news

"Müssen auch mit Niederlagen umgehen können"

Wien an der Spitze des österreichischen Basketballs?

Das gab es in den letzten Jahren nur im Nachwuchs, bei den Damen oder in der 2. Bundesliga.

Seit der BC Zepter Vienna jedoch mit neuem Titelsponsor aufläuft, ist das auch in der ABL möglich.

Zu Stjepan Stazic, Jean Francois und Tomislav Gaspar wurden namhafte Spieler wie Shawn Ray, Ian Boylan und Zarko Rakocevic sowie Coach Andrea Maghelli hinzugefügt.

Und - neben Stazic - gehören mit Überraschungsmann Florian Trmal und Benedikt Danek zwei weitere "echte Wiener" zu den Leistungsträgern.

Die Resultate können sich bislang sehen lassen: Inklusive Cup lautet die Bilanz 8:0.

Nationalspieler Danek, der von Traiskirchen in seine Heimatstadt wechselte, relativiert im LAOLA1-Interview jedoch und sieht die großen Prüfsteine erst kommen.

LAOLA1: Gratulation zum gelungenen Saisonstart! Bist du davon überrascht?

Benedikt Danek: Jein. Wir haben auf einen guten Start gehofft, aber ihn nicht unbedingt erwartet. Wir wollen auf dem Boden bleiben, rechnen auch mit Niederlagen und wollen uns darauf vorbereiten, um damit umgehen zu können. Ich glaube, das ist das Wichtigste, weil doch viele starke Persönlichkeiten im Team haben und es da oft zu Diskussionen kommt. Der Beginn war zwar optimal, wir sind aber von den vier großen Gegnern mit Kapfenberg auf nur einen getroffen. Wels, Gmunden und Klosterneuburg kommen erst. Wir werden den Grunddurchgang sicher nicht ohne Niederlage beenden.

LAOLA1: Die Siege sind bislang aber meist recht deutlich ausgefallen. Was war dafür Ausschlag gebend?

Danek: Wir haben auch davon profitiert, dass zum Beispiel Oberwart und Kapfenberg gegen uns nicht ihren besten Tag hatten. Wir haben konstant, solide und ruhig gespielt, haben in den entscheidenden Momenten unsere Erfahrung gezeigt. Wichtig war, dass keiner auf die eigenen Punkte schaut. Ich glaube, dass niemand von uns die Superstar-Rolle braucht.

LAOLA1: Sehr stark ist eure Defense mit nur 66,8 Gegenpunkten. Die nächstbeste Mannschaft Güssing bekommt fast acht pro Spiel mehr. Hängt das nur an den Einzelspielern, oder forciert Coach Andrea Maghelli auch mehr die Defense, als es in seiner Zeit in Traiskirchen den Anschein hatte?

Danek: Wir legen das Hauptaugenmerk auf die Defense. Andrea hat es hier dank der Einzelspieler sicher leichter als in Traiskirchen. Die Außenspieler wie Ian Boylan und Shawn Ray verteidigen stark, mit Rakocevic haben wir einen Shot-Blocker im Team, Tomislav Gaspar ist ein defensivstarker Spieler. Da wir uns im Training auf die Verteidigung konzentrieren, spielen wir auch recht gute Team-Defense, haben aber wie gesagt sicher auch teilweise von den schwachen Leistungen unserer Gegner profitiert.

LAOLA1: Du sprachst die Konstanz an: Normalerweise ist es für eingespielte Teams leichter, konstante Leistungen zu bringen.

Danek: Das stimmt, aber bei uns war die Rollenverteilung schnell klar. Keiner will der herausragende Spieler sein. Ray und Boylan spielen lange genug, um zu wissen, was sie tun müssen, um erfolgreich zu sein.

LAOLA1: Die Bilanz ist umso beeindruckender, da Rakocevic bislang noch recht weit von seinem Leistungszenit entfernt und Stjepan Stazic verletzt war.

Danek: Wir versuchen, Rakocevic zu forcieren und einzubinden, haben das aber noch nicht besonders gut geschafft. Wir haben aber in der Vorbereitung gesehen, dass wir auch ohne ihn nicht schlecht spielen. Wenn er auf dem Feld ist, versuchen wir, viel über ihn zu spielen. Manchmal hemmt uns das auch etwas - es kommt darauf an, wie viele Foulpfiffe er bekommt und wie gut er drauf ist.

LAOLA1: Dafür hat man jetzt den Luxus, Spieler wie Stjepan Stazic und Florian Trmal von der Bank zu bringen.

Danek: Flo hustlet irrsinnig und gibt uns mit seinen Offensiv-Rebounds viele Extra-Possessions. Er ist durch seinen starken Mitteldistanzwurf auch offensiv sehr gefährlich. Im Gegensatz zu Traiskirchen haben wir hier echte Kämpfertypen in der Defense. Stjepan von der Bank hat bis jetzt gut funktioniert, er passt sich nach seiner Verletzung gut an, redet viel mit dem Trainer und akzeptiert alles.

LAOLA1: Also war der Ausfall von Stazic zu Saisonbeginn für die Mannschaft vielleicht gar nicht schlecht?

Danek: Ja, vielleicht wirklich. Er und Zarko haben gesehen, dass wir auch ohne sie ganz gut ausschauen und sie nicht unbedingt das Spiel an sich reißen müssen. Stjepan hat in den zwei Spielen nach seiner Rückkehr einen wirklich guten Job gemacht.

LAOLA1: Florian Trmals Leistungen waren sensationell, er ist Nummer fünf der Liga in Effizienz. Kann das so weitergehen?

Danek: Ich versuche ihm zu sagen, dass es vollkommen egal ist, welche Statistiken er hat. Darum geht es nicht. Es ist schön, wenn er Spieler der Runde wird, aber er darf jetzt nicht abheben. Ich glaube, Flo ist einer, der das versteht. Er bringt auf jeden Fall super Leistungen und bekommt dank unserer vorerst kurzen Rotation auch viel Spielzeit.

LAOLA1: Wie siehst du deine Rolle im Vergleich zu Traiskirchen, als ihr dort ein Top-Team hattet?

Danek: Ich sehe fast keinen Unterschied. Ich passe mich immer den anderen Spielern an und habe damit bisher keine Probleme. Ich spiele vielleicht etwas weniger, aber immer noch recht viel.

LAOLA1: Hat dir das Nationalteam im Sommer gut getan?

Danek: Ich war froh, dass ich dabei war, weil ich im Sommer hart trainieren will, gerne bei der Mannschaft bin und mir die internationalen Spiele gegen Top-Leute natürlich helfen.

LAOLA1: Ist es für die Mannschaft wichtig, dass einige Leistungsträger wie du Wiener sind?

Danek: Ich denke schon, auch von den Connections her. Zum Beispiel, dass wir in der Halle von Flos Vater trainieren können, den Bus verwenden können, oder über meine Eltern mit anderen Vereinen kooperieren und mit verbilligten Karten mehr Leute in die Halle bringen. Das Ziel ist, mehr Atmosphäre in die Halle zu bekommen, eine richtige Fan-Gemeinde entstehen zu lassen. Bislang war die Identifikation in der Stadt mit dem Verein nicht sehr groß, das soll besser werden. Wenn wir vorne mitspielen, werden viele Leute kommen, aber die Unterstützung von den Rängen soll stärker werden, um einen richtigen Heimvorteil zu haben.

LAOLA1: Bis jetzt lief alles rund. Worin besteht die Gefahr, dass es auch einmal in die andere Richtung gehen könnte?

Danek: Wir müssen auch damit umgehen können, wenn wir verlieren und wenn wir schlecht spielen, uns zusammenraufen und zusammenhalten. Klar sind bei einer 8:0-Bilanz in der Meisterschaft alle glücklich, alle motiviert, aber die Saison ist noch sehr, sehr lang. Man muss über Monate zusammenhalten und zusammenarbeiten. Nun steht das Cup-Viertelfinale gegen Kapfenberg an, das ist der erste richtige Prüfstein.

LAOLA1: Natürlich ist man immer vorsichtig mit solchen Ansagen, aber mannschaftsintern ist der Titel das Ziel, oder?

Danek: Wir wollen so viele Siege wie möglich feiern und so weit vorne wie möglich landen. Wenn wir sehen, dass wir mit allen mithalten können, ist es sicher insgeheim das Ziel. Aber wir denken sicher kurzfristiger.


Das Gespräch führte Hubert Schmidt