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Imola '94: Chronologie eines schwarzen Wochenendes

Imola '94: Chronologie eines schwarzen Wochenendes
Die Chronologie und die Folgen des Formel-1-Jahres 1994 rund um die Ereignisse des schwarzen Wochenendes von Imola:

  • Der Grand Prix von San Marino am 1. Mai 1994 in Imola ist das dritte Saisonrennen und das erste in Europa. Senna ist nach zwei Ausfällen punktlos, der 25-jährige Michael Schumacher hat hingegen sowohl in Brasilien als auch den Pazifik-GP in Japan gewonnen und führt mit seinem Benetton in der WM.

  • Am Freitag hebt der Jordan des Brasilianers Rubens Barricello an einem Randstein ab und fliegt raketengleich über die Reifenstapel in einen Sicherheitszaun. Das mildert den Anprall. Der Senna-Landsmann wird bewusstlos geborgen, kommt aber relativ glimpflich davon.

  • Soviel Glück hat Roland Ratzenberger am Tag darauf im Autodromo Enzo e Dino Ferrari nicht. Der Simtek-Frontflügel des Österreichers, der sich in diesem Jahr mit seinem Formel-1-Debüt den Lebenstraum erfüllt hat, wird im zweiten Qualifikationstraining beschädigt und bricht später an einer Hochgeschwindigkeits-Stelle. Der folgende Mauer-Einschlag im Villeneuve-Knick ist bei rund 300 km/h so heftig, dass der Salzburger einen Genickbruch erleidet.

  • Es ist der erste tödliche Unfall in der Formel 1 seit beinahe zwölf Jahren (Ricardo Paletti, Kanada 1982) und Senna außer sich. Dass er für seinen Besuch der Unfallstelle mit einer Strafe bedroht wird, schürt nur die Emotionen. Senna ist wütend und besorgt, schlägt aber auch alle Warnungen in den Wind und startet am Sonntag aus der Pole Position ins Rennen.

  • Schon am Start des Grand Prix von San Marino kracht es erneut. Der Portugiese Pedro Lamy rast in den stehengebliebenen Benetton von J.J. Lehto, beide Piloten überstehen das unversehrt, neun Zuschauer werden aber durch herumfliegende Teile verletzt.

  • Das sehr langsame Safety Car führt das Feld fünf Runden an. Zwei Runden nach dem Restart rast der führende Senna in der Tamburello-Kurve mit fast 300 km/h geradeaus in die Mauer, an der fünf Jahre davor beinahe auch Gerhard Berger sein Leben bei einem Feuerunfall verloren hatte.

  • Senna wird aus dem zerstörten Williams geborgen und neben dem Auto auf dem Boden liegend u.a. von Rennarzt Sid Watkins versorgt. Laut späteren Untersuchungen hat ein Teil eines Rades seinen Helm eingeschlagen und für eine schwere Kopfverletzung gesorgt. Senna wird mit dem Rettungshubschrauber ins Maggiore-Krankenhaus bei Bologna geflogen.

  • 37 Minuten nach der roten Flagge wird das Rennen neu gestartet. Der führende Berger gibt in seinem 150. Grand Prix bald auf. Als zehn Runden vor Schluss der Minardi von Michele Alboreto in der Box ein Rad verliert, werden mehrere Mechaniker verletzt.

  • Schumacher feiert seinen dritten Saisonsieg. Es wird kein Champagner versprüht.

  • Senna wird um 18:40 Uhr Ortszeit, rund zwei Stunden nach dem Rennen, für tot erklärt. In seinem Auto findet sich eine kleine österreichische Fahne, mit der er bei einem Sieg Ratzenberger gedenken wollte.

  • Am 5. Mai erhält Senna in Sao Paulo ein Staatsbegräbnis. Hunderttausende Menschen säumen die Straßen, auf denen der Sarg mit dem verunglückten Piloten zum Morumbi-Friedhof gebracht wird. Berger ist einer der Sargträger. Sennas schlichtes Grab wird auch 20 Jahre danach von vielen Menschen aus der ganzen Welt besucht.

  • Zwei Wochen nach Imola verunglückt der Österreicher Karl Wendlinger beim Training in Monaco so schwer, dass er drei Wochen im Koma liegt.

  • Schumacher gewinnt im Benetton die ersten vier Rennen, nach insgesamt acht Saisonsiegen steht der Deutsche trotz zahlreicher Skandale und einer Sperre erstmals als Weltmeister fest.

  • Die Strecke in Imola, wo zuvor schon Nelson Piquet (1987) und Berger (1989) schwer verunglückt waren, wird adaptiert, die Tamburello zu einer Schikane umgebaut. Die Formel 1 verabschiedet sich 2006 dennoch. Autos und Rennstrecken werden nicht zuletzt als Folge der Geschehnisse im Jahr 1994 radikal sicherer. Die Fahrer-Vereinigung (GPDA) wird neu gegründet, Crashtests werden deutlich besser.

  • Die italienische Staatsanwaltschaft klagt sechs Personen an, darunter Teambesitzer Frank Williams, Technikchef Patrick Head und Designer Adrian Newey. Alle sechs werden nach jahrelangen Prozessen letztlich frei gesprochen, obwohl als erwiesen gilt, dass ein Bruch der nachträglich verlängerten Lenksäule zu Sennas Unfall geführt hat.