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Soriano zwischen Fußball-Fest und Politik

Soriano zwischen Fußball-Fest und Politik

Carles Puyol, Gerard Pique, Sergio Busquets, Xavi, Jonathan Soriano.

Kritiker verspotteten diese Liste als Fehler-Reihe, wirkt der Salzburg-Stürmer doch neben Welt- und Europameistern auf den ersten Blick ein wenig deplatziert.

Doch diese fünf  Namen sind ein Auszug aus dem Kader der katalanischen Auswahl, für die der Zweite der Bundesliga-Torschützenliste erstmals seit Jahren wieder nominiert wurde.

„Ich habe mich über die Einberufung natürlich sehr gefreut, weil es ein Team mit sehr guten Spielern ist“, erinnert sich der Bullen-Angreifer im Gespräch mit LAOLA1 an den freudigen Moment wenige Tage vor Weihnachten, als ihn der Ruf von Teamchef Johan Cruyff erreichte.

Neben Welt- und Europameistern

Für das Match gegen Nigeria standen dem ehemaligen niederländischen Ausnahmefußballer, der ein letztes Mal auf der Bank Platz nahm, insgesamt sechs amtierende Weltmeister zur Verfügung.

Und eben Soriano, neben Milans Bojan Krkic der einzige Legionär in der von Espanyol- und Barca-Spielern geprägten „Seleccio“. „Es ist immer schön, wenn du außerhalb Spaniens bist, und die Leute noch immer über dich sprechen. Das zeigt, dass die Dinge gut laufen“, freut sich der Salzburg-Legionär darüber, dass seine Leistungen nicht unbeachtet blieben.

Angesichts der hohen Qualität des Kaders ist das Ergebnis umso überraschender, rang die nigerianische Auswahl den Gastgebern doch ein 1:1-Remis ab.

„Ruhig spielen und genießen“

Der Stimmung im Estadi Cornella-El Prat, der schmucken Heimstätte von Espanyol, tat dies jedoch keinen Abbruch. Schließlich besaß das Testspiel eher einen Festcharakter, wie auch schon Cruyff vor der Partie festgehalten hatte.

„Er hat nur gesagt, dass wir ruhig spielen und das Ganze genießen sollen“, erinnert sich Soriano an die Ansprache. Gemeinsame Trainings oder eine Kasernierung des Teams gab es indes nicht.

Nichtsdestoweniger hätte der "österreichische Beitrag" zu dem Ländervergleich nach seiner Einwechslung zur Pause beinahe zum Matchwinner werden können.

„Gefährlicher“ Beinahe-Matchwinner

„Ich hatte eine große Chance, stand aber etwas schlecht. Natürlich wäre es schön gewesen, den entscheidenden Treffer zu erzielen, aber gut. Ich bin zufrieden mit der Leistung“, spricht der Stürmer die 72. Minute an, in der er einen Ball freistehend im Sechzehner übers Tor setzte.

In Minute 90 setzte sich Soriano, in der Spielanalyse der „Mundo Deportivo“ mit dem Prädikat „gefährlich“ bedacht, erneut in Szene und schickte Cristian Tello mit einem Traumpass alleine vors Tor.

Der Barca-Jungstar vergab allerdings die letzte Möglichkeit des Spiels, in dem Sergio Gonzalez (3., Elfer) und Bright Dike (54.) die einzigen Treffer markierten.

„Es war kein einfaches Spiel, weil man sich auf dem Platz erst wiederfinden musste und uns auch ein wenig der Spielrhythmus fehlte. Nigeria war physisch stark, das machte es schwierig. Aber es war eben eher ein Fest.“

Sport und Politik

Die Feierlichkeiten fanden auch auf den Tribünen statt, wo sich Fußballfreunde, Prominente aus Politik und Gesellschaft und nationalistisch gesinnte Katalanen ein Stelldichein gaben.

Das Freundschaftsspiel in der Winterpause ist traditionell Bühne für die katalanischen Forderungen nach Unabhängigkeit, die mit der Regional-Wahl Ende November und dem Sieg separatistischer Kräfte neues Feuer erhalten haben.

Die Estelada war auf den Tribünen sehr beliebt

Die Vermengung von Sport und Politik ist eine kontroverse Symbiose, die regelmäßig Kritik hervorruft, auch unter den Spielern. „Wir wissen um die symbolische Bedeutsamkeit einer eigenen Auswahl aber für uns Fußballer ist es wichtiger, einfach zu spielen. Ich glaube, wir sollten uns nicht in politische Themen werfen. Ich für meinen Teil verstehe davon auch zu wenig“, möchte sich Soriano nicht groß politisch artikulieren.

Stattdessen spricht er sich für eine Trennung aus: „Sport ist das eine und Politik das andere. Man darf den Sport nicht missbrauchen, um sich in anderen Bereichen zu profilieren.“

Katalonien bei der WM?

Parallel zum Unabhängigkeits-Streben der Katalanen hat sich der Wunsch einer eigenen Nationalmannschaft herausgebildet, die das Volk bei einem Großereignis vertritt.

„Der Kader ist ausgezeichnet und voll mit Spielern des FC Barcelona. Xavi, Busquets, Pique, Puyol. Das ist ein großer Teil der spanischen Nationalmannschaft. Um ehrlich zu sein, wäre Katalonien ein großartiges Team“, weiß der 27-jährige Ex-Barca-Akteur um die durchaus realistischen Chancen, um einen Titel mitzuspielen.

Der Traum einer WM- oder EM-Teilnahme wird aber wohl noch lange auf seine Verwirklichung warten müssen.

Bis dahin bleibt den Spielern nur die Fest-Stimmung oder wie für Soriano das freudige Erlebnis, „mit den alten Kollegen vor der ganzen Familie zu spielen.“

 

Christian Eberle