news

Joseph Blatter ist zurückgetreten

Joseph Blatter ist zurückgetreten

Sepp Blatter verkündet bei einer Pressekonferenz in Zürich seinen Rücktritt als FIFA-Präsident.

Der Schweizer wurde erst am Freitag wiedergewählt, zieht sich nun aber nach 17 Jahren im Amt zurück.

“Es ist meine große Sorge um die FIFA und ihre Interessen, die mich zu diesem Schritt bewegt haben", meint Blatter.

Er habe gedacht, seine Kandidatur wäre das Beste für die FIFA, aber nach der Wahl fühle es sich nicht so an, "als hätte ich das Mandat der gesamten Fußball-Welt."

"Verwicklungen der FIFA in Skandal haben kein Ende genommen"

Letzten Mittwoch wurden kurz vor dem FIFA-Kongress in Zürich sieben hochrangige FIFA-Funktionäre verhaftet worden, darunter zwei Vizepräsidenten des Weltverbands.

US-amerikanische und Schweizer Behörden setzten die FIFA mit zwei voneinander unabhängigen Untersuchungen unter Druck. In den USA werden insgesamt 14 Personen in einer 161-seitige Anklageschrift schwer belastet.

"Die Wahlen sind vorbei, aber die Verwicklungen der FIFA haben kein Ende genommen in diesem Skandal", so Blatter.

Nachfolger 2016?

Bei einem außerordentlichen FIFA-Kongress zwischen Dezember und März soll ein Nachfolger gefunden werden. Bis dahin wird der 79-Jährige sein Amt weiterhin ausüben.

"Wir haben lange für Reformen gekämpft, aber diese sind nicht genug", so Blatter, dessen Amtszeit von Skandalen geprägt war. 

Der Chef der FIFA-Compliance-Kommission, Domenico Scala, soll sich nun um die Neuwahlen kümmern und weitere, angekündigte Reformen bis zum Kongress anstoßen.

Reformen sollen kommen

In seiner Rücktrittsrede schlägt Blatter selbst vor, wie es mit der FIFA nun weitergehen soll.

"Im Exekutiv-Komitee sitzen Repräsentanten von Konföderationen, über die wir keine Kontrolle haben, aber für deren Taten die FIFA verantwortlich gemacht wird. Hier brauchen wir einen tiefgehenden strukturellen Wechsel."

Der Schweizer will deswegen die Größe dieses Gremiums, das auch als "FIFA-Regierung" bezeichnet wird, reduzieren.

Zukünftig soll es nicht mehr von den einzelnen Kontinentalverbänden beschickt werden, sondern vom FIFA-Kongress gewählt werden.

Blatter fordert Beschränkung der Amtszeit

In Zuge dessen soll auch die Integrität der Kandidaten von der FIFA überprüft werden.

Außerdem fordert ausgerechnet Blatter, der seit 1998 an der Spitze der FIFA stand, eine Beschränkung der Amtszeit - nicht nur des FIFA-Präsidenten, sondern auch der Mitglieder des Exekutiv-Komitees.

"Ich habe für diese Reformen schon länger gekämpft, aber dieses Engagement wurde stets blockiert. Dieses Mal werde ich erfolgreich sein", erklärt Blatter, der in seiner Amtszeit bisher nicht gerade mit dem Willen zu Veränderungen auffiel.

"Warum sollte ich zurücktreten?"

Noch am Freitag sagte Blatter dem Schweizer Fernsehen: "Warum sollte ich zurücktreten? Das würde heißen, dass ich etwas falsch gemacht habe."

Nun rätselt die ganze Fußball-Welt darüber, was den jenen Mann, der seit 1976 bei der FIFA arbeitet, zu einem Abschied bewegt hat.

Möglicherweise hat sein Rücktritt mit neuen Korruptionvorwürfen gegen Blatters rechte Hand, FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke, zu tun. 

Die "New York Times" berichtete am Dienstag, dass die US-Ermittler der Ansicht seien, Valcke sei "der hochrangige FIFA-Offizielle", der 2008 zehn Millionen Dollar von einem FIFA-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto überwiesen habe.

Neue Erkenntnisse im Korruptionssumpf

Das Geld landete auf Konten, die vom früheren FIFA-Vizepräsidenten und CONCACAF-Chef Jack Warner kontrolliert worden sein sollen. Warner wird organisierte Kriminalität, Korruption und Geldwäsche vorgeworfen.

Der Funktionär war in seinem Heimatland Trinidad und Tobago in der vergangenen Woche nach einem Gerichtstermin gegen eine Kaution von 2,5 Millionen Dollar auf freien Fuß gesetzt worden. Das US-Justizministerium hat seine Auslieferung beantragt.

Laut der "New York Times" sei in der Anklage der US-Justiz allerdings nicht die Rede davon, dass der Offizielle gewusst habe, dass das Geld für Bestechung verwendet worden sei, hieß es weiter. Valcke sei auch nicht als Mitbeschuldigter genannt. Weder Valcke noch andere aktuelle Mitglieder der FIFA-Führung seien "an der Initiierung, der Bewilligung und Ausführung" beteiligt gewesen, teilte die FIFA mit.

Südafrika wies Vorwürfe zurück

Südafrika hatte im Zusammenhang mit der Zahlung Bestechungsvorwürfe rund um die Vergabe der WM 2010 vehement zurückgewiesen.

Die FIFA erklärte zudem, die Überweisung der zehn Millionen Dollar sei vom damaligen Vorsitzenden des Finanzkomitees, des mittlerweile gestorbenen Argentiniers Julio Grondona, genehmigt und gemäß der eigenen Regularien vorgenommen worden. Dass Valcke von dem Vorgang gewusst habe, sei ein normaler Vorgang, erklärte ein FIFA-Sprecher.

Die Zahlung von zehn Millionen Dollar sei von der Regierung Südafrikas und vom südafrikanischen Fußball-Verband genehmigt worden, um ein Projekt für die Unterstützung der afrikanischen Diaspora in der Karibik zu finanzieren, hieß es in einer Mitteilung.