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Fronten zwischen FIFA und UEFA verhärten sich

Fronten zwischen FIFA und UEFA verhärten sich

Für einen kurzen Moment hätte man meinen können, Joseph Blatter und Michel Platini seien immer noch gute Freunde.

Bei der Zeremonie zur Eröffnung des FIFA-Kongresses schloss der FIFA-Boss den UEFA-Chef auf der Bühne in die Arme.

Doch das Bild, das den Hauch von Harmonie in Sao Paulo andeutete, war letztlich ein Trugschluss. Die Geste war nur Routine statt Herzensangelegenheit.

Klare Kritik an Blatter

Mit der klaren Kritik an Blatter und der deutlichen Aufforderung zum Amtsende in elf Monaten hatten die von Platini angeführten Funktionäre Europas dem Patron des Weltfußballs zuvor schonungslos die Meinung gesagt. Eine fünfte Amtszeit Blatters kommt für sie nicht infrage.

"Die Menschen neigen dazu, sie nicht besonders ernst zu nehmen. Die FIFA hat einen exekutiven Präsidenten. Sie sind verantwortlich", sagte der Verbandschef der Niederlande, Michael van Praag, als Europas Wortführer.

Korruption und Bestechung würde die Öffentlichkeit mit der FIFA verbinden, legte der Holländer nach. Auch UEFA-Ehrenpräsident Lennart Johansson sprach von einem nötigen Wechsel.

Der Riss zwischen Europa und dem großen Rest der Fußball-Welt scheint so riesig, dass er bis zur FIFA-Präsidentschaftswahl am 29. Mai 2015 - und womöglich darüber hinaus - nicht mehr zu kitten ist. Die fünf anderen Konföderationen hat Blatter weiter hinter sich und damit ziemlich sicher genug Stimmen, um im Amt bleiben zu können. Nur die von ihm viel beschworene Einheit der Fußball-Familie ist verloren.

Konflikt wird wiederbelebt

In einem überschaubaren Keller-Konferenzraum des Renaissance-Hotels von Sao Paulo erlebte die FIFA eine ungewollte Zeitreise zurück zur Jahrtausendwende.

1998 und 2002 hatte Blatter heftige Wahlkämpfe gegen den damaligen UEFA-Chef Johansson und den von Europa unterstützten Afrika-Boss Issa Hayatou gewonnen.

Von einem FIFA-Frieden zur WM-Zeit konnte auch damals keine Rede sein. Als Lehre daraus wurden die Wahlkongresse extra um ein Jahr verlegt, um die unmittelbaren Turnier-Vorbereitungen nie mehr zu stören.

Nun ist in Sao Paulo mit dem Kampf der Fraktionen vieles wie damals, nur dass die Wahl erst in gut elf Monaten terminiert ist - und Blatter nicht mehr wie 1998 Platini als Mitstreiter an seiner Seite hat.

Platini überlegt Kandidatur

Mit aufgeknöpftem Hemd stolzierte der Franzose durch den Kellergang und warf Journalisten leger ein "Guten Tag und Auf Wiedersehen" entgegen - mehr wollte er nicht sagen. mIm September wird sich Platini erklären, ob er gegen Blatter antreten will. Das verrieten seine Gefolgsleute, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und van Praag.

Die UEFA hat sich mit ihrer Anti-Blatter-Haltung das Leben nicht leichter gemacht. Die Visiere sind heruntergelassen und ohne eigenen Kandidaten kann der Verband nicht mehr in die Abstimmung am 29. Mai in Zürich gehen.

Wer Blatter nicht will, muss zumindest eine Alternative bieten. Diese kann eigentlich nur Platini heißen, doch angesichts der starken Unterstützung Blatters durch die anderen Kontinentalverbände ist das Risiko einer Niederlage hoch. "Er weiß auch, was er an der UEFA hat", sagte Niersbach der dpa.

Also müssen die Europäer womöglich einen anderen Kandidaten finden, der Blatter herausfordert, aber bei einer erwartbaren Niederlage sein Gesicht nicht verliert. Die Kandidatenliste ist überschaubar - van Praag und Niersbach führen sie an, doch der DFB-Chef wiegelte erneut ab."Keine Chance", sagte er im Renaissance-Hotel.