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Schlosser: "90 Prozent der Treffer sind klar!"

Schlosser:

Das Abenteuer Olympia war für Roland Schlosser schneller vorbei als erhofft.

Aber der Vorarlberger konnte gegen den Chinesen Sheng Lei nur in der Anfangsphase mithalten.

„Im Mittelteil gab es leider ein paar Entscheidungen, die waren nicht falsch, hätten aber in beide Richtungen gehen können.“

Aufholjagd kommt zu spät

Die Richtung des Kampfrichters war die chinesische Seite der Planche. „Das hat mich ein bisschen aus der Bahn geworfen“, verlor Schlosser erst die Fassung und dann seinen Plan.

Lei, die Nummer 10 der Welt, reagierte blitzschnell und verschaffte sich mit einer Treffer-Serie den entscheidenden Vorsprung.

„In dieser Phase war ich zu passiv, das hat er eiskalt ausgenützt. Aber er ist ja nicht umsonst so weit vorne in der Weltrangliste.“

Die anschließende Aufholjagd des in Dänemark lebenden Österreichers kam zu spät, am Ende hieß es 15:9 für den Chinesen.

"90 Prozent sind klar"

Die Entscheidungen des Kampfrichters ließ er im Gespräch mit LAOLA1 nach seinem Kampf nicht als Ausrede gelten.

„Wichtig ist, dass der Kampfrichter seiner Linie treu bleibt. Das hat er in diesem Fall gemacht, er hat die selbe Aktion zwei Mal gleich gewertet.“

Dass am Ende der Kampfrichter über Sieg und Niederlage (mit-)entscheidet, findet Schlosser nicht.

„90 Prozent der Treffer sind klar und bei den restlichen 10 Prozent ist es nicht anders als beim Fußball oder Basketball. Die Kampfrichter sind ein Teil vom Fechten, wie in anderen Sportarten das Wetter.“

Anders als zum Beispiel beim Fußball ist auch der Video-Beweis beim Fechten ein Teil des Sports.

„Bei uns geht alles sehr schnell, deshalb hat der Kampfrichter die Möglichkeit, sich die Szene noch einmal anzuschauen. Er kann auch einen zweiten Kampfrichter hinzuziehen, wenn er sich nicht sicher ist. Und der Fechter hat die Möglichkeit einer Challenge“, erklärt Schlosser.

Csar sieht sich im Recht

Vom Fecht-Skandal im Degen-Halbfinale der Damen hat er am Abend vor seinem Gefecht aus dem Fernsehen erfahren.

Im Gefecht zwischen der Deutschen Britta Heidemann und der Südkoreanerin Shin A-Lam war in der letzten Sekunde der einminütigen Verlängerung beim Stand von 5:5 drei Mal angefochten worden, ohne, dass das akustische Signal für das Ende des Kampfes ertönte oder ein Treffer gelandet wurde.

Erst im vierten Versuch focht sich Heidemann zum Sieg. Shin begab sich darauf hin in einen Sitzstreik an der Planche.

Mittendrin: die Salzburgerin Barbara Csar, die beim Skandal-Gefecht Kampfrichterin war.

Sie sagt: „Ich habe mich regelkonform verhalten“ und verweist darauf, dass sie nur für das Geschehen auf der Planche, nicht aber für die Zeitnehmung zuständig ist.

"Fragwürdiges Vorgehen"

Roland Schlosser sieht es ähnlich: „Ich bin selbst kein Kampfrichter, aber sie hat das ganz vernünftig gemacht. Ich finde es eher fragwürdig, wie sich das Technische Direktorium verhalten hat“, versteht der 29-Jährige nicht, „warum man eine halbe Stunde diskutieren muss, bis das gelöst ist.“

Für Csar sei es, so Schlosser weiter, eine große Auszeichnung bei den Olympischen Spielen ein Halbfinale zu leiten.

„Sie hat sich als Kampfrichterin enorm entwickelt und wurde nicht umsonst eingeladen."

 

Stephan Schwabl