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"Wenn ich zuhause bin, erwischt es mich wohl"

Lewis Hamilton und McLaren gehen getrennte Wege. Was Ende September offiziell wurde, ist seit Sonntag Tatsache.

Die Traum-Ehe ist geschieden, Hamilton heuert nach 110 Rennen in sechs Jahren für das britische Traditionsteam bei Gegner Mercedes an.

"Ich bin sehr traurig deswegen, denn ich habe ihn seit mehr als 15 Jahren persönlich gekannt und ihn in tollen Momenten erlebt", meinte Teamchef Martin Whitmarsh nach dem Saisonfinale in Sao Paulo.

"Es ist emotional, aber wir sind ein starkes Team und wir müssen weitermachen", so der Brite weiter.

Die Emotionen gehen hoch

Nach seinem Ausfall (Hamilton wurde in Führung liegend von Nico Hülkenberg abgeschossen) wurde der 27-Jährige von seiner Boxen-Crew mit Standing Ovations empfangen - ein allerletztes Mal.

"Ich versuche, mich unter Kontrolle zu halten. Aber wenn ich zuhause bin, erwischt es mich wohl", meinte Hamilton am Sonntagabend auf seine Emotionen angesprochen.

Mit dem Wechsel des Weltmeisters von 2008 endet die drittlängste Zusammenarbeit McLarens mit einem Fahrer. Nur David Coulthard und Mika Häkkinen bestritten mehr Rennen für die Briten als Hamilton (siehe Tabelle unten).

Hamilton liegt in den teaminternen Statistiken auch bei den Siegen auf Platz drei. Seine 21 Erfolge in McLaren-Uniform konnten nur die Legenden Alain Prost und Ayrton Senna knacken.

Bei Pole Positions zog er mit seinem Qualifying-Triumph am Samstag mit Häkkinen gleich und liegt in dieser Bestenliste sogar auf Rang zwei.

Von Anfang an bei den Schnellsten

2007 legte er als Rookie den besten Karrierestart aller Zeiten hin: Neun Rennen in Folge landete er auf dem Podest - bis heute Rekord. Beinahe hätte es in der ersten Saison auch mit dem WM-Titel geklappt.

Allerdings vergab Hamilton Matchbälle in Shanghai und Sao Paulo durch eigene Fehler. Am Ende sicherte sich Kimi Räikkönen um einen Punkt die Krone.

GP-Starts GP-Siege Poles
1. David Coulthard 150 1. Ayrton Senna 35 1. Ayrton Senna 45
2. Mika Häkkinen 131 2. Alain Prost 30 2. Lewis Hamilton 26
3. Lewis Hamilton 110 3. Lewis Hamilton 21 Mika Häkkinen 26
4. Alain Prost 107 4. Mika Häkkinen 20 4. James Hunt 14
5. Ayrton Senna 96 5. David Coulthard 12 5. David Coulthard 12

Doch beiden konnte der Brite Paroli bieten. Im Vorjahr musste er sich zum ersten und bislang einzigen Mal einem Teamkollegen in der WM-Wertung geschlagen geben.

Abschied im Dezember

Von der Mannschaft in McLarens F1-Fabrik im britischen Woking muss Hamilton noch Abschied nehmen.

"Es gibt noch vor Weihnachten einen Termin dafür", erklärte der 27-Jährige. "Ich freue mich darüber, noch einmal hingehen und jedem Einzelnen die Hand schütteln zu können. Ich will mich für die Unterstützung in all den Jahren bedanken."

Fast 15 Jahre lang - Ron Dennis nahm ihn als jungen Buben in das Nachwuchsprogramm auf - war sein Schicksal mit jenem McLarens verknüpft.

Aus Freund wird Feind

Ab 1. Jänner 2013 ist er ein Feind. "Er war lange Zeit ein Freund und Kollege. Nächstes Jahr wird er ein Konkurrent", sagte Whitmarsh.

"Wir werden versuchen, ihn zu schlagen. Ich bin mir sicher, wir werden weiter eine gute Beziehung haben, wir werden angemessen gegeneinander kämpfen und wir werden da rausgehen und schauen, wie wir miteinander auskommen."

Eines scheint klar: Bei aller Liebe zu McLaren wird Hamilton mit seinen neuen Rivalen auf der Strecke nicht zimperlich zu Werke gehen. So wie er es schon in den vergangenen sechs Jahren handhabte.

 

Michael Höller

2008 war es aber soweit: In einem der dramatischsten Finali aller Zeiten schnappte er Lokalmatador Felipe Massa in der vorletzten Kurve den Titel weg.

Seine Teamkollegen hatte Hamilton zumeist im Griff. Und das, obwohl er sowohl 2007 (Alonso) und 2010 (Button) gegen den jeweils amtierenden Champion fahren musste.

Kollege Siege Podest Poles Punkte
2007 Alonso 4:4 12:12 6:2 109:109
2008 Kovalainen 5:1 10:3 7:1 98:53
2009 Kovalainen 2:0 5:0 4:0 49:22
2010 Button 3:2 9:7 1:0 240:214
2011 Button 3:3 6:12 1:0 227:270
2012 Button 4:3 7:6 7:1 190:188