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"Befürchtete, dass ich mein Genick gebrochen habe"

„Zladdi hat es schon vorher probiert, aber er hat uns mit seiner filigranen Figur gezeigt, wie es richtig geht“, schmunzelte Martin Harnik.

Auch Robert Almer grinste schelmisch in Richtung Marc Janko: „Ich wusste gar nicht, dass er so flexibel ist.“

Dass ausgerechnet der 1,96-Meter-Riese über die notwendige Körperbeherrschung für einen Fallrückzieher verfügt, sorgte nicht nur wegen des daraus resultierenden 1:0-Siegs in Russland für Erheiterung im Kollegen-Kreis des Stürmers.

"Es soll angeblich nicht so schlecht gewesen sein"

Der nahm die „Wissenslücken“ seiner Mitspieler und deren damit verbundenen Seitenhiebe gelassen zur Kenntnis. „Die wissen einiges nicht über mich“, lachte der 31-Jährige, „so etwas habe ich schon in der U9 ab und zu gemacht.“

Er habe bereits auf ähnlich akrobatische Art und Weise genetzt, das letzte Mal in Diensten von RB Salzburg: „Ich habe schon das eine oder andere Mal ein Rückzieher-Tor geschossen. Aber nicht in der Manier, dass ich wirklich gar nichts vom Tor gesehen habe. Das ist zum ersten Mal passiert.“

„Befürchtung, dass ich mein Genick gebrochen habe“

Nachdem der Ball im Netz der Russen zappelte, blieb Janko einige Augenblicke lang auf dem Rasen liegen: „Im ersten Moment hatte ich die Befürchtung, dass ich mein Genick gebrochen habe. Ich habe alles gecheckt, alle Körperfunktionen waren noch aufrecht.“

Ein flapsiger Spruch mit ernsthaftem Hintergrund. Einen günstigen Zeitpunkt für eine Verletzung gibt es nicht, im Falle des Goalgetters wäre es jedoch ein denkbar schlechtes Timing gewesen.

 

Ein großer Schritt nach vorne auf unserem Weg nach Frankreich! Danke an das gesamte Team, den Teamchef, die Fans,...

Posted by Marc Janko on Sonntag, 14. Juni 2015


Denn so eminent wichtig diese Partie für Fußball-Österreich war, das Nationalteam wird von Vereinsspielern gebildet – und Janko weiß derzeit nicht, wo er in der kommenden Saison seinem Beruf nachgehen wird.

„Ich war natürlich unter Druck“

Deswegen gab er auch unumwunden zu: „Ich war natürlich ein bisschen unter Druck. Es ist eine unangenehme Situation für mich, ohne Klub dazustehen. Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Eigenwerbung betreiben.“

Das sollte gelungen sein. Ganz abhaken könne man den Ist-Zustand der Vereinslosigkeit im Vorfeld einer solchen Partie jedoch nicht:

„Natürlich probiert man in den Trainingseinheiten im Hinblick auf das Match in gewissen Situationen, sich nicht zu verletzen, weil dann die Chance, sich auf so einer Bühne präsentieren zu können, dahin wäre. Deswegen waren es für mich unangenehme zwei Wochen, aber ich bin natürlich umso glücklicher, dass es jetzt so ausgegangen ist.“

Der Urlaub hängt von der Vereinssuche ab

So groß die Erleichterung auch ist, ganz abschalten kann der Niederösterreicher wohl erst, wenn nach der unerwarteten Trennung vom FC Sydney auch die sportliche Zukunft geklärt ist.

Dass er diese in Europa sieht, hat Janko bereits im Rahmen des ÖFB-Camps verlautbart. Nun gilt es, mit einem der Interessenten ein unterschriftsreifes Vertragswerk auszuhandeln.

Auf Profiebene und noch dazu in einem Schlüsselspiel im Hinblick auf die EM-Qualifikation ist solch ein Geniestreich aber tendenziell umso höher einzuschätzen. Kein Wunder, dass Janko vom wichtigsten Tor seiner ÖFB-Karriere sprach.

Wobei der Goldtorschütze selbst nach Schlusspfiff am wenigsten zum Diskurs über seinen Treffer beizutragen hatte: „Ehrlich gesagt, habe ich das Tor noch gar nicht gesehen, aber es soll angeblich nicht so schlecht gewesen sein.“

„Wirklich gar nichts vom Tor gesehen“

Das kann man so stehen lassen. Nachdem in besagter Szene Zlatko Junuzovic bei seinen Einschussmöglichkeiten zwei Mal scheiterte, stand Janko goldrichtig und reagierte intuitiv richtig.

Dass ihm seine Kollegen diese Beweglichkeit zumindest im Scherz gar nicht zutrauten, konnte der nunmehr 21-fache Länderspiel-Torschütze aber natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

„Es kann sein, dass ich wenig bis gar keinen Urlaub haben werde. Das kommt darauf an, wie sich die Vereinssuche entwickeln wird. Aber wenn sich ein guter Klub auftut, nehme ich das natürlich gerne in Kauf“, betonte der Angreifer, der eine bevorstehende Einigung mit Austria Wien nicht bestätigen wollte:

„Alles ist möglich, aber das ist jetzt noch zu weit weg, um darüber zu spekulieren.“

„Erholen und das Ja-Wort kassieren“

Keine Spekulationen gibt es über die private Zukunft Jankos. Er wird im Urlaub vor den Altar treten, wie im ÖFB-Team überhaupt das Hochzeits-Fieber grassiert – auch Junuzovic, Julian Baumgartlinger, Markus Suttner und György Garics werden in den kommenden Tagen und Wochen den Bund fürs Leben schließen.

„Jetzt gilt es, sich so gut und schnell wie möglich zu erholen und dann hoffentlich das Ja-Wort zu kassieren“, beschrieb Janko die Marschroute.

Erholung scheint nach der kräfteraubenden Partie in Moskau auch bitter notwendig zu sein. Gut möglich, dass die Hochzeits-Feierlichkeiten intensiver werden als jene in der russischen Metropole:

„Die Stimmung war unglaublich, obwohl nach dem Spiel alle ziemlich ausgelaugt waren. Aber einige haben doch noch die letzten Energiereserven für die eine oder andere Feier-Aktion anzapfen können. Das war schon cool.“


Peter Altmann