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"Man spürt förmlich die Aufbruchstimmung"

Rudern soll dank "Personal aus der Branche" sowie neuer Strukturen wieder die erfolgreichste Sommersportart in Österreich werden. Nach Riesenerfolgen in den 1990er-Jahren hatte es 2008 und 2012 nicht einmal mehr zur Olympia-Teilnahme gereicht.

Mit Horst Nussbaumer will nun ein ehemaliger Spitzenathlet als Präsident des Österreichischen Ruderverbandes (ÖRV) die Rückkehr an die Weltspitze sicherstellen. 2016 in Rio soll wieder mitgerudert werden, 2020 sogar um Medaillen.

"Ich kann das"

"Einer musste es tun. Ich glaube, ich kann das", erklärte der 41-jährige Nussbaumer am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien, warum er Helmar Hasenöhrl vor zwei Monaten als ÖRV-Präsident nachgefolgt ist und nun besonders viele Ex-Ruderer an den Verbands-Schalthebeln sitzen.

Schaffen will es der dreifache Olympiastarter aber vor allem mit klaren Strukturen. Die drei Leitmotive Technik, Trainingssteuerung und Testsysteme sollen für Erfolge und Nachhaltigkeit sorgen.

"Alles genommen, was im Wald zu finden war"

Der neue Nationaltrainer Carsten Hassing sei ein Glücksfall, so Nussbaumer. Der Däne sorgt seit seinem Antritt im Oktober 2012 für neuen Schwung und mehr Aktive.

"Wir haben alles genommen, was im Wald zu finden war", so Hassing. Die drei Ruderstützpunkte in Linz, Kärnten und Wien (dort werkt mit Wolfgang Sigl ebenfalls ein mehrfacher Ex-Weltmeister) runden das Paket ebenso ab wie die neue Kooperation mit dem Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Betreuung (IMSB).

Das IMSB konzentriert sich bei der Betreuung künftig auf rund zehn Prime-Sportarten. "Die neuen Strukturen haben uns überzeugt", erklärte IMSB-Direktor Hans Holdhaus, warum Rudern dabei ist.

"Spürt Aufbruchsstimmung"

Die Aktiven sind begeistert. "Die Bereiche sind jetzt klar abgesteckt. Das macht richtig Spaß und Freude auf die Arbeit", sagte Bernhard Sieber, zusammen mit seinem Bruder Paul U23-Weltmeister im LG-Doppelzweier und auch Hoffnungsträger für die bevorstehende EM in Sevilla. "Man spürt förmlich die Aufbruchstimmung."

Nussbaumer erklärte die Dringlichkeit der Systemänderung weiter: "Für uns war Olympia ja ein doppeltes Debakel, nachdem wir jetzt zwei Mal gar nicht dabei waren. Aber wir haben die Lehren daraus gezogen und bauen nun alles um."

Ziele gibt es genug

Bereits 2013 ist für den ÖRV ein Jahr der Herausforderung. Zur bevorstehenden Europameisterschaft in Sevilla (31. Mai bis 2. Juni) werden sechs Boote entsendet, die Junioren-EM geht dieses Wochenende in Minsk in Szene.

In Österreich steht mit der U23-Heim-WM in Ottensheim (24.-28. Juli) ein Großereignis auf dem Programm und bei der Weltmeisterschaft Ende August in Südkorea soll eine neuerliche Standortbestimmung in Richtung Olympia erfolgen.

Mittelfristiges Ziel bei den Herren ist, die sechs möglichen Herren-Plätze bei Olympia zu besetzen. Dafür hat man dank Hassing jetzt schon einen Pool von acht Ruderern zur Verfügung. "Er führt uns aus dem Wald auf die Lichtung. So ein gutes Klima hatten wir noch nie," freute sich Sigl darüber.

Aufregung um "gedopte" Lambing

Getrübt wurde die Präsentation von der aktuellen Nachricht über eine positive Dopingprobe von Sara Lambing.

Die 30-jährige Ehefrau des - ebenfalls neuen - Sportdirektors und Ex-Ruderers Norbert Lambing hatte wegen eines Kinderwunsches Medikamente genommen, aufgrund eines Missverständnisses mit den Ärzten aber nicht um Freigabe angesucht.

Die dreimonatige Sperre ist nicht rechtskräftig, weshalb es auch heftige Kritik an der Anti-Doping-Rechtskommission (ÖADR) gab, die den Fall veröffentlicht hatte.

"Das ist beschämend"

"Das ist beschämend. Es ist gegen jede Regel, was hier mit einer jungen Frau passiert", zeigte sich etwa Holdhaus "entsetzt". Das Erfreuliche ist, dass Sara Lambing mittlerweile schwanger ist.

Nussbaumer bezeichnet Rudern als "nicht anfällig" für Doping. "Ich bin hundertprozentig gegen leistungsunterstützende Maßnahmen dieser Art", bekannte sich der Neo-Präsident.

Holdhaus ergänzte: "Wissenschaftliche Maßnahmen sind die einzige Alternative. Trainingsoptimierung garantiert Höchstleistung ohne Doping."