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Am liebsten mit High Heels zu Olympia

Am liebsten mit High Heels zu Olympia

Eigentlich sollte sie momentan auf Rasen schlafen. So wohl fühlt sich Tamira Paszek derzeit auf dem satten Grün.

Feinschliff in Halle

Dazu passend holt sich die Vorarlbergerin ihren letzten Schliff für ihr Antreten bei Olympia in Halle. Nicht in der Halle der Südstadt, wo sie zuletzt mit ÖTV-Delegationsleiter und Daviscup-Kapitän Clemens Trimmel gearbeitet hat, sondern in Halle, der deutschen Stadt in Westfalen, wo vor Wimbledon alljährlich ein ATP-Rasenturnier stattfindet.

Top-fitte Pazek freut sich auf "ihr Wohnzimmer"

"Mein Körper hat sich von den Strapazen der letzten Turniereinsätze erholt. Ich fühle mich topfit und freue mich nach den Einheiten in der Südstadt wieder auf das Spiel auf meinem geliebten Rasen. Und danach kann ich es kaum erwarten, wieder nach Wimbledon zu fliegen. Das fühlt sich an, als würde ich nach hause reisen", erklärt Paszek bei der Vereidigung durch den Bundespräsidenten in der Wiener Hofburg und vor dem Abflug nach Halle gegenüber LAOLA1.

Neun Siege in Serie feierte die Dornbirnerin zuletzt, fünf bei ihrem Turniersieg in Eastbourne, vier bis zu ihrem Viertelfinal-Aus in Wimbledon.

21-Jährige strotzt vor Selbstvertrauen

Das Olympische Tennis-Turnier, das ebenfalls auf der heiligen Gras-Narbe von Wimbledon ausgetragen wird, könnte zu keinem besseren Zeitpunkt stattfinden. „Definitiv“, spricht aus der 21-Jährigen das neugewonnene Selbstvertrauen.

„Mit den Erinnerungen der vergangenen Wochen habe ich für Olympia ein gutes Gefühl.“

Keine High-Heels

Um auch standesgemäß bei den Spielen aufzutreten, fasst Paszek wie der Rest des österreichischen Olympia-Teams im Wiener Marriott-Hotel die 55-teilige Olympia-Ausrüstung aus. Rock ist zwar keiner dabei, doch das stört die Nummer 36 der Weltrangliste nicht so sehr wie die Schuh-Auswahl.

"Ich hatte mich eigentlich schon auf High Heels für den Abend gefreut", lacht sie im Gespräch mit LAOLA1. "Wenn ich einmal nicht auf dem Platz stehe, ziehe ich schon einmal gerne hohe Schuhe an." Nichtsdestoweniger ist sie sehr erfreut über die Ausrüstung.

Vor allem eine etwas längere Regen-Jacke hat es ihr angetan. "Die ist sehr feminin geschnitten." Paszek und figurbetonende Kleidung – das passt.

Hürdenlauf nach London

Dass die Rechtshänderin überhaupt bei den Spielen aufschlagen darf, war allerdings ein regelrechter Kampf. Laut der ITF hätte Paszek zu wenige FedCup-Einsätze für ein Ticket. Die Dornbirnerin sieht das aber anders: "Die Voraussetzungen waren von Anfang an erfüllt."

Ihr Umfeld angeführt von Manager Ronnie Leitgeb machte daraufhin mobil. "Er hat versucht, das alles von mir fernzuhalten, damit ich mich weiter auf Wimnbledon konzentrieren konnte." Der Zeitpunkt, als die schlechte Nachricht vom vermeintlichen Olympia-Aus zu ihr durchdrang, war zudem alles andere als optimal.

Der momentane Erfolgslauf sei das Produkt von vier Wochen kontinuierlichen Trainings gepaart mit einer Portion Geduld. Und weil das so gut funktioniert hat, streut Paszek vor den Spielen noch schnell vier Trainingstage mit Pavel in Halle ein. Auf Rasen versteht sich. "Da versuche ich noch einmal viel Positives mitzunehmen."

Ihre ursprünglich geplanten Turnierstarts in Carlsbad und Stanford sagte sie ab.

Der Murray-Schleifer

Beim Olympischen Turnier selbst wird der Coach allerdings nicht dabei sein. "Das stand nie zur Diskussion, dort werde ich von ÖTV-Sportdirektor Clemens Trimmel betreut." Insgesamt arbeiten Pavel und Paszek 20 Wochen pro Jahr zusammen.

Ein leidiges Thema bei Paszek sind Verletzungen. Um diesen vorzubeugen, lautet das Zauberwort Fitness. Seit zwei Jahren wird sie von Jez Green, der auch Andy Murray betreut, fit getrimmt. Die Vorbereitung auf die Saison spulte sie deshalb auch in den USA herunter. "Sehr hart, aber es zahlt sich aus."

Hoffentlich auch bei Olympia.

Reinhold Pühringer

"Es war vor dem Erstrunden-Match gegen Caroline Wozniacki", erinnert sich Pazsek, auf die in Folge eine besondere Herausforderung wartete.

"Mein Kopf war alles andere als auf dem Platz." Ihr Trainer Andrei Pavel bemühte sich, seinen Schützling wieder auf das Wesentliche zu fokussieren. Es gelang. Die Freundin von Austria-Verteidiger Georg Margreitter rang die ehemalige Weltranglisten-Erste in einem Krimi mit 5:7, 7:6(4) und 6:4 nieder.

Früchte kontinuierlicher Arbeit

Ein Schlüsselerlebnis, das ihr für die Rückkehr nach Wimbledon viel Kraft gibt. "An Olympia habe ich große Erwartungen, schließlich habe ich in den vergangenen Wochen drei Top-Ten-Spielerinnen geschlagen. Die Anspannung wächst."

Von Druck spricht sie allerdings nicht. Sie wolle vielmehr "die Atmosphäre genießen". Eine Herangehensweise, die ihr mitunter ihr neuer Trainer Andrei Pavel eingeimpft hat.

Die Zusammenarbeit mit dem Rumänen, der im Laufe seiner Karriere sechs ATP-Titel holte, läuft seit Indian Wells. Seither zeigt die Leistungskurve von Paszek steil nach oben. Was das Geheimnis des 38-Jährigen ist? Paszek: "Er bringt sehr viel Ruhe und Spaß mit an den Arbeitsplatz, was mir speziell in den Wochen geholfen hat, als ich verletzungsbedingt nicht trainieren konnte oder ich Trainingsleistungen in den Matches nicht umsetzen konnte."

Präsident Fischer erkundigte sich über Paszeks Aufschlag

Paszek ist ihre aktuelle Hochform anzusehen. Die Tage in Wien und den PR-Marathon vor der Abreise zu den Spielen erledigte die Vorarlbergerin mit einem Dauerlächeln.

"Es ist großartig neue Freunde aus anderen Sportarten kennenzulernen. Die Tage mit dem Olympia-Team haben mir viel Freude bereitet und die Vereidigung durch den Bundespräsidenten in der Hofburg werde ich wohl nie vergessen", zeigt sich Paszek sichtlich gerührt.

"Präsident Fischer hat sich über meinen Aufschlag erkundigt und mir Alles Gute gewünscht. Ich habe ihn beruhigt und ihm verraten, dass ich hart an meinem Service gearbeitet habe und in Wimbledon mein Bestes für Österreich geben werde."