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„Große Töne zu spucken wäre der falsche Weg“

„Große Töne zu spucken wäre der falsche Weg“

„Wir haben einen unglaublichen Saisonstart hingelegt.“

Clemens Doppler hat einen breiten Grinser im Gesicht. Der 34-Jährige und Partner Alex Horst sind momentan die Nummer fünf der Beachvolleyball-Weltrangliste.

„Wir haben selbst nicht damit gerechnet, dass es so konstant wird. Wir haben gewusst, dass wir ganz vorne mitmischen können, aber das Schwierige ist, das jede Woche aufs Neue wieder abrufen zu können. Das gelingt uns momentan ganz gut, darauf sind wir sehr stolz“, sagt Doppler gegenüber LAOLA1.

Vorteil auf Seiten der Familien-Väter

Die gute Form gipfelte zuletzt mit dem vierten Platz beim Turnier in St. Petersburg (Florida). „Ein wenig Enttäuschung war schon da, vor allem weil wir im Halbfinale sehr knapp verloren haben“, spielt der gebürtige Oberösterreicher auf die bittere 15:21, 21:16, 17:19-Niederlage gegen Nummerdor/Varenhorst (NED) und das verpasste Finale an.

Das Turnier in Florida war nach dem Major im norwegischen Stavanger auch aus körperlicher Sicht eine Herausforderung. Der Temperaturwechsel – es herrschte extreme Hitze – bedeutete einen zusätzlichen Kraftakt. „Das ist nicht leicht, nicht nur in unserem Alter, auch für die jüngeren Spieler. Man hat nicht viel Zeit, sich darauf einzustellen. Das ist aber auch der Grund, warum man im Winter so hart trainiert, die Ausdauer ist in dieser Hinsicht sehr wichtig“, erklärt der 34-Jährige.

Durch die wetterbedingten Verschiebungen mussten Doppler/Horst ihr Viertelfinal-Spiel gegen Nicolai/Lupo (ITA) um sieben Uhr morgens bestreiten – keine Alltäglichkeit für die Routiniers. „Ich habe um sieben Uhr noch nie ein Match gespielt. Unser großer Vorteil gegenüber den Italienern war sicher, dass wir beide Familien-Väter sind. Für uns ist um fünf Uhr aufzustehen keine Seltenheit“, erzählt Doppler mit einem Schmunzeln.

„Die Papierform hat nichts zu bedeuten“

Zwei Mal Platz fünf, Platz neun und zuletzt Platz vier – die Bilanz von Österreichs Top-Duo nach den ersten vier Turnieren ist durchwegs positiv. „Der Saisonstart war unglaublich. Wir haben unter anderem Bruno/Alison, Brasiliens Nummer eins, geschlagen, sie sind absoluter Medaillen-Favorit in Rio 2016. Die vier Ergebnisse, die wir bis jetzt eingefahren haben, sind sehr wichtig für die Olympia-Quali und geben Selbstvertrauen“, betont Doppler, übt sich gleichzeitig aber in Zurückhaltung.

„Große Töne zu spucken und zu euphorisch zu sein wäre für uns jetzt der falsche Weg. Natürlich hoffen wir, dass es so weitergeht, aber die Papierform hat heuer nichts zu bedeuten. Dadurch, dass die Leistungsdichte so unglaublich hoch ist, kann jeder jeden schlagen, deshalb kann es schnell gehen und man ist in der Gruppenphase draußen oder nur 17."

Deshalb ist das Ziel von Doppler/Horst bei der am Freitag beginnenden Weltmeisterschaft in den Niederlanden auch ein bescheidenes: Die Gruppen-Phase überstehen.

„Es ist nicht unser Stil, zu sagen, alles was schlechter als Platz fünf ist, ist eine Enttäuschung. Auch wenn wir einen guten Saisonstart hatten, ist weiterhin bei jedem Turnier das Ziel, aus der Gruppe zu kommen – so auch bei der WM. Wenn wir das schaffen, ist sicher noch viel möglich“, sagt Doppler.

Katar, Australien und Brasilien

Der Aufstieg in Gruppe C dürfte für Doppler/Horst trotz aller Tiefstapelei kein Problem sein. Die beiden treffen auf das Duo Cherif/Jefferson aus Katar, die Australier Court/Schumann sowie das brasilianische Top-Team Alison/Bruno, mit denen man sich wohl um den Gruppensieg matchen wird.

Beim Turnier in St. Petersburg gelang den Österreichern im vierten Aufeinandertreffen der erste Sieg gegen das Duo vom Zuckerhut. „Das war unser bisher bestes Spiel in in dieser Saison. Wir haben ein nahezu perfektes Side-out gespielt und die ganze Zeit dagegengehalten“, analysiert Doppler.

„Wir haben gesehen, dass wir gegen Bruno/Alison gewinnen können, wir können aber auch ganz klar gegen sie verlieren“, merkt der 34-Jährige an. Die Einschätzung der übrigen beiden Gruppen-Gegner fällt da schon etwas schwerer. „Die Australier kennen wir nicht so gut, aber die sind regelmäßig auf der Tour unterwegs. Im Team aus Katar ist ein Brasilianer dabei, das heißt, die sind auch sehr gut. Es ist sicher keine leichte Gruppe, mit unserer Leistung momentan ist es aber zu schaffen.“

Erinnerungen an die WM in Klagenfurt 2001

Doppler/Horst gehen also mit einer bescheidenen Erwartungshaltung in das Turnier. Anders als etwa bei der WM in Gstaad 2007, wie sich Doppler - damals noch an der Seite von Peter Gartmayer - erinnert. „Wir haben auch eine sehr gute Saison gespielt. In der ersten Zwischenrunde haben wir die Brasilianer Harley/Pedro geschlagen, dann sind wir aber gegen Rogers/Dalhausser (USA) ausgeschieden und Neunte geworden.“

Eine weitere WM-Anekdote, die Doppler in Erinnerung geblieben ist, datiert aus dem Jahr 2001. „Mein damaliger Partner Dietmar Maderböck und ich haben bei der WM in Klagenfurt eine Wildcard bekommen und gegen die Deutschen Ahmann/Hager, die Bronze-Medaillen-Gewinner von Olympia 2000 in Sydney, auf dem Centercourt gespielt und einen Satz gewonnen. Damals war ich 19, das war sehr cool“, erzählt der Block-Spieler.

Man darf gespannt sein, welche Erlebnisse von der WM 2015 in Erinnerung bleiben werden…

 

Daniela Kulovits