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Schiemer: "Gegen Schweden zählt wohl nur ein Sieg"

Schiemer:

Der Countdown für das Länderspiel gegen Schweden (7. Juni) läuft. In Salzburg fieberte Abwehrrecke Franz "Fränky" der Kadernominierung entgegen.

Der Salzburg-Verteidiger ist seit einem Monat ohne Spielpraxis, verletzte sich im Cup-Spiel gegen Wacker Innsbruck an der Schulter. Rechtzeitig fürs Meisterschaftsfinale ist Schiemer wieder fit. Und auch Teamchef Marcel Koller vertraut "im richtungsweisenden Match" gegen die Skandinavier auf die Kämpferqualitäten des Oberösterreichers.

Der 27-Jährige hofft, im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden unter Beweis stellen zu können, dass er wieder der "Alte" ist.

Im Rahmen des Universitätslehrgang Sportjournalismus stand Schiemer den Absolventen in Salzburg-Rif Rede und Antwort. Für den Workshop Onlinejournalismus führten die "künftigen Kollegen" folgendes Interview:

Was erwartest du dir von dem wichtigen Heimspiel?

Franz Schiemer: Das Spiel gegen Schweden ist seit Wochen ausverkauft. Für uns wird es ein sehr richtungsweisendes Spiel werden. Zu Hause müssten wir schon fast gewinnen. Favorit sind wir nicht, aber wir haben eine gute Mannschaft mit sehr großem Potential und denken, dass wir die Schweden schlagen können.

Wie groß ist die Anspannung, wenn man im vollen Ernst Happel Stadion einlaufen darf?

Schiemer: Wenn man in Wien vor 50.000 Fans auflaufen darf, das ist schon großartig. Da geht richtig die Post ab. Natürlich ist man in so einem wichtigen Qualifikationsspiel auch sehr angespannt. Nach den ersten zwei Spielminuten ist die Anspannung aber verflogen und du bist so im Spiel drinnen, dass dich das nicht mehr ablenkt. Auf solche Spiele freut man sich besonders.

Stehst du in Kontakt mit Teamchef Marcel Koller?

Schiemer: Er hat mich gleich nach der Verletzung angerufen und auch danach immer wieder kontaktiert. Er ist sehr bemüht, dass er mit den Spielern Kontakt hält. 

Was hat sich im Gegensatz zu Didi Constantini unter Marcel Koller verändert?

Schiemer: Jeder Trainer hat seine Eigenheiten. Persönlich bin ich sehr gut mit Didi Constantini ausgekommen, hab unter ihm auch immer gespielt und zu dieser Zeit auch meine vier Tore im Team geschossen. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken. Unter Constantini hatten wir speziell in der Offensive mehr Freiheiten. Koller legt mehr Wert auf Disziplin und Klarheit, ist in taktischer Hinsicht fokussierter. Da wird viel in diese Richtung trainiert und er ist da auch recht streng, was die taktischen Vorgaben betrifft.

Stichwort Disziplin, wie stehst du zum letzten Vorfall mit Marco Arnautovic, seiner Suspendierung bei Werder Bremen?

Schiemer: Marco hat natürlich das Problem, dass bei ihm auf jeden Atemzug und jede Bewegung besonders geschaut wird. Dadurch hat er es nicht einfach. Menschen machen Fehler und Marco hat sich auch schon reuig gezeigt. Mit den Konsequenzen muss er leben, denke aber doch, dass er uns beim Team wieder helfen wird.

Thema Legionäre, wie siehst du die Lage im Nationalteam?

Schiemer: Wenn man anhand des Nationalteams schaut, wo die Kollegen spielen, sieht man, was sich in Österreich in den vergangenen Jahren getan hat. Die meisten Spieler sind nicht irgendwelche Reservespieler bei den Vereinen, sie sind zum Teil wichtige Leistungsträger. Dadurch stimmt es mich auch positiv, dass wir uns für die WM 2014 qualifizieren können, auch wenn wir nicht der Favorit auf Platz zwei sind.

Im Nachwuchsbereich ist Österreich sehr erfolgreich. Beim A-Team gerät die Entwicklung oft ins Stocken. Wie siehst du dieses Problem?

Schiemer: Ich finde, dass in den Nachwuchs-Akademien extrem gute Arbeit geleistet wird, das sieht man auch an den Erfolgen. Das große Problem ist bei uns dann der Sprung in den Profibereich. Speziell im Übergang zum Profibereich, im Alter von 17 bis 20 Jahren, denke ich, dass sich Spieler im Kader von Real Madrid anders weiterentwickeln, als dies bei uns im Verein, oder auch beispielweise bei Mattersburg der Fall ist. In dieser Zeit überholen uns andere Länder, das ist ganz klar.

Kann man dem entgegensteuern?

Schiemer: Ich glaube, dass es dafür keine Paradelösung gibt. Ich finde es durchaus positiv, in jungen Jahren den Weg ins Ausland einzuschlagen. Andererseits habe ich gezeigt, dass man sich auch in Österreich durchsetzen kann. Wichtig ist dabei, dass man Schritt für Schritt geht und sich am Beginn der Karriere einen Plan festlegt.

Im Spitzensport in Österreich bekommt die Sportpsychologie einen immer höher werdenden Stellenwert. Wie sieht das im Fußball aus?

Schiemer: Wir haben mittlerweile im Nationalteam bei jedem Lehrgang einen Sportpsychologen dabei, haben das zu früheren Zeiten ziemlich intensiviert. Dabei arbeitet er sehr viel mit der Mannschaft, aber auch mit uns als Einzelpersonen. Da haben wir noch mal einen guten Schritt gemacht, was das ganze Betreuerumfeld im Nationalteam betrifft. Mittlerweile haben wir ja bereits fast pro Spieler einen Betreuer.

Ist das ein Punkt der Marcel Koller zuzuschreiben ist, oder gab es das auch bereits unter Didi Constantini?

Schiemer: Nein, das war unter Constantini noch nicht so. Ich weiß aber auch nicht, ob das der Herr Koller installiert hat oder ÖFB-Sportdirektor Ruttensteiner, der sehr dahinter ist, dass wir sportpsychologisch optimal versorgt sind.

Thema Betreuer. Du hast schon viele Erfahrungen gesammelt. Gibt es Unterschiede zwischen einheimischen und ausländischen Trainern?

Schiemer: Das ist aus meiner Sicht sehr abhängig vom Trainer. Ich muss sagen, dass ich sehr beeindruckt bin, wie unser Trainer (Anm.: Roger Schmidt) uns immer auf die Spiele vorbereitet. Auch wie akribisch er mit der Mannschaft Situationen trainiert, die wir dann bei den Spielen umsetzen sollen. Da habe ich mich dieses Jahr auch persönlich noch einmal extrem weiterentwickelt. Aber auch Peter Stöger hat als österreichischer Trainer gezeigt, was man aus einer Mannschaft formen kann. Ich glaube einfach, dass wir uns da in Österreich ein bisschen unter Wert verkaufen.

Das Interview führten Wolfgang Erlacher, Lukas Jantscher, Ulrich Gutmann, Jenny Silberschneider, Denise Hahn, Philip Heindl und Philipp Seelmann (Absolventen des Universitätslehrgang Sportjournalismus in Salzburg)