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Florian Grein - auf "Besuch" bei den Oakland Raiders

Florian Grein - auf

Florian Grein ist der Inbegriff der Tirol Raiders.

Seit 1995 spielt der mittlerweile 28-Jährige für den aktuellen Vizemeister. Er durchlief das Jugend-Programm und wurde in der Kampfmannschaft zu einem der besten Running Backs Europas.

2005 war er auf dem Sprung in das Profigeschäft der NFL Europe, ein Kreuzbandriss machte ihm aber einen Strich durch die Rechnung.

Bereits seit 2003 agierte er „nebenbei“ auch als Trainer der „Plünderer“ aus Tirol. Am Feld ging die Wachablöse stet voran, Andreas Hofbauer teilte sich in der vergangenen Saison die Einsatzzeiten mit der Ikone.

Nun hat die einzigartige Karriere Greins ein Ende. Wie der dreifache Eurobowl-MVP im Gespräch mit LAOLA1 bekanntgibt, beendet er seine Karriere.

„Ich habe die Schuhe an den Nagel gehängt. Ich bin nur mehr als Trainer tätig“, gesteht das Urgestein.

Amerika-Reise zu „großen“ Raiders

Er bleibt aber als Coach ein Teil der Raiders, und als solchem wird ihm eine besondere Ehre zu Teil: Er darf die Oakland Raiders im Rahmen des „International Guest Coach Program“ besuchen.

Das NFL-Team lädt alljährlich internationale Coaches zum Trainings-Camp ein, um diesen eine einzigartige Gelegenheit zur Fortbildung zu geben.

Dank der Kooperation der beiden Raiders-Teams aus Oakland und Tirol reisen heuer Florian Grein und Mario Rinner ins sonnige Kalifornien.

LAOLA1 sprach mit dem „Neo-Pensionisten“ über seine Erwartungen an die Reise und Vergleiche zum österreichischen Team.

LAOLA1: Wirst du nächste Saison als Spieler weitermachen?

Florian Grein: Nein, ich habe die Schuhe an den Nagel gehängt. Ich bin nur mehr als Trainer tätig.

LAOLA1: Wirst du bei den Raiders als Running-Back-Coach weitermachen?

Grein: Das steht noch ein wenig in den Sternen. Ich würde gerne auch ein bisschen koordinieren und mich in diese Richtung ein bisschen weiterbilden, aber da ist noch nichts spruchreif. Ich werde dem Verein aber erhalten bleiben und schauen, dass wir unser ohnehin schon gutes Programm erhalten und weiter verbessern.

LAOLA1: Was erwartest Du dir von deiner Zeit bei den Oakland Raiders?

Grein: Ich erwarte mir gute Spieler und ein gut durchstrukturiertes Training, vor allem aber eine hohe Geschwindigkeit. Ich werde mir ansehen, wie sie die Vorbereitung strukturieren, wie sie das Camp gestalten. Football-technisch und strategisch werde ich mir nicht so viel abschauen. Ich bin kein Verfechter des „Pro Styles“, mich interessiert da mehr College Football, der dem österreichischen Football ähnlicher ist. Das bringt mir als Trainer viel mehr.

LAOLA1: Kann man das Training der Oakland bzw. Tirol Raiders vergleichen?

Grein: Ja, schon. Ich habe ja schon in der NFL Europe (Europäischer Ableger der NFL, 2007 eingestellt) mitgemacht und unsere Trainer sind von der NFL Europe gekommen (Shuan Fatah holte vier Mal die World Bowl, Anm. d. Red.), deshalb ist es jetzt schon recht ähnlich strukturiert, wie wir das damals bei den Profis gemacht haben. Ich glaube nicht, dass sich da viel unterscheidet. Das Trainingscamp ist natürlich wieder ein anderes Kapitel, da es da zwei Trainings am Tag gibt.

LAOLA1: Ihr werdet auch ein Preseason-Spiel besuchen.

Grein: Ja, ich habe gehört, dass wir an der Seitenlinie in der Team Area stehen dürfen, das habe ich noch nie gemacht. Von der Tribüne habe ich aber schon einige Spiele gesehen.

Grein anno 2003 im Dress der Raiders

LAOLA1: Sind die Raiders dein Lieblingsteam?

Grein: Ich finde sie schon sehr cool, da sie unser Partner-Team sind. Ich mag auch die Green Bay Packers, das funktioniert auch ganz gut, da es keine Rivalität zwischen diesen Teams gibt.

LAOLA1: Haben diejenigen, die das Raiders-Camp in den letzten Jahren besucht haben, irgendeinen spezifischen Nutzen gezogen?

Grein: Ja, es schaut sich jeder die Position an, mit der er sich auch sonst am meisten auseinandersetzt. Andi Pröller hat sich z.B. den Konditions-Coach angesehen und untersucht, wie dieser seine Spieler auf die Saison vorbereitet und wie genau das Kraft-Training aussieht.

LAOLA1: Wirst du mehr dem RB-Coach oder dem Offensive Coordinator auf den Mund schauen?

Grein: Ich werde versuchen, von überall etwas mitzunehmen. Vor allem aber möchte ich mich bei den Special Teams informieren, da die besten, was Kicking, Punting und Snapping betrifft, in Oakland sind. Da werden wir sehen, wie die das machen, wie sie den Ball genau halten etc. Da kann ich mich sicher um einiges weiterbilden.

LAOLA1: Wie funktioniert die Kooperation mit den „großen“ Raiders abseits dieses Camps?

Grein: Sehr gut, wir haben in der Vergangenheit ja Cheerleader der Oakland Raiders bzw. Hall of Famer zu Gast gehabt.

LAOLA1: Darren McFadden wird – so er gesund bleibt – als einer der Top-Running-Backs gehandelt. Ist es ein Bonus für dich, hier einem der Stärksten auf die Füße schauen zu können?

Grein: Der Athlet selbst interessiert mich nur sekundär. Es ist viel wichtiger, was sie für Übungen machen. Für Jüngere sind solche Idole vielleicht wichtiger, aber für mich nicht. Die Frage ist, wie sie dort hingekommen sind und wie ich unsere Leute dazu bringen kann, auch so gut zu werden.

LAOLA1: Stichwort „Unsere Leute“: Was hat Andi Hofbauer für ein Potenzial? Könnte er es aufs College bzw. in weiterer Folge in die NFL schaffen?

Grein: Das liegt ganz in seiner Hand, aber er hat nicht vor, nach Amerika zu gehen. Er bleibt am Boden und schaut, dass er sich in Europa etabliert und hier sein Studium beginnt und Fuß fasst. College Football ist für ihn nicht das Ziel. Ich unterstütze ihn, egal wie er es macht. Es ist cool, in Österreich Football zu spielen, es ist hier ganz etwas anderes, es ist humaner. Du bist nicht einer von vielen, sondern etwas Besonderes. Andi hat es mit seinen jungen Jahren geschafft, zu einem Starspieler zu werden. Da wird er nicht irgendwo hingehen, wo er nur eine Nummer ist.

Das Gespräch führte Martin Schauhuber