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Stabhochspringer: "Müssen nach vorn schauen"

Stabhochspringer:

Der 24. August hätte mit dem WM-Debüt in Peking ein großer Tag für Kira Grünberg werden sollen.

Das Leben der Tirolerin nahm aber am 30. Juli eine tragische Wende, seit einem Trainingsunfall ist die Stabhochspringerin querschnittsgelähmt.

In der Reha Klinik in Bad Häring hat Grünberg mit der Therapie begonnen, die Kolleginnen absolvierten indes am Montag in China ihre Qualifikation.

"Müssen nach vorn schauen"

"Mir ist das nicht durch den Kopf gegangen. Man muss Profi genug sein, um das wegzuschieben bei so einem Wettkampf. Es war ein tragischer Unfall, schlimm für unsere Sportart und unsere Disziplin. Aber wir müssen nach vorn schauen - und das hätte Kira auch gewollt", sagte die Deutsche Martina Strutz in der Mixed-Zone im Olympiastadion zu Journalisten. Wie 13 andere hatte sie 4,55 m überquert und zog damit ins Finale ein.

Grünberg wollte am 1. August bei der Leichtathletik-Gala in Linz einen Angriff auf das WM- und Olympia-Limit von 4,50 m unternehmen, dafür hätte sie den von ihr gehaltenen ÖLV-Rekord von 4,45 m um fünf Zentimeter verbessern müssen. Dazu kam es nicht mehr. Ihr Unfall erschütterte die Szene, die Anteilnahme ist ungebrochen groß.

"Wir haben unter den Kolleginnen nicht über Kira gesprochen. Es gibt einige, die wollen da nicht drüber sprechen, andere sind da aufgeschlossener", sagte Strutz. Ihre Teamkollegen Lisa Ryzih hatte zuvor die Journalisten-Fragen nach Grünberg abgewehrt: "Ich rede nicht darüber."

Keine Angst bei Holzdeppe

Moskau-Weltmeister Raphael Holzdeppe aus Deutschland hatte schon vor der WM gesagt, was wohl viele denken. Der Unfall erschüttere die ganze Szene, wegen der WM-Vorbereitung dürfe er das Ganze aber nicht an sich herankommen lassen.

"Man braucht einen gebührenden Respekt vor diesem Sport, aber Angst springt bei mir nicht mit. Denn wer richtig Angst hat, kann gar nicht erst abspringen."

Über die Charityaktion #kirastaystrong im Rahmen des Silberpfeil Cityjump am 4. September in Salzburg ist die Szene informiert, dort gibt es aber nur einen Bewerb für Männer. Allen voran tritt Weltrekordler Renaud Lavillenie aus Frankreich an, der seine Hilfe angeboten hat.

"Ob die Athleten jetzt noch persönlich etwas machen, wird man später sehen, vielleicht nach der Saison, wenn die WM vorbei ist. Vorher hat niemand den Kopf dafür", sagte Strutz. "Ich wünsche der Kira nur das Beste. Dass sie vielleicht noch ein bisschen Mut hat und kämpft."

Sie wisse immer noch nicht, wie der Unfall passiert sei. Sie selbst habe heuer zwei Stäbe zerbrochen bei einem Wettkampf, was sehr ungewöhnlich sei, meinte Strutz. "Man weiß mittlerweile, wie man sich in solchen Fällen verhalten muss. Oder was man nach Möglichkeit tun sollte."

Grünberg konnte nicht mehr reagieren

Bei Grünberg war es kein zerbrochener Stab, der zum Unglück führte. Sie erinnert sich exakt an den Unfallhergang und ließ ihn über ihren Manager schildern. Demnach habe der Sprung fatalerweise zu wenig Tiefe entwickelt. Der Stab stellte sich nicht im 90-Grad-Winkel auf, sondern bei 75. Grünberg landete nicht mittig auf der Matte, sondern eineinhalb Meter vorher.

Sie prallte mit dem fünften Halswirbel am hinteren Ende des Einstichkastens auf. Grünberg hatte in der Luft gemerkt, dass es sich nicht mehr ausgeht, konnte aber nicht mehr reagieren.

"Wir springen alle lange genug und haben viel Erfahrung. Man müsste eigentlich merken, ob man den Stab durchbringt auf die Matte. Und dann ist jeder Sportler in der Lage, so einen Sprung abzubrechen und nicht durchzuziehen. Ich merke, ob ich im Kasten lande oder über der Matte stehe oder halbwegs die Matte treffe. Was bei Kira der Fall war, kann ich nicht sagen. Das wird sie wahrscheinlich selbst auch nicht wissen", meinte Strutz.