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Tamira Paszeks Olympia-Pleite hat viele Gründe

Tamira Paszeks Olympia-Pleite hat viele Gründe

Die Olympia-Premiere in "ihrem Wohnzimmer" hat sich Rasen-Spezialistin Tamira Paszek anders vorgestellt.

Nicht nur ihre eigenen Erwartungen waren hoch, wahrscheinlich zu hoch. Vor den Augen von Bundeskanzler Werner Faymann, Sportminister Norbert Darabos, ÖOC-Chef Karl Stoss und weiteren honorigen Herren, versagten der jungen Dame aus Dornbirn die Nerven.

Kritik an Teilnahme bei Eröffnung

Möglich auch, dass die Teilnahme bei der Eröffnungs-Feier im Olympia-Stadion nur 12 Stunden vor ihrem Einsatz gegen Cornet nicht gerade die optimale Vorbereitung war. Aber wer mag es der 21-Jährigen verdenken, dass sie sich dieses Highligt nicht entgehen lassen wollte.

Die verflixte 7!

Die verflixte 7 brachte Paszek zu Fall. Nach 77 Minuten verlor sie auf Court 7 ihr Spiel gegen die Französin Alize Cornet mit 6:7. Auch, weil sie sich im 7. Game verletzte und behandelt werden musste. Zudem brachten gleich 7 glückliche Netzroller zu Gunsten Cornets die Vorarlbergerin aus dem Konzept und sorgten dafür, dass am Ende die Französin auf Wolke 7 schwebte.

Für LAOLA1 zieht Tamira Paszek Bilanz über ihr Olympia-Debüt, hofft innigst darauf, am Dienstag im Mixed-Bewerb an der Seite von Jürgen Melzer eine zweite Chance auf eine Medaille zu bekommen und spricht über ihre Zukunft.

Fakten und Erklärungen zur 6:7 und 4:6-Erstrunden-Niederlage gegen die Französin Alize Cornet:

Enttäuschung:

"Die ist sehr groß. Ich werde das alles erst verdauen müssen. Es waren sehr viele Emotionen im Spiel. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

Nervosität:

"Na klar, das sind meine ersten Olympischen Spiele. Man spielt für sein Land und es sind einfach andere Gefühle und Emotionen, als wenn ich nur für mich spiele. Daher war es schon ein ganz anderes Feeling auf dem Platz."

Der spezielle Druck bei Olympischen Spielen:

"Der Druck war nicht der Grund für die Niederlage. Druck habe ich das ganze Jahr. Woche für Woche bei den Turnieren. Von daher ist das kein Argument. Es war natürlich in den letzten Tagen und Wochen viel los. Zuerst habe ich um meinen Start gebangt, dann mich riesig gefreut, dass es klappt und jetzt ist diese Niederlage natürlich sehr, sehr bitter. Ich habe mitbekommen, dass der Bundeskanzler und der Sportminister unter den Zuschauern waren. Ich habe auch bemerkt, dass mich viele Österreicher unterstützt haben. Ich bin richtig traurig, dass das jetzt alles vorbei ist."

Die Besonderheit der Olympischen Spiele:

"Nach der Niederlage hab ich zu mir selber gesagt, 2008 hat man mir die Spiele nicht gegönnt, 2012 war so lala knapp vorbei und für 2016 hoffe ich, dass ich in Rio eine neue Chance bekomme und die Wochen vor Olympia dann etwas ruhiger verlaufen. Aber es war in jedem Fall ein ganz tolles Erlebnis dabeizusein. Ich nehme aus London Erinnerungen mit, die ich ein Leben lang mit mir tragen werde."

Gegnerin Alize Cornet und die Taktik:

"Sie hat sehr aggressiv gespielt, sehr gut serviert und war sicher die glücklichere Spielerin von uns beiden. Fast alle Netzroller sind zu ihren Gunsten ins Feld gefallen. An das Game beim 2:1 und eigenem Aufschlag im ersten Satz, daran möchte ich nicht mehr erinnert werden. Da ist alles gegen mich gelaufen. Aber, wenn es der Teufel will, dann kommt eben alles zusammen. Ich habe sicher nicht optimal gespielt und war doch bis zum Schluss knapp dabei. Aber meine Schläge haben nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich war auch nicht konstant genug und habe zu defensiv gespielt."

Über das eigene Spiel:

"Ab und zu war mein Tennis kurz da, aber nur für ein paar Schläge. Sie hat mir durch ihre Aggressivität nur sehr wenige Chancen gegeben. Daher habe ich viel mehr defensiv als offensiv gespielt. Dazu habe ich viel zu viel über meinen Spielplan und die Taktik nachgedacht. Ich habe mich nach den vielen Eigenfehlern immer wieder gefragt, was ich jetzt machen könnte, und dadurch konnte ich nie mein Spiel spielen, das ich mir vorgenommen habe. Ich habe die Aufgabe, die ich in den letzten Wochen eigentlich sehr gut gemeistert habe, nämlich mich auf jeden Punkt zu konzentrieren und vom Kopf her wirklich nur an jeden einzelnen Ballwechsel zu denken, das hat nicht so gut funktioniert. Ich muss weiter hart daran arbeiten, den Kopf abzuschalten und Tennis zu spielen."

Die Verletzung:

"Ich hasse es, mich auf Verletzungen auszureden. Ja, es hat ein wenig gestört, da das linke Bein vom Knöchel her instabil war, aber bleiben wir beim Tennis. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist. Wir haben eine lange Ballserie gespielt und als ich zum Return ging, da konnte ich plötzlich keine Bewegung mehr machen. Danach habe ich einen stechenden Schmerz in der Achillessehne verspürt und habe gleich den Physiotherapeuten rufen lassen. Es war genau am selben Bein, das ich mir bereits beim Turniersieg in Eastbourne beleidigt habe. Ich werde mir den Knöchel auf alle Fälle noch einmal anschauen lassen."

Weitere Turnierplanung:

"Ich übersiedle jetzt nach Kanada und werde ab 7. August in Montreal auf Hartplatz antreten. Danach folgen die Turniere in Cincinnati und New Haven, danach die US Open in New York – bumm, bumm, jede Woche."

Wer holt Gold?

"Serena Williams ist meine Topfavoritin, aber auch Viktoria Azarenka traue ich zu, dass sie Gold holt."

 

Aus Wimbledon berichtet Peter Rietzler