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Frust bei Eisel: "Damit kann ich nicht zufrieden sein!"

Frust bei Eisel:

Für Österreich laufen diese Olympischen Spiele gar nicht gut an.

Nach dem frühen Aus für Judoka Lupo Paischer und Tennis-Hoffnung Tamira Paszek haben auch die Radfahrer Bernhard Eisel und Daniel Schorn mit der Entscheidung nichts zu tun.

Der Steirer und der Salzburger landen im geschlagenen Feld - wie auch der Rest der Favoriten.

Bei LAOLA1 analysiert Bernie Eisel sein Rennen, spricht über den neuen Olympiasieger, den versilberten Teamkollegen und den gescheiterten Superstar und verrät, was ihm der Deutsche André Greipel mit auf den Weg gegeben hat.

DAS RENNEN

Nichts wurde es aus dem angekündigten Massensprint. Das Duo Alexander Vinokourov aus Kasachstan und Rigoberto Uran aus Kolumbien machte die Medaillen unter sich aus, nachdem eine Fluchtgruppe die Favoriten abgehängt hatte.

Bernhard Eisel und Daniel Schorn kamen mit dem geschlagenen Feld auf den Rängen 36 und 81 bei „The Mall“ an. „Unser Rennen war auf Sprint ausgelegt, aber dazu ist es nicht gekommen“, erklärt Eisel, der es nicht auf eigene Faust probieren wollte und konnte.

„Wofür soll ich mit einem Cancellara mitfahren? Dann kann ich gleich unten am Berg gegen den Baum fahren, weil 300 Meter später muss ich sowieso stehen bleiben.“

 

DIE ENTTÄUSCHUNG

Vor dem Rennen bezifferte Eisel seine Medaillenchancen mit 10 Prozent. Nach den 250 Kilometern musste er zugeben: „Das Tempo war extrem hoch, das hat keinen Spaß mehr gemacht.“

30 Kilometer vor dem Ziel verabschiedete sich der 31-Jährige aus der Spitze der Verfolger, um Körner für einen Massensprint zu sparen, wollte Daniel Schorn auf die Reise schicken.

Beides passierte nicht: „Traurig für mich, dass ich nur um Platz 30 sprinte. Damit kann ich nicht zufrieden sein“, hat sich Eisel mehr erwartet.

 

DER SIEGER

„Ein würdiger Abschluss seiner Karriere“, glaubt Eisel, dass der Kasache Alexander Vinokourov, der 2000 in Sydney bereits Silber gewonnen hat, nach seiner Gold-Fahrt endgültig einen Schlussstrich zieht.

Dass der 38-Jährige noch einmal ganz oben steht, ist für den ÖRV-Profi keine große Überraschung. „Vino war schon bei der Tour immer wieder ganz vorne zu finden. Vor dem Rennen hatte ich ihn eigentlich nicht auf der Rechnung, aber als wir dann unterwegs waren habe ich mir schon gedacht, dass er es heute sicher wissen will.“

Dass der mittlerweile 38-Jährige 2007 wegen Dopings für ein Jahr gesperrt war, ist für Eisel Schnee von gestern.

„Wenn ich suche, finde ich bei jedem etwas“, ist der Road Captain vom Team Sky kein Freund von aufgewärmten Geschichten. Aber: „Ich hätte mich über andere Sieger sicher mehr gefreut.“

 

DER FAVORIT

Auch wenn es im Fernsehen anders ausgesehen hat: Eisel schwört, dass er keinen Meter für Mark Cavendish gefahren ist. Aber ja, er hat probiert, am Hinterrad seines Teamkollegen zu fahren.

Bis der Deutsche André Greipel, der wie der Weltmeister auf einen Massensprint hoffte, vorbeischaute. „Er hat mir erklärt: Du, das ist Olympia, du hast kein Sky-Trikot an. Also verpiss dich!“

Cavendish bedankte sich nach dem Rennen bei seinen Teamkollegen und schreibt die Niederlage den jüngsten Erfolgen zu.

„Die meisten Teams sind schon froh, wenn wir nicht gewinnen. Aber ich sehe das als Kompliment“, so der Sprint-Superstar.

 

DER TEAMKOLLEGE

Rigoberto Uran hatte wohl kaum jemand auf der Rechnung. Der Kletter-Spezialist fährt wie Eisel für Team Sky.

„Das hat er brav gemacht! Für Mick Jagger freut es mich extrem“, lacht Eisel. Mick Jagger? „Ich versuche gerade meinen neuen Spitznamen für ihn zu etablieren.“ Zumindest bei den kolumbianischen Journalisten ist er gut angekommen.

Dem frischgebackenen Silbermedaillen-Gewinner traut der Steirer eine große Karriere zu. „Rigoberto ist der perfekte Kletterer. Den Sieg beim Giro traue ich ihm sofort zu, genau wie das Bergtrikot bei der Tour de France.“


DIE STIMMUNG

„Ich bin schon in Alpe d'Huez das Bergzeitfahren gefahren, aber was da abgegangen ist, war eine neue Dimension.“ Mehr als eine Million Fans entlang der Strecke – neuer Zuschauer-Rekord bei Olympischen Spielen.

So atemberaubend die Zahlen, so gefährlich war es teilweise für die Fahrer. „Je später das Rennen, umso höher der Alkoholpegel. Da heißt es wegbleiben von den Leuten.“

Beim letzten Anstieg auf den Box Hill hatten die Fahrer nur mehr einen Meter Platz. „Die Runde war am Limit, aber wenn du Gitter aufstellst, dann eskaliert die Situation vielleicht.“

 

DER STURZ

In drei Wochen Tour de France kam Bernhard Eisel nur einmal zu Sturz. Beim Olympia-Rennen küsst er bereits nach 10 Kilometern den Asphalt.

„Ein britischer Fan hat seine Fahne gehisst – leider genau in meinen Lenker!“ Der Steirer kann nicht mehr ausweichen und kracht seinem Vordermann ins Rad.

Weil die Wunde am Handrücken stark blutet, konsultiert er den Rennarzt. Nach einer kurzen Behandlung geht es aber weiter: „Zum Glück ist es glimpflich ausgegangen!“

 

 

Stephan Schwabl