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Der nächste Silber-Sieg: Nico am Weg zum Ros-bart

Der nächste Silber-Sieg: Nico am Weg zum Ros-bart

Am "Heimspielberg" hatte am Sonntag nur ein Mercedes-Pilot wirklich Spaß, nämlich Nico Rosberg.

Er untermauerte in Österreich mit dem dritten Sieg in dieser Saison eindrucksvoll seine Ambitionen auf den WM-Titel. 

29 Punkte liegen bereits zwischen dem Deutschen und seinem Teamkollegen Lewis Hamilton, der damit bei seinem Heimrennen in zwei Wochen in Silverstone auch mit einem Sieg nicht Platz eins in der Fahrerwertung übernehmen kann. 

Das Projekt Rosberg war - so wie das Projekt Spielberg - perfekt durchgeplant. Trotz Startplatz drei war sich der 28-Jährige im Klaren, das auf die Distanz schnellste Auto unter sich zu haben. 

"Nicht das leichteste Rennen"

"Ehrlich gesagt ist es schon so gelaufen, wie ich es mir gedacht habe. Der Start war erwartungsgemäß gut, auch wenn die Konkurrenz gekämpft hat", so der stolze Sieger, der sich auch einmal mehr über eine gelungene Boxenstopp-Strategie freuen kann. 

Aufgrund der höheren Temperaturen im Vergleich zu den letzten Tagen merkte er dem Boliden die Belastung aber stärker an.

"Das leichteste Rennen war es nicht, weil einige Dinge am Auto am Limit waren. Aber ich hatte ein schnelles Auto und es ist fantastisch hier, in Österreich, einen Doppelsieg zu feiern", holte der Wiesbadener am Siegespodest zur einem Lobgesang auf das österreichische Publikum aus.

"Die Fans waren erstaunlich, die Atmosphäre war klasse. Ich habe die Stimmung sogar im Auto gespürt. Ihr seid die Besten!", schrie Rosberg in die Menge und wurde dafür frenetisch bejubelt.

Hamilton nur mit Start zufrieden

Bei Hamilton hielt sich die Euphorie unterdessen in Grenzen. Nur am Start konnte der Weltmeister von 2008 diesmal für Staunen auf den Rängen sorgen, als er sich innerhalb von einer Runde von Platz neun auf die vierte Position nach vorne arbeiten konnte.

"Wir haben hart an unseren Starts gearbeitet und heute hatten wir einen unserer besten. Am Ende habe ich dann auch noch Nico unter Druck setzen können - also war es nicht so schlecht", bemühte sich Hamilton nach dem Rennen um eine positive Stellungnahme. 

Dass am Ende noch einmal Spannung aufkam, war Rosberg geschuldet, der sich einen Verbremser leistete. "Generell habe ich mich ganz gut gefühlt am Ende. In der letzten Runde ließen meine Reifen dann aber merklich nach. Es war aber schon knapper heuer", erklärte er den Fauxpas.

Boxenstopps entscheidend?

Der zerknirschte Hamilton hatte dieser Aussage nicht viel hinzuzufügen: "Es gab einfach keine Möglichkeit, um zu überholen." 

Besonders bitter für den WM-Zweiten: Die 1,9 Sekunden, die er am Ende hinter Rosberg ins Ziel kam, lagen auch zwischen den beiden, wenn man nur die Boxenstopps betrachtet. 

"Die Stopps haben sich nicht gut angefühlt, vielleicht ist es auch daran gelegen, wie ich zum Stehen gekommen bin. Es ist immer frustrierend, wenn man Zeit verliert. Ich kann nur hoffen, dass das in Zukunft nicht mehr so ist", so Hamilton, der auch eine Schrecksekunde erlebte, als aus seinem rechten Vorderrad plötzlich eine Flamme aufstieg.

"Die Bremsprobleme gab es während des ganzen Rennens. Die letzten Runden war es dann besser, aber ich bin froh, dass ich nach dem Ausfall in Montreal wieder ins Ziel gekommen bin", machte er gute Miene zum bösen Spiel.

Wächst Nico ein Ros-bart?

In Silverstone steht Hamilton nun ziemlich unter Druck, gleichzeitig steigen die WM-Chancen für Rosberg. Der will davon aber nichts wissen: "29 Punkte Vorsprung sind natürlich eine tolle Sache, aber es ist noch sehr früh in der Saison. Ich genieße erstmal den Moment."

Auf der Insel kann das Projekt Rosberg wieder von vorne beginnen. Und wenn alles passt, erlebt die Formel-1-Welt den Deutschen am Ende der Saison unter Umständen mit neuer Gesichtbehaarung.

Auf die Frage, ob er sich bei einem WM-Triumph einen Schnauzer wie sein Vater Keke wachsen lassen würde, antwortete Rosberg verschmitzt lächelnd: "Vielleicht!"

Eines hat er seinem alten Herrn schon voraus: Den Sieg in Spielberg. Diesen hatte Keke 1982 um lächerliche 0,05 Sekunden verpasst. 

 

Aus Spielberg berichtet Andreas Terler