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Auers Premierensaison mit Startschwierigkeiten

Auers Premierensaison mit Startschwierigkeiten

Es war ein holpriger Start für Lucas Auer.

Der 20-jährige Neffe von Gerhard Berger kommt erst langsam in der DTM an. Vier Rennwochenenden sind vergangen, und wenngleich der Tiroler als erster der drei Neulinge in der Rennserie Punkte verbuchen konnte, ist er meist auf den hinteren Plätzen zu finden.

Auch in Spielberg, wo dieser Tage gefahren wird, wären Zähler bereits ein Erfolg.

Auf die Tatsache, dass die überdachten Boliden weniger Zurückhaltung im Kampf um Positionen verlangen, hat er sich trotz sonstiger Schwierigkeiten früh eingestellt. Der Kontakt mit Konkurrenten wird nicht gescheut, auch wenn diese Begegnungen noch selten zu seinen Gunsten ausgehen.

Beim letzten Lauf in Zandvoort geriet Auer in der Startphase mit Marco Wittmann aneinander. Obwohl sich nur der Neuling wegdrehte, hatte der amtierende Champion beim „Motorsport-Magazin“ harte Worte über.

Zurück in die Fahrschule?

„Ein gewisser Herr Auer war nicht nur eine Blockade für mich, sondern auch für andere. Der soll noch mal in die Fahrschule gehen. Wir haben in der DTM viele professionelle, hart aber fair kämpfende Fahrer“, fluchte der BMW-Fahrer über seinen jungen Mercedes-Konkurrenten.

Emotionale Kritik, die den Beschuldigten gegenüber LAOLA1 aber kalt lässt. „Früher oder später kommst du auf der Strecke eben zusammen, das ist Rennsport, da geht es hart zu“, so Auers nüchterne Antwort.

„Ich schaue lieber, was auf der Strecke passiert. Das Gerede interessiert doch sowieso keinen.“

Doch der Kontakt mit Wittmann war in den bisherigen acht Läufen nicht der einzige Schnitzer, der dem Rookie unterlief.

Selbst das Leben schwer gemacht

Zum Start in Hockenheim schaffte er es nicht ins Ziel. Eine Kollision seiner Vordermänner, darunter Teamkollege Gary Paffett, wurde auch Auer zum Verhängnis.

Tags darauf vermisste man seinen rosa lackierten Boliden schon in der Startaufstellung. Der Grund war ein Einführungsrunden-Ausflug ins Kiesbett. Ein Fauxpas, der Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nicht gerade glücklich machte.

Die Norisring-Startkollision mit Miguel Molina

Der Lausitzring sah ein verpatztes Samstagsrennen, in dem sich der Tiroler früh wegdrehte. Der zweite Lauf endete wieder im Schotter, wenngleich diesmal erst kurz vor der Zielflagge.

Und am Norisring wurde seine Startkollision mit Miguel Molina zum Auslöser einer frühen Safety-Car-Phase.

Selbst die bisherige Sternstunde Auers am selben Ort verlief nicht ganz nach Wunsch. Es wären mehr als die zwei Punkte für den neunten Platz möglich gewesen.

Vielleicht euphorisiert von der guten Vorstellung im Qualifying stand sein Arbeitsgerät nicht korrekt in der Startbox, der 20-Jährige fasste eine Strafe aus.

Statt Kampf um das Podest nur jener um Zähler, welcher zumindest erfolgreich enden sollte und veranschaulichte, dass der Vorjahresvierte der europäischen Formel 3 den notwendigen Grundspeed mitbringt.

Aus Rückschlägen lernen

„Solche Erfolge muss man mitnehmen, aber Wochenenden wie in Hockenheim, am Lausitzring und in Zandvoort sind auch wichtig. Die machen dich am Ende stark. Man muss anpacken, schauen, was falsch gelaufen ist und dann pushen“, versucht Auer, die Fehlschläge richtig einzuordnen.

Schließlich und endlich dürfe man die Ansprüche im Premierenjahr auch nicht zu hoch ansetzen: „Wir bewegen uns in einer der besten Rennserien, wo das ganze Feld brutal konkurrenzfähig ist. Was soll man erwarten? Dass ich reingehe und jeden in Grund und Boden fahre? Dass es so hart für mich wird, hatte ich jedoch auch nicht erwartet.“

Das Erfahrungsdefizit mache sich vor allem bei der Vorbereitungsarbeit bemerkbar. Die Abstimmung des Autos ist eine umfangreiche Aufgabe, und hier wäre der Rest des Feldes weit voraus.

„Im Winter hat man eben nur begrenzte Testtage. Aber es geht Stufe für Stufe nach oben, und solange man sein Ziel vor Augen hat und arbeitet, geht es weiter.“

Keine Nervosität

Die nächste Stufe wäre eine besondere: Leistung zu bringen, wenn alle Augen auf den Kufsteiner gerichtet sind. Nervös macht ihn das Heimspiel nicht.

„Ich freue mich darauf, denn es sind Freunde und Familie da. In Spielberg war ich in der Formel 3 immer gut, und ich werde alles geben, um hier ein Highlight zu setzen“, will er die Fans zufrieden stellen.

Ein Pluspunkt könnte die Stop-and-Go-Charakteristik sein, die noch am ehesten mit dem lieb gewonnenen Stadtkurs in Nürnberg zu vergleichen ist.

„Es wird sicher wieder Rennen geben, die ein Desaster sind, wo man sich an den Kopf greift. Auf den Strecken, auf denen ich schnell bin, muss ich aber Highlights abliefern und mit Resultaten überzeugen“, so die Ansage.

Und es gäbe keinen besseren Ort für ein Highlight als Spielberg, wo Auer den Grundstein für eine erfolgreichere zweite Saisonhälfte legen könnte.

 

Johannes Bauer