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Zeitlupe Altmann

 

Foda zahlte in der härtesten Währung

Gut, böse, professionell, stur, geradlinig, ehrgeizig, temperamentvoll, respektlos, beinhart – an Attributen für Franco Foda mangelt es in den zahlreichen „Nachrufen“ auf seine Zeit als Sturm-Trainer nicht.

Man mag über seine Menschenführung diskutieren, seine Leistungen bewundern, seine Treue zum Verein hervorheben oder seine Unnahbarkeit bemängeln – unterm Strich wird, wenn alle Beteiligten genügend Abstand zu seiner 15-jährigen Ära gewonnen haben, ein Attribut alle anderen überstrahlen:

Erfolgreich.

Erfolg ist nun einmal die härteste Währung im Sport und dafür war ihm jedes Mittel Recht. Sei es der bisweilen wenig zimperliche Umgang mit seinen Schützlingen oder der professionell-verbindlich-distanzierte Umgang mit der Journaille.

Ja, auch für uns Medien war es nicht immer ganz einfach, mit Foda zu arbeiten – auf der anderen Seite allerdings doch. Man wusste, woran man war, der Umgang während der Gespräche war sachlich und korrekt, das Spiel auf der medialen Klaviatur beherrschte der 45-Jährige besser als die meisten seiner zahlreichen Wegbegleiter in Graz.

Außerdem ganz ehrlich, was ist besser: Ein „Haberer“, den Mitarbeiter wie Öffentlichkeit gleichermaßen lieben, weil er so ein „leiwander“ Kerl ist? Oder ein Trainer, dessen beharrliche Arbeit eine ganze Stadt in Ausnahmezustand versetzen konnte?

Unvergessen die Gänsehaut-Atmosphäre am 25. Mai 2011, als das Publikum in Graz-Liebenau dem frischgebackenen Meistertrainer zu Füßen lag, dieser seine Ehrenrunde sichtlich genoss und ungewohnt positive Emotionen zeigte.

Seither sind nicht einmal elf Monate vergangen. Die Floskel vom „schnelllebigen Fußball-Geschäft“ ist keine, sie stimmt einfach.

Foda, diese zentrale Figur der Sturm-Geschichte, ist nun endgültig selbige. Ob sämtliche Meistertitel, Champions-League-Euphorie, Konkurs oder die Wiederauferstehung in der Post-Kartnig-Ära: Der frühere Abwehrchef hat alle Kapitel miterlebt, teilweise höchst aktiv mitgeschrieben.

Dass ein derart radikaler und richtiger Neubeginn ohne den Machtmenschen Foda durchgezogen wird, ist nachvollziehbar, tendenziell sogar zwingend notwendig.

Die Art und Weise des Abschieds hat sich Foda jedoch nicht verdient – egal, wie man zu ihm steht.

Aber ein würdiger Abgang gelingt in diesem Business – leider – den Wenigsten. Ein Abschied ohne Misstöne war vor knapp zehn Jahren nicht einmal Fodas Vorbild Ivica Osim vergönnt.