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Machtkampf in der FIFA wirft Schatten voraus

Machtkampf in der FIFA wirft Schatten voraus

Die FIFA-Reformen werden endgültig zur Farce.

Die Fußball-Funktionäre des Weltverbandes einigten sich vor dem Kongress am Donnerstag und Freitag auf Mauritius nicht einmal auf Vorschläge für Alterslimit und Beschränkungen der Amtszeiten.

Deshalb wurden die Kernpunkte der Reform einfach bis 2014 verschoben.

Wo bleibt die Transparenz?

Der mit viel Skepsis und Kritik begleitete Wandel zu mehr Transparenz im skandalumwitterten Funktionärsensemble droht bereits im Ansatz zu scheitern.

Beschließen wird der FIFA-Kongress am Freitag nun unter anderem nur eine Neuordnung der WM-Vergabe und die Einführung eines Integritätschecks für seine Würdenträger. Dieser wird allerdings von maßgeblichen Anti-Korruptionsexperten als unzureichend kritisiert.

Die Sportbeauftragte von Transparency International konnten die neuesten Entwicklungen nicht mehr schocken. "Da liegt noch so viel anderes im Argen, da wundert es mich nicht, dass sie das auch nicht hinbekommen", sagte Sylvia Schenk der Nachrichtenagentur dpa.

"Nicht viel zu erwarten"

Eine Altersgrenze sei sowieso "nicht das Entscheidende", betonte Schenk, weshalb die Verschiebung "nicht mehr so viel" ändere.

"Andere, wichtige Dinge sind auch noch offen", sagte Schenk. So stünde beispielsweise eine Offenlegung der Zahlungen an Mitglieder des Exekutivkomitees beim Kongress in Port Louis gar nicht auf der Agenda.

Unter anderem deshalb sei von dem Treffen von vorneherein "nicht so viel zu erwarten".

Nahe der Eskalation

Im Geflecht von Machtinteressen und Machtsicherung bleiben viele Ideen hängen. Nach dpa-Informationen drohte die Lage am Dienstag in Port Louis gar zu eskalieren.

Im FIFA-Exekutivkomitee stritten die sieben Vertreter aus Europa mit den Funktionären aus dem Rest der Welt. Wenigstens ein Vorschlag solle dem Kongress vorgelegt werden, forderten die UEFA-Gesandten, um über diesen demokratisch von den 209 FIFA-Mitgliedern abstimmen zu lassen. Die Mehrheit der Exekutive war letztlich dagegen.

Am Mittwoch war die FIFA schnell bemüht, die Wogen zu glätten. In einem Pressegespräch präsentierte der Vorsitzende des Audit- und Compliance-Komitees, Domenico Scala, einen Faktenpapier mit den schon umgesetzten Reformschritten - grafisch hübsch aufbereitet mit einem zu mehr als Dreivierteln vollem Wasserglas.

Tatsächlich hat die FIFA sich bewegt. Die Ethikkommission wurde mit zwei formal unabhängigen Kammern überarbeitet.

Verhindern durch Verschieben

Mehrere prominente Führungsmitglieder wie die Blatter-Kontrahenten Jack Warner und Mohammed Bin Hammam mussten wegen Verfehlungen ihre Ämter räumen.

Aber der öffentlichkeitswirksame Schritt mit einer Beschränkung der Amtszeit und einem Alterslimit bleibt vorerst aus. Kritiker vermuten dahinter Taktik.

Wenige Tage vor der WM 2014 wird ein Kongress kontroverse Themen kaum detailliert behandeln. Diese Termine ähneln eher einem Show-Act.

Nicht umsonst wurde die bis 1998 in Turnierjahren abgehaltene Präsidentenwahl auf die jeweils folgende Tagung verschoben. Verhindern durch Verschieben, lautet nun der Vorwurf.

Rechenspiele der Opponenten

Hintergrund sind vor allem machttechnische Erwägungen. Über allem schweben schon jetzt die Zeichen eines bevorstehenden Gigantenkampfes um den FIFA-Thron, obwohl noch niemand seine Kandidatur offiziell gemacht hat.

UEFA-Chef Michel Platini will Joseph Blatter im Jahr 2015 herausfordern. Mit 53 Europa-Stimmen im Gepäck kann die UEFA alle Reformen blockieren und entsprechend seine Vorstellungen für das künftige Vorgehen formulieren.

Blatter (77) ist gegen ein Alterslimit von 72 Jahren. Platini (56) ist dafür. Blatter ist für eine Amtszeitbeschränkung auf 2 x 4 Jahre, Platini will 8 + 4 Jahre. Manche Rechenspiele allein enttarnen schon die Motivation der Protagonisten.