus Rogan?

Schauer: Ja, das war ein kleines Deja-Vu. In Athen war Markus für 40 Minuten Olympiasieger. Die Amerikaner haben damals sehr laut und heftig wegen eines Formalfehlers protestiert. Der Zirkus hat sich bezahlt gemacht, am Ende hat Peirsol Gold mit einer sehr fadenscheinigen Begründung zurückbekommen. Das ist in mir hochgekommen. Und dass die Geschichte sehr ungerecht sein kann.

LAOLA1: Bei solchen Entscheidungen spielt immer auch Politik eine Rolle. War der Protest von vornherein ohne Chance?

Schauer: In dem Fall stimmt der Spruch: Austria is a too small country. Wir sind eben ein kleineres Land und keine Weltsportmacht. Da werden wir sicher nicht bevorzugt. Aber damit stehen wir natürlich auch nicht alleine da.

LAOLA1: Trotz 34 Medaillen bleibt Rogans Karriere ein bisschen eine „Unvollendete“, sollte er jetzt aufhören, oder?

Schauer: Ich hoffe, dass er diese unvollendete Symphonie zu einem goldenen Ende bringt. Wir haben ja in unseren Zyklen wieder Welt- und Europameisterschaften. Vielleicht setzt er seine Karriere ja noch ein, zwei Jahre fort. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass sich unsere Wege noch eine Zeit lang begleiten.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl