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Ein "Randsportler" ist zurück auf der großen Bühne

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Nein, mit D'Artagnan und seinen Musketieren hat das Fechten von heute nicht mehr viel gemein.

Wenn Roland Schlosser auf die Planche, so wird die Fechtbahn im französischen Fachjargon genannt, geht, so hat er ein E-Florett, das mit Hilfe einer E-Weste elektronisch signalisiert, ob der Vorarlberger seinen Gegner getroffen hat oder nicht.

Nach einer ordentlichen Vorbereitung – der 31-Jährige arbeitet in seiner Wahlheimat Dänemark als Software-Entwickler – hofft Schlosser in London auf möglichst viele Treffer.

Die sind ihm zumindest im LAOLA1-Interview schon einmal gelungen.

Ein Gespräch über Olympia-Feeling, Rocky vs. Drago und die 150.000 Kondome im Olympischen Dorf.


LAOLA1:
Was schießt Ihnen als erstes durch den Kopf, wenn ich Sie nach den Olympischen Spielen frage?

Roland Schlosser: Dass es etwas ganz Besonderes ist. Vor allem für einen Randsportler wie mich. Wir kriegen nur alle vier Jahre diese große Bühne. Schon alleine dabei zu sein, ist deshalb eine Auszeichnung. Auch, weil es sehr schwer ist, sich zu qualifizieren.

LAOLA1: Der Fechtsport hat in Österreich eine lange Tradition, führt aber ein Schattendasein. Wie wichtig sind da diese Olympischen Spiele?

Schlosser: Enorm wichtig. Der Fechtverband ist seit etlichen Jahren bei Olympischen Spielen immer vertreten. Zwar meist nicht mit vielen Athleten, aber immerhin. So ist man zumindest hin und wieder präsent.

LAOLA1: Was macht für Sie die Faszination Fechten aus?

Schlosser: Für mich hat es die Faszination einer Kampfsportart. Wir haben den direkten Zweikampf, aber ohne Körperkontakt. Sonst braucht es aber die typischen Fähigkeiten. Jeder Treffer zählt, da muss man in jeder Sekunde voll da sein. Aber auch die Taktik spielt eine große Rolle.

LAOLA1: Wie stehen ihre Chancen gegen Auftaktgegner Lei Sheng aus China?

Schlosser: Mir war schon vor der Auslosung klar, dass ich gegen niemand dran kommen werde, der am Papier schlechter ist als ich. Das wird ein harter Brocken, schwieriger als vor vier Jahren, aber es ist mit Sicherheit nicht unmöglich.

LAOLA1: Sie haben sich zuletzt beim russischen Nationalteam den Feinschliff für London geholt?

Schlosser:Das war eine einmalige Chance. Normalerweise machen die großen Nationen vor Olympia zu. Wir waren in einem Wald etwas außerhalb von Moskau, das war ein bisschen wie bei Rocky gegen Drago.

LAOLA1: Hat Sie das Training mit den Russen, die bekanntermaßen eine der besten Fecht-Nationen sind, entscheidend weitergebracht?

Schlosser: Ich habe schon im Vorfeld mit meinem Trainer einige Sachen ausprobiert und getestet. Wir wollten einfach schauen, wie es sich damit in wettkampfähnlichen Situationen verhält. Ein weiteres Plus war das große Angebot an Trainingspartnern. So konnten wir die auswählen, die meinen Gegnern in London am ähnlichsten sind.

LAOLA1: In Peking haben Sie Rang 15 belegt, wie sieht die Zielsetzung für London aus?

Schlosser: Naja, es sind meine dritten Spiele. Ich bin nicht nach London gekommen, um nur dabei zu sein. Für mich steht der Sport natürlich im Mittelpunkt, aber ich versuche auch, es zu genießen.

LAOLA1: Welche Eindrücke haben Sie schon im Olympischen Dorf gewonnen?

Schlosser: Das ist jedes Mal wieder ein total bunter Haufen. Das liefert natürlich eindrückliche Bilder. Wenn man zum Beispiel in den Speisesaal geht und dort steht eine kleine Turnerin aus den USA neben einem litauischen Basketballer. Alleine schon vom körperlichen ist es ein besonderes Umfeld.

LAOLA1: Merkt man auch, dass es für fast jeden Sportler und jede Sportlerin um sehr viel geht?

Schlosser: Es herrscht eine ganz besondere Stimmung. Man sieht den Leuten förmlich an, dass sie noch einmal alles probieren, um die letzten Tage vor ihren Wettkämpfen optimal zu nützen.

LAOLA1: Und wenn es vorbei ist, liegen 150.000 Kondome auf?

Schlosser (lacht): Schön für die, die solche Freizeitbeschäftigungen geplant haben.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl