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Der angeschlagene Boxer steigt in den Ring

Der angeschlagene Boxer steigt in den Ring

Das ÖFB-Team steht in der Reihe am Ticketschalter praktisch ganz vorne. Nur noch ein kleiner Schritt ist nötig, bis die Mannschaft von Teamchef Marcel Koller die Fahrkarte zur EURO 2016 in Frankreich in Händen hält.

Heute Abend (ab 20:45 Uhr im LAOLA1-Ticker mit Live-Spieler-Statistiken) soll es endlich soweit sein. Ein Punkt gegen die Schweden in der Friends Arena von Stockholm reicht, um den großen Traum wahr zu machen.

Der Gegner macht nach dem 0:1 gegen Russland den Eindruck eines angeschlagenen Boxers. Die Stimmung bei den Skandinaviern ist bei weitem nicht so gut wie jene hierzulande.

Schwedens Medien gehen mit ihrem Teamchef Erik Hamren nicht zimperlich um. Schon einige Male wurde der 58-Jährige aus dem Amt geschrieben, doch genau in diesen Zeiten präsentierte sich seine Mannschaft von ihrer besten Seite. So wie vor zwei Jahren, als das ÖFB-Team in Stockholm jene schmerzliche Niederlage einstecken musste, die alle WM-Hoffnungen zunichtemachte.

Wie sieht es dieses Mal mit der taktischen Ausgangslage aus? LAOLA1 analysiert:

SCHWEDENS STARTELF

Bereits zu Mittag haben die Schweden ihre Startelf veröffentlicht. Bei Pflichtspielen eine denkbar ungewöhnliche Praxis. Der Schaden des ÖFB-Teams soll es nicht sein, denn so konnte sich Marcel Koller einige Stunden Gedanken machen.

Die fünf Erkenntnisse aus Schwedens Startelf:

  • Die Frage, ob Zlatan Ibrahimovic trotz seiner Rippenverletzung spielen kann, ist geklärt. Er kann und wird von Anfang an spielen. Sein Einsatz wird einen gewaltigen Unterschied ausmachen. Steht Zlatan am Platz, ist das ganze Spiel auf ihn ausgerichtet. Ohne ihn funktioniert jedoch das Kollektiv besser. Nicht nur Martin Harnik („Ich hoffe eigentlich, dass er spielt“) bezweifelt mittlerweile, dass die „Blagult“ von der Klasse des 33-jährigen Stürmers bedingungslos profitiert. Auch in Schweden wird dieses Thema heiß diskutiert. „Schweden wird ohne Ibrahimovic besser werden“, sagte Rekord-Nationalspieler Anders Svensson zuletzt gegenüber dem „Expressen“. Der EM-Titel der U21, die ohne zentralen Hauptdarsteller auskam, beflügelte die These jener, die das Kollektiv über den Superstar stellen.
  • Teamchef Erik Hamren ist - wie von den Medien in seiner Heimat gefordert - wieder vom 4-5-1-System abgerückt und setzt auf ein 4-4-2. Dieses System ist in Schweden denkmalgeschützt. Jeder Spieler lernt es von klein auf. Dementsprechend wohl fühlen sich die „Sverige“-Kicker damit. Das machte sich nicht zuletzt gegen Russland bemerkbar. Nachdem Hamren beim 0:1 gegen Russland ab der 60. Minute die Formation wechselte, gelang fast noch der Ausgleich. Die klassischen Tugenden wurden ausgepackt: Lange Bälle auf die Stürmer, viele Angriffe über die Flügel und ein zentraler Mittelfeldspieler (in diesem Fall Albin Ekdal), der mit Vertikalläufen Räume aufriss.

ÖSTERREICHS STARTELF

Marcel Koller lässt sich - wie gewohnt - nicht in die Karten blicken, was seine Startelf angeht. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass sich im Vergleich zum 1:0-Heimsieg gegen Moldawien nichts ändern wird. Rund eine Stunde vor Spielbeginn wird Gewissheit herrschen.

Wie legt es das ÖFB-Team an?

ÖFB-Teamchef Koller spielte die Bedeutung des Ibrahimovic-Einsatzes zuletzt herunter. Der Schweizer meinte, er hätte unabhängig davon schon eine Idee, wie er das Spiel gegen die Schweden anlegen möchte.

Gut möglich, dass der Trainer auf einen ähnlichen Plan wie gegen Russland (Taktik-Analyse) setzt. In Moskau agierte seine Mannschaft eher abwartend, um den Gegner über gezieltes Mittelfeld-Pressing und schnelles Konterspiel zu kontrollieren.

In diesem Fall muss sich Österreich jedoch vor den hohen Bällen aus der Abwehr in Acht nehmen. Dabei könnte sich der physisch starke Sebastian Prödl, der wohl wieder Martin Hinteregger ersetzen wird, als Trumpf erweisen.

Zlatko Junuzovic glaubt jedenfalls, dass die Ausgangsituation dem ÖFB-Team in die Hände spielt: „Das Spiel wird uns entgegenkommen. Es wird kein Zerstören, sondern ein Fußballspiel.“


Jakob Faber/Harald Prantl

  • Die Schweden setzen gegen die ÖFB-Elf aller Voraussicht nach auf eine sehr offensive Spielweise. Ein Beleg dafür ist der Umstand, dass Sebastian Larsson als Rechtsverteidiger beginnt. Der 30-Jährige, der bereits 75 Länderspiele in den Beinen hat, spielt für gewöhnlich im rechten Mittelfeld. Gegen Russland konnte er in der Schlussphase schon als Rechtsverteidiger überzeugen, zumal er auf dieser Position seine offensiven Stärken ausspielen konnte.
  • Kim Källström erhält in der Zentrale den Vorzug gegenüber Pontus Wernbloom. Der 33-jährige Routinier (120 Länderspiele!), der mittlerweile bei den Grasshoppers aus Zürich kickt, gilt als offensiv wesentlich stärkere Variante. Wernbloom werden indes mehr Qualitäten in der Defensive zugeschrieben. Also setzt Hamren auch auf dieser Position auf Offensive.
  • Erkan Zengin ist zurück in der Startelf. Der gebürtige Türke hat Österreich in guter Erinnerung - beim 1:1 in Wien vor genau einem Jahr konnte der 30-Jährige, der am linken Flügel beginnen wird, seinen ersten von bisher zwei Länderspiel-Treffern erzielen.