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Flashback: Der mit dem heißen Stuhl

Flashback: Der mit dem heißen Stuhl

Wer führt wohl Regie in dieser Formel-1-Saison?

Bernie Ecclestone? Mercedes? Oder nur der ominöse Technik-Teufel?

Ganz egal, die Uhren im WM-Kampf stehen praktisch wieder bei null. Das Duell Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg kann heiter weitergehen, wobei der Brite natürlich jetzt einen Vorteil hat. Aber warten wir einmal ab, wo das nächste Kabel bei den Silbernen bricht.

Singapur war heuer auch der Ort des Lebenszeichens von Sebastian Vettel, der mit einer starken Leistung sein bestes Saisonergebnis einfuhr.

Außerdem ging es in manchen Cockpits ziemlich heiß her. Da hat dem einen oder anderen schon einmal der Hintern gebrannt.

Mehr dazu jetzt. Im Flashback.

  • HOT AND NOT

Sebastian Vettel

Der Weltmeister kann doch noch lachen. Erst zum dritten Mal in dieser Saison landete der Heppenheimer am Ende vor seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo. In Singapur fuhr er mit Platz zwei noch dazu sein bestes Saisonergebnis ein. Dabei spielte ihm der Rennverlauf nicht unbedingt in die Karten. "Das Safety-Car kam zum blödesten Zeitpunkt für uns. Wir haben deshalb ein bisschen mit der Strategie gespielt. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass ich durchfahren kann", sagte Vettel nach dem Rennen. Letztlich erwies er sich als Reifenflüsterer, gleichzeitig musste er sich gegen Ricciardo und Alonso verteidigen. "Er hat die Reifen geschont und das Ergebnis geholt - das ist super Teamarbeit", gab es großes Lob von Teamchef Christian Horner.

Valtteri Bottas

Die Zeichen standen auf sichere Punkte, doch in der letzten Runde kam alles anders. Auf den letzten Kilometern fiel der Finne von Platz sechs auf den elften Rang zurück und nahm damit erstmals seit Monaco keine Punkte mit. Schuld waren das Safety-Car beziehungsweise die Reifen. Williams entschied sich nämlich für eine Zwei-Stopp-Strategie. Das sollte sich rächen. "Ich hatte keinen Grip und keine Traktion mehr", erklärte der 25-Jährige. Am Ende kam auch noch ein Problem mit der Servolenkung dazu. Der "Next Big Finn" blickt aber hoffnungsvoll in die Zukunft: "Die Pace, die wir hier hatten, gibt mir Zuversicht für den Rest der Saison."

  • NEWCOMER-CHECK

Es wurde wieder Platz zehn und damit ein Punkt für Kevin Magnussen. Der Weg dorthin war hart. Und verdammt heiß. Der Sitz des Dänen in seinem McLaren wurde nämlich aus bisher ungeklärten Gründen immer wärmer. "Ich konnte nicht mal das Wasser trinken, denn es war am Kochen", schilderte der Youngster. Zwischenzeitlich streckte Magnussen sogar seine Arme aus dem Cockpit, um seinen Körper etwas abzukühlen. Ohne diese Probleme hätte er unter Umständen sogar noch mehr holen können. "Er hat enormen Kampfgeist bewiesen und dafür muss ich ihm ein Lob aussprechen", gab es aufmunternde Worte von Teamchef Eric Boullier.

Ähnliche Probleme hatte Daniil Kvyat zu beklagen. Das Trink-System des Russen funktionierte nicht, weshalb er das ganze Rennen über kein Wasser hatte. So blieb am Ende nur Rang 14.

Direkt euphorisch reagierte indes Marcus Ericsson auf seinen 15. Platz für Caterham. "Was für ein Rennen! Eines der besten meiner bisherigen Saison, da habe ich keine Zweifel", jubelte der Schwede. Der Grund: Der heuer oft so schwer geschlagene Rennstall hat sich diesmal gegen Sauber und Marussia durchgesetzt.

  • TEAM-CHECK: Hülkenberg vs. Perez

Es waren turbulente Momente, die Force India beim Nachtrennen erlebte. Besonders bei Sergio Perez war einiges los. Von Startplatz 15 aus sah es zunächst nicht nach einem guten Sonntag aus, dann verlor er auch noch seinen Frontflügel. Eine gute Strategie und flotte Supersoft-Pneus sorgten aber dafür, dass der Mexikaner am Ende noch auf Platz sieben fuhr. Unglücklicher war da Nico Hülkenberg, der nach dem Safety-Car keinen Boxenstopp mehr absolvierte und letztlich auf Rang neun über die Ziellinie fuhr. Im Rennvergleich holte Perez auf 6:7 auf, im Qualifying-Duell ist die Sache zu Gunsten des Deutschen klarer. Hier steht es 10:4 für Hülkenberg.

  • MOMENTAUFNAHME DER WOCHE: Aus dem Qualifying, zum Einrahmen für Max Chilton:

Nico Hülkenberg Sergio Perez
Endplatzierung 9. 7.
Rückstand auf 1. 1:01,661 +0:59,038
Topspeed 303,8 km/h (2.) 300,8 km/h (6.)
Schnellste Runde 1:52,762 (10.) 1:52,007 (5.)
Reifenstrategie (Runden) S-Soft (9), S-Soft (16), Soft (6), Soft (29) S-Soft (15), Soft (14), S-Soft (1), Soft (14), S-Soft (16)

  • ANSCHULDIGUNG DER WOCHE: Hat Red Bull geschummelt?

Die jüngsten Entwicklungen beim Team-Radio-Regulativ sorgten für Verwirrung. Manch ein Renningenieur brach sogar seine Nachricht ab, aus Angst sie könnte auf der Verbotsliste der FIA stehen. McLaren-Teamchef Eric Boullier glaubte nach dem Rennen zu wissen, dass Red Bull Racing verschlüsselte Nachrichten an Daniel Ricciardo geschickt hat. "Ich glaube, dass sie kodiert waren, ja. Es liegt an der FIA, sie zu untersuchen. Es war eine eigenartige Nachricht. Einmal würde man so etwas ja noch verstehen. Aber zwei oder drei Mal ist schon komisch", so der Franzose. Red Bull ruderte aber umgehend zurück. "Wir haben mit Charlie (Whiting, Anm.) gesprochen und ihm gesagt, dass Daniel Zuverlässigkeits-Probleme hatte. Deshalb haben wir ihm gesagt, von den Kerbs fernzubleiben", erklärte Teamchef Christian Horner. Die FIA bestätigte letztlich: Alles okay. Wenn solche Debatten aber jedes Mal aufkommen, könnte das Warten auf ein offizielles Rennergebnis länger dauern als das Rennen selbst - wie in Australien beim Saisonauftakt.

  • WUT DER WOCHE: Romain in Rage

2013 hat Romain Grosjean noch Podestplätze geholt. 2014 waren bislang zwei achte Plätze das höchste der Gefühle. In Singapur hat die Beziehung Grosjean-Lotus offensichtlich einen neuen Tiefpunkt erreicht. Als er den Sprung in Q3 verpasste, war der 28-Jährige nicht mehr zu beruhigen. "I can not believe it! I can not believe it! Bloody engine! Bloody engine!", fauchte Grosjean. Auch eine sofortige Entschuldigung seines Renningenieurs sorgte nicht für Ruhe. "I don't care. I don't care. It's too much", legte er nach. Klingt ganz danach, als wolle er weg von Lotus. Man könnte es ihm nicht verübeln.

  • ALTER HUT DER WOCHE: Alonso will weg

Die Abwanderungsgelüste des Spaniers sind für gewöhnlich so gefährlich wie alkoholfreies Bier. Nun ist es wieder einmal soweit. "Alonso hat seinen Willen zum Ausdruck gebracht, Ferrari zu verlassen, nachdem er Bedingungen gestellt hat, die für den Rennstall als unakzeptabel bewertet werden", schreibt die Gazzetta dello Sport in ihrer Montagsausgabe. Teamchef Marco Mattiacci unterstreicht diese These mit der folgenden Aussage: "Eine Debatte ist im Gange. Sie betrifft auch, wie wir unsere Beziehungen definieren werden." Ein paar Tage nach solchen Drohungen wird normalerweise wieder alles relativiert und Alonso wird finanziell zufrieden gestellt. Also warten wir ab.

  • ZAHLENSPIELEREIEN:

2 - Zum zweiten Mal in dieser Saison ist Lewis Hamilton nun in der Fahrer-WM in Führung.

7 - Sieg Nummer sieben für den Briten bedeutet, dass er jetzt die Hälfte aller Rennen heuer gewonnen hat.

3 - Zum dritten Mal heuer schaffte er den Hattrick bestehend aus Pole Position, schnellster Rennrunde und Rennsieg.

7 - So viele Tausendstel lagen am Ende des Qualifyings zwischen Hamilton und Rosberg. Davor war es letztmals in Deutschland 2010 so knapp. Vettel lag damals zwei Tausendstel vor Alonso.

5 - Singapur ist Vettel-Land: zum fünften Mal in Folge kam der Deutsche beim Nachtspektakel als Erster oder Zweiter ins Ziel.

6 - Mit dem sechsten Platz hat Jean-Eric Vergne sein bestes Karriereresultat eingestellt. Letztes Jahr in Kanada wurde er ebenfalls Sechster.

117 - Mit insgesamt 117 Zählern hat Force India seinen eigenen Bestwert aus dem Jahr 2012 überboten. Damals holte man im ganzen Jahr 109 Punkte.

 

Andreas Terler