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Innauer: Lücke hinter Hayböck und Kraft "verkraftbar"

Innauer: Lücke hinter Hayböck und Kraft

Selbst im Sommer lässt sich im WM-Ort Schladming schon mal der eine oder andere (Ex)-Wintersportler antreffen.

Zumal, wenn es im Rahmen des 1. Sportforums darum geht, wie man die Österreicher dazu bekommen kann, sich mehr zu bewegen und den Stellenwert des Sports im Land zu erhöhen.

So auch den ehemaligen Skispringer und Skisprung-Nationaltrainer Toni Innauer. Der 57-jährige ist aus „Eigen-Interesse“ angereist, um „etwas zu lernen“.

„Wenn sich in Österreich etwas tut und große Anstrengungen auf sich genommen werden, um den Sport zu positionieren und Identität zu definieren, dann interessiert mich das“, bekennt der gelernte Sportlehrer.

Zwar ist ihm die Frage nach dem Stellenwerts des Sports in Österreich „zu groß, um sie in einem Satz zu beantworten“, dennoch weiß er, wo das Problem liegt: „Einerseits ist der Stellenwert des Spitzensport zu übertrieben, andererseits ist die Erkenntnis darüber wichtig, was Sport und Bewegung in sämtlichen Lebenslagen sowohl aus volkswirtschaftlicher als auch aus gesundheitlicher Sicht bewirkt. Das ist bislang noch zu wenig durchgedrungen.“ Die dazwischen liegende Spannweite sei noch zu groß und es gilt, diese „abzustecken und anzugehen“. LAOLA1 hat die Gelegenheit genutzt, um die Skisprung-Legende zum den ÖSV-Adlern sowie seiner Tätigkeit nach der Karriere im ÖSV zu befragen.

LAOLA1: Wie geht es Ihnen und was machen Sie inzwischen?

Toni Innauer: Nachdem ich vor fünf Jahren aus dem Österreichischen Skiverband ausgetreten bin, habe ich eine Agentur gegründet, die „Innauer und Facts“ heißt und in verschiedene Segmente aufgeteilt ist. Wir bieten Beratungen, Akademien, Vorträge und Seminare an, dazu betreuen wird Sportler und leiten Großgruppen-Training, vor allem in der Wirtschaft.

LAOLA1: Geht es da vor allem um mentales Training?

Innauer: Um Mentales geht es überall, in unserem gesamten Zusammenleben. Aber natürlich ist es die Grund-Idee dieser Agentur, Ansätze, Idee, Einstellungen und Instrumente aus dem Spitzensport, in dem es um Leistung, Entwicklung und Lernen geht, mit Hilfe verschiedener Methoden in die Wirtschaft zu übertragen. Dazu gehören auch die Ansätze der Sportpsychologie.

LAOLA1: GIbt es ein konkretes Anwendungsbeispiel?

Innauer: Ich könnte eine lange Referenzliste aufzählen, die von österreichischen Bankinstituten, über verschiedene Institutionen bis hin zur Führungsakademie der Schulleiter und Direktoren geht. Wir sind in vielen Bereiche. Wir kümmern uns etwa auch um große Veranstaltungen, wie zum Beispiel einen Mitarbeiter-Triathlon von A1, den wir im letzten Jahr am Fuschlsee mit unserer Agentur angesetzt haben. Wir sind sehr vielseitig und bei allem, was sportnah ist und die Brücke zur Wirtschaft schlägt, unterwegs.

LAOLA1: Verfolgen Sie Skispringen weiterhin, auch wenn Sie seit fünf Jahren nicht mehr für den ÖSV tätig sind?

Innauer: Doch, doch. Ich verfolge das natürlich. Da kommt man auch nicht weg, mein Herz hängt an dieser Sportart und viele der Menschen, die ich mitentwickelt habe und mit denen ich einen Weg gemeinsam gegangen bin, sind nach wie vor dort tätig. Wir managen in unserer Agentur auch Sportler und Sportlerinnen, unter anderem mit Eva Pinkelnig auch eine Skispringerin… So bin ich noch sehr intensiv mit dem Skispringen verbunden.

LAOLA1: Haben Sie noch Kontakt zu anderen Weltcup-Springern?

Innauer: Ich habe engen Kontakt beispielsweise zu Alex Pointner, auch wenn der inzwischen auch ausgestiegen ist. Er hält gelegentlich Vorträge für unsere Agentur. In Innsbruck ist ja eine Szene, wo man sich zwangsläufig über den Weg läuft, ob das Andi Kofler oder auch Gregor Schlierenzauer ist. Ich bin zudem nach wie vor Ehrenvorsitzender des SV Innsbruck Bergisel, bei dem sie alle Mitglieder sind, und so trifft man sich bei verschiedenen Anlässen immer wieder.

LAOLA1: Nun hat Gregor Schlierenzauer, eine - zumindest für seine Verhältnisse - eher durchwachsene Saison hinter sich. Was würden Sie ihm raten, würde ihm vielleicht eine Auszeit gut tun?

Innauer: Nichts. Dazu müsste ich mich intensiver mit der ganzen Geschichte befassen. Vor ein, zwei Jahren habe ich einmal angedeutet, dass ich mir an seiner Stelle überlegen würde, eine Auszeit zu nehmen. Aber das war, als er noch ganz am Zenit seiner Siege war. Es ist in seinem Alter eine denkbare Möglichkeit. Es wird spannend, was er selbst als das Passende empfinden wird. Man muss aber auch sagen, dass in der letzen Saison gut die Kurve gekriegt und noch eine Einzel-Medaille gewonnen hat. Damit hat er ein Comeback geschafft, dass man so nicht erwarten durfte.

LAOLA1: Man hat das Gefühl, immer, wenn die „Älteren“ nicht so gut sind, kann plötzlich ein Junger in die Bresche springen. In diesem Jahr waren das mit Michael Hayböck und Stefan Kraft sogar gleich zwei. Muss man sich also um den Nachwuchs keine Gedanken machen?

Innauer: Um den Nachwuchs muss man sich immer Gedanken machen, auch in Momenten, in denen alles sehr gut läuft. Wir haben jahrzehntelange gute Nachwuchsarbeit geleistet, davon wird noch immer gezehrt. Aber gerade der nordische Bereich arbeitet in Österreich - vor allem im Skispringen - seit Jahren sehr gut. Da gibt viele verantwortungsbewusste Leute, die das gut machen. Es ist auch sicher genug Nachwuchs da, obwohl nach Kraft und Hayböck wohl eine Lücke kommen wird, aber die ist verkraftbar, zumal die beiden noch sehr jung sind.

LAOLA1: Wer ist für Sie momentan das größte Talent?

Innauer: Das größte Talent ist für mich Noriaki Kasai, der mit 42 immer noch ganz vorne ist… (lacht)

LAOLA1: Und in Österreich?

Innauer: In Österreich haben wir sehr viele tolle Talente, da möchte ich nicht einen in den Vordergrund stellen.

LAOLA1: Dann frage ich anders: Wem ist am meisten zuzutrauen?

Innauer: Es war heuer überraschend, wie stark Kraft war. Er ist ein Riesentalent und wird in den nächsten Jahr nur schwer zu bremsen sein. Hayböck war noch nicht an seinem Zenit. Die beiden sind durchaus hochkarätige Talente.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Henriette Werner