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Dank Fans und Familie drehte Hamilton den Spieß um

Dank Fans und Familie drehte Hamilton den Spieß um

Beherzte Duelle, dramatische Ausfälle und ein hochzufriedenes Publikum - der Grand Prix von Großbritannien in Silverstone zählte zu den ereignisreichsten dieser Saison.

Durch den Sieg von Lewis Hamilton und dem gleichzeitigen Out seines Teamkollegen Nico Rosberg sind die beiden Mercedes-Rivalen in der Fahrer-WM wieder zusammengerückt. Nur noch vier Zähler liegen zwischen dem Deutschen und dem Briten.

Nach dem Ausfall in Kanada und Platz zwei in Spielberg konnte Hamilton endlich wieder richtig feiern - und das noch dazu vor seinen zahlreich erschienenen Landsleuten.

"Habe die Fans im Stich gelassen"

"Es ist ein sehr emotionaler Tag. Bis zum Rennen lief es gar nicht so gut für mich. Ich dachte, ich habe die Fans ein bisschen im Stich gelassen, aber sie haben mich durch das Wochenende gebracht", strahlte der 29-Jährige, der nach einem verpatzten Qualifying nur von Startplatz sechs aus ins Rennen ging.

Zu Beginn des Rennens sah alles nach einem souveränen Auftritt des WM-Leaders aus. Erst nach dem Boxenstopp kam Hamilton Rosberg näher.

"Am Anfang hat Nico einen Abstand herausgefahren und ich habe versucht, auf die Reifen zu achten. Auf den härteren Reifen konnte ich ihn dann einholen. Ich konnte gar nicht glauben, dass ich so viel Pace hatte", so der Weltmeister von 2008.

Verzweifelter Rosberg versuchte alles

Entscheidend war letztlich erst ein technischer Defekt am Getriebe des vierfachen Saisonsiegers. Nach 29 Runden steckte Rosberg in einem Gang fest, verzweifelt versuchte er, die Situation zu retten.

"Ich habe gefragt, ob ich Einstellungen ändern kann, um irgendwie ins Ziel zu kommen. Da war mir schon klar, dass Lewis vorbeigeht. Ich wollte alles probieren, irgendetwas Verrücktes. Aber mein Team hat mir nichts empfehlen können", musste Rosberg nach seinem Aus zerknirscht zugeben.

Zu gut wusste er, wie stark sein Bolide im Vergleich zur Konkurrenz einmal mehr funktionierte: "Man hat gesehen, dass unser Auto total dominant ist, aber Standfestigkeit ist eben auch wichtig."

Bei den Teamverantwortlichen von Mercedes regierte, obwohl man nur ein Auto ins Ziel brachte, die Freude über den Erfolg Hamiltons.

Wolff sieht seine Schützlinge auf Augenhöhe

"Ich habe Lewis immer wieder gesagt, dass die Saison lang ist und er einfach sein Bestes geben muss. Heute haben wir das gesehen", erklärte Executive Director Paddy Lowe gegenüber "Sky Sports F1".

Das berühmte Momentum, es scheint wieder auf der Seite des Briten zu liegen. Teamchef Toto Wolff sieht aber weiterhin zwei Fahrer, die gleich stark einzuschätzen sind, in seinem Team.

"Wir reden sehr viel über das Momentum. Es schwingt hin und her. Nico hat das Ganze heute aber sehr ruhig aufgenommen. Auch als klar war, dass Lewis gewinnt. Beide sind auf einem ähnlichen Level und hochkonzentriert", so der Wiener.

Das bewies Hamilton auch damit, dass er trotz des umjubelten Triumphes mit sich selbst hart ins Gericht ging. "Es gibt noch viel zu tun. Das Qualifying war eigentlich immer meine Stärke, zuletzt waren die Ergebnisse aber schockierend."

Hamilton und die Energie von Fans und Familie

Besonders zu schätzen wusste er nach einem schwierigen Samstag die Unterstützung seiner Familie. "Ich hatte einen gemütlichen Abend mit meinen Leuten, habe meinen Hunden beim Baden zugesehen, viele Nachrichten bekommen und so weiter. All diese kleinen Dinge haben mir geholfen", gab er Einblick in seine Rennvorbereitung.

Als er dann auch noch die Fanmassen am Silverstone Circuit sah, war er wild entschlossen. "Es war wie im Film Monter AG, in dem die Monster zunächst Energie durch die Angst der Kinder speichern, dann aber erkennen, dass ihr Lachen und ihre positive Energie viel mehr bringt. Es war einfach wie ein riesiger Energie-Boost für mich."

Anderorts wartete man auf einen solchen Schub schon länger. Sowohl Sebastian Vettel, als auch Fernando Alonso begeisterten dennoch mit einem beinharten Duell um Platz fünf.

Lange musste der vierfache Champion warten, ehe es ein Vorbeikommen am Spanier gab. Dieser musste sich laut eigenen Angaben nicht nur mit dem Deutschen ärgern.

Vettel: "Alonso ist zu hart"

"Wir hatten aerodynamische Probleme, dann mussten wir auch noch Sprit sparen. Es war unmöglich, ihn hinter mir zu behalten. Ich wusste, dass er irgendwann überholt", sagte Alonso, der dennoch nicht davon absah, sich, wie Vettel, fortlaufend via Team-Radio über seinen Gegner zu beschweren.

"Das war von außen sicher amüsant zu verfolgen", meinte der Routinier, der Vettel unter anderem vorwarf, einmal unerlaubt sein DRS benutzt zu haben.

"In Kurve neun? Da kann man ja gar kein DRS benutzen. Vielleicht hat er in seinen eigenen Spiegel gesehen und sein DRS benutzt", konterte der Heppenheimer, der sich über einen verpassten Podestplatz ärgerte. Diesen holte sich einmal mehr Teamkollege Daniel Ricciardo.

"Fernando ist hart, teilweise zu hart. Zwei Mal hat er mich fast von der Strecke geschoben. Ich hatte die Nase vorne und darf Tempo und Richtung bestimmen. Wenn ich da nicht zurückstecke, fliegen wir beide raus. Jetzt freue ich mich erstmal, dass es eine Pause gibt", atmete Vettel durch.

Bei seinem Heimspiel am Hockenheimring bekommt er dann die Chance zur Revanche.

 

Andreas Terler