Nach EM-Gold nimmt Spanien Olympia ins Visier

Die nächste Basketball-Gala von Pau Gasol hat Spanien den dritten EM-Titel nach 2009 und 2011 beschert.

Der 35-jährige Center der Chicago Bulls war am Sonntag in Lille beim 80:63-Finaltriumph über Litauen mit dem nächsten Double-Double aus 25 Punkten und 12 Rebounds erneut Matchwinner für die Iberer, die damit die Enttäuschung von der medaillenlosen Heim-WM im Vorjahr vergessen machten.

Ungewohnte Außenseiterrolle

"Das war eines der Turniere, bei dem ich am meisten Spaß gehabt habe. Niemand hatte an uns geglaubt."

"Diese Medaille schmeckt nach Ruhm", betonte Gasol, der unangefochten zum wertvollsten Spieler der EM gewählt wurde.

Schlüsselspiel gegen Deutschland

Als Schlüsselspiel auf dem Weg zum Triumph entpuppte sich im Nachhinein das Duell mit Deutschland und Dirk Nowitzki zum Abschluss der Gruppenphase in Berlin.

"Das war der Wendepunkt", sagte Gasol nach dem EM-Finale. Hätte Dennis Schröder in der Partie seinen letzten Freiwurf verwandelt, hätte sich das deutsche Team in der Verlängerung eventuell durchgesetzt und die Spanier vorzeitig nach Hause geschickt.

"Bad im Gold"

Doch so schafften Gasol und Co. nach einer holprigen Gruppenphase mit Niederlagen gegen Serbien und Italien den Sprung in die K.o.-Runde.

In Lille steigerte sich der Ex-Weltmeister dann von Spiel zu Spiel und ließ Litauen im Endspiel nicht den Hauch einer Chance.

"Könige von Europa", titelte die spanische Sportzeitung "Marca", die dem Titelgewinn am Montag 21 Seiten widmete. "Das Team überrollt Litauen und nimmt ein Bad im Gold."

Königliches Lob

Noch in der Kabine starteten die Spanier ihre große Fiesta. Mittendrin: Tennis-Star Rafael Nadal und Spaniens König Felipe.

"Das ist eine wahre Gold-Mannschaft. Sie symbolisiert die Erfolge des spanischen Sports", sagte der König stolz.

Und auch er wusste, bei wem er und seine Landsleute sich zu bedanken hatten. "Pau Gasol gehört zu den besten Sportlern in der Geschichte Spaniens. Vor allem seine Führungsqualitäten sind hervorzuheben", lobte Felipe den alles überragenden Spieler der EM.

Gold trotz namhaften Absagen

Dabei hatten Gasol zu Beginn nur die Wenigsten auf der Rechnung.

Trotz einer persönlich starken NBA-Saison bei den Bulls erhoben viele Zweifel, ob der 35-Jährige in Abwesenheit von Stars wie Serge Ibaka, Juan Carlos Navarro, seines Bruders Marc Gasol, Ricky Rubio oder Jose Calderon das Team wirklich würde führen können.

Doch Gasol nahm die Mannschaft von Beginn weg an die Hand und führte sie "mit der Kraft des Sonnenkönigs" ("La Vanguardia") zum Titel.

Olympia im Visier

Am Montag standen für die Helden von Lille der Empfang bei Ministerpräsident Mariano Rajoy im Madrider Regierungspalast Moncloa und die Huldigung der Fans auf dem Callao-Platz auf dem Programm.

Doch schon zuvor richteten die Spanier den Blick nach vorne auf die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro. Am Zuckerhut sollen die übermächtigen NBA-Stars aus den USA endlich besiegt werden.

"Ob wir 2016 Gold holen können? Wir haben viel Zeit, um über die USA nachzudenken", kündigte Starcoach Sergio Scariolo an. Mit einem Pau Gasol in EM-Form dürften die Chancen so gut wie selten zuvor stehen.