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Der Weltranglisten-Check

Der Weltranglisten-Check
Das österreichische Nationalteam befindet sich auf einem Höhenflug.
 
Mit dem sechsten Pflichtspielsieg in Folge könnte, mit schwedischer Schützenhilfe, bereits gegen Moldawien (Samstag, 20:45 Uhr im LAOLA1-Ticker) das EM-Ticket gelöst werden.
 
Besonders gut sichtbar wird dieser Höhenflug in der FIFA-Weltrangliste, bei der die simple Regel gilt: Je mehr Spiele ein Team gewinnt, desto höher geht die Reise.
 
Im Fall von Teamchef Marcel Koller bedeutet das: In vier Jahren Amtszeit von Platz 72 auf das neue ÖFB-Rekordhoch von Rang 13. Regionen, von denen der leidgeplagte österreichische Fußballfan in den Jahren zuvor nur träumen durfte.

LAOLA1 blickt auf die Entwicklung der ÖFB-Weltranglistenpositionen seit deren Einführung im Dezember 1992 zurück.
 
Herbert Prohaska, Otto Baric, Hans Krankl, Josef Hickersberger, Karel Brückner, Didi Constantini und Marcel Koller - welcher ÖFB-Teamchef stürzte mit seinem Team gewaltig ab? Wer sorgte für Höhenflüge?

Anmerkung: Aus Gründen der drohenden Ausuferung und zu bewahrenden Übersichtlichkeit ist zu beachten, dass

- Interimstrainer Willi Ruttensteiner (30.9.-31.12.2005 bzw. 14.9.-31.10.2011) aufgrund der kurzen Amtsdauer sowie

- der Faktor der abgewerteten bzw. rausfallenden älteren Ergebnisse (teils Jahre zuvor, siehe: Wie wird die Weltrangliste berechnet? ) der Einfachkeit halber

nicht berücksichtigt werden.

Herbert Prohaska

Vorneweg: Herbert Prohaska fällt als einziger ÖFB-Teamchef in die älteste Berechnungsmethode der Weltrangliste, die das ligatypische Drei-Punkte-System darstellte. Die Nationen lagen dadurch bei weitem enger beisammen, was für automatisch mehr Streuung im Graphen sorgt.

Die überhaupt erste Weltrangliste spuckte Österreich im Dezember 1992 auf Rang 34 aus, erst ab August wurde diese monatlich veröffentlicht. Ein WM-Quali-Sieg gegen Finnland (3:0) brachte das erste Hoch (23.9.1993: 33), Niederlagen gegen Bulgarien (1:4) und Schottland (1:2) bzw. Remis gegen Israel (1:1), Schweden (1:1) und Ungarn (1:1) den Rückfall auf Platz 41 im Mai 1994. Dem kleinen Aufstieg durch den spektakulären 4:3-Sieg in Polen am 17.5.1994 folgte der bittere Einbruch:

Testpleiten gegen Deutschland (1:5) und Russland (0:3) sowie der verbockte EM-Quali-Auftakt (1:2 gegen Nordirland, 0:1 in Portugal) ließen die ÖFB-Mannschaft im Februar 1995 auf Platz 52 abstürzen, es sollte die Talsohle in der Ära Prohaska bleiben.

Bereits Frühjahrspflichtsiege gegen Lettland (5:0) und Liechtenstein (7:0) sowie das 3:1 in Irland brachten einen Aufstieg auf Rang 40. Eine Position, die bis zum WM-Quali-Auftakt im Herbst 1996 mehr oder weniger gehalten werden konnte.

Durch den folgenden geglückten Start in die Kontinental-Ausscheidung (Schottland 0:0, Schweden 1:0, Lettland 2:1) wurde wieder die Ausgangsposition wie im August 1993 erreicht. Nach Pleiten gegen Slowenien (0:2) und Schottland (0:2), die im Frühjahr 1997 für einen neuerlichen Rückfall sorgten, startete das ÖFB-Team aber voll durch: Die geglückte WM-Quali, u.a. mit Erfolgen gegen Estland (2:0/3:0), Lettland (3:1), Schweden (1:0) und Weißrussland (1:0/4:0), ließ die Prohaska-Elf in neue Sphären vorstoßen, was in Rang 23 am 17. Oktober 1997 resultierte.

Nach schwächelnden Freundschaftsspielergebnissen (Ungarn 2:3, USA 0:3) gelang schließlich nach der WM 1998 durch einen erfolgreichen EM-Quali-Auftakt der erstmalige Sprung in die Top 20: Rang 18 im Jänner 1999. Diese Position konnte Prohaska bis zu seinem Rücktritt zwei Monate später nach der 0:9-Blamage in Spanien halten.

Amtsantritt Start Spiele S U N Tief Hoch Amtsende Endposition
8.1.1993 34 51 25 9 17 <span style=\'color: #ff6600;\'>52 <span style=\'color: #339966;\'>18 29.3.1999 18

Otto Baric

Otto „Maximale“ Baric holte gleich bei seinem Debüt das Maximum hinaus: Mit einem 7:0-Kantersieg gegen San Marino stieß der ÖFB am 19. Mai 1999 auf Rang 17 der Weltrangliste vor. Es sollte gute 16 Jahre dauern, bis diese Marke getoppt wurde.

In der Ära des Kroaten ging es nämlich danach für das österreichische Nationalteam rankingmäßig bergab: Die EM-Quali-Pleiten in Israel (0:5) sowie gegen Spanien (1:3) bedeuteten im September 1999 den Rückfall auf Rang 26. Der freie Fall nach unten konnte in der Folge aufgrund schwacher Ergebnisse (Griechenland 1:4, Kroatien 1:2, Ungarn 1:1) nicht mehr gestoppt werden. Das Toni-Polster-Abschiedsspiel (Iran 5:1) samt anschließendem 1:0-Pflichtsieg gegen Liechtenstein und 1:1-Achtungserfolg gegen Spanien bedeuteten im Oktober 2000 nur ein kurzes Aufbäumen.

WM-Quali-Siegen gegen Israel (2:1) und Liechtenstein (2:0) sei Dank, gelang erst im Frühjahr 2001 wieder ein merklicher Aufstieg, der aber nicht lange anhielt: In der zweiten Jahreshälfte stand Österreich nach den verlorenen Playoff-Spielen gegen die Türkei (0:1, 0:5) nicht nur ohne WM-Ticket, sondern auch ohne den zurückgetretenen Otto Baric da – und nur noch auf Platz 56 der Weltrangliste.

Amtsantritt Start Spiele S U N Tief Hoch Amtsende Endposition
13.4.1999 18 22 7 6 9 <span style=\'color: #ff0000;\'>56 <span style=\'color: #339966;\'>17 21.11.2001 <span style=\'color: #000000;\'>56

Hans Krankl

Hans Krankl übernahm das Nationalteam im Jänner 2002 auf Rang 56, es folgte zunächst eine Achterbahn der Gefühle: Freundschaftsspielniederlagen gegen Deutschland (2:6) und die Schweiz (2:3) ließen die Mannschaft rasch einige Plätze verlieren. Mit dem erfolgreichen EM-Quali-Auftakt gegen Moldawien (2:0) und Weißrussland (2:0) gewann der ÖFB die Plätze wieder zurück, um sie mit stagnierenden Ergebnissen (Niederlande 0:3, Norwegen 0:1, Griechenland 2:2, Tschechien 0:4) bis 21. Mai 2003 wieder einzubüßen.

Trotz der 0:1-Blamage in Moldawien (Nr. 115) gelang der Krankl-Elf danach wieder der Turnaround: Das 5:0 gegen Weißrussland und das 2:0 gegen Costa Rica bedeuteten die Rückkehr in die Top 50. Es sollte Krankls beste Platzierung bleiben, getreu dem bisherigen Auf und Ab folgte nämlich erneut der Rückfall, diesmal aber ohne Bremser.

Innerhalb eines Jahres stürzte das ÖFB-Team auf Platz 90 der Weltrangliste ab. Ursachen waren Pleiten zum EM-Quali-Abschluss (Niederlande 1:3, Tschechien 2:3) und Remis in Freundschaftsspielen (Slowakei 1:1, Russland 0:0), zudem wurde man „Opfer“ der Abwertungsfalle.

Auch diesmal kämpfte sich Krankl wieder nach oben: Der gute WM-Quali-Start (2:2 gegen die Nr. 7 England, 2:0 gegen Aserbaidschan) sowie die zwei Quali-Erfolge gegen Wales im März 2005 (2:0, 1:0) ermöglichten am 20. April 2005 den Sprung auf Rang 72.

Ein enttäuschender Quali-Abschluss (Polen 2:3, Aserbaidschan 0:0) kostete weitere Plätze (79) und Hans Krankl seinen Job und „seine EM“.

Amtsantritt Start Spiele S U N Tief Hoch Amtsende Endposition
21.1.2002 56 31 10 10 11 <span style=\'color: #ff0000;\'>90 <span style=\'color: #339966;\'>50 28.9.2005 79

Josef Hickersberger

Josef Hickersberger hatte in seiner zweiten Amtszeit eine klare Mission: Die Vorbereitung der ÖFB-Elf auf die Heim-Europameisterschaft 2008. Aus Weltranglisten-Sicht fatal: Da der Ausrichter fix für das jeweilige Großereignis qualifiziert war, fiel er um die im Vergleich zu simplen Freundschaftsspielen so wertvollen Pflichtspiele um. Der folgende Absturz war somit in gewisser Weise vorprogrammiert, was auch die österreichische Fußball-Nation schmerzvoll erfahren musste.

Das Jahr 2006 entwickelte sich zunächst zum ständigen Auf- und Ab: Zwar verlief „Hickes“ Premiere II mit einer bitteren 0:2-Heimpleite gegen Kanada, Nr. 85 der Welt, und dem 1:4 gegen Kroatien enttäuschend, konnte aber in der Weltrangliste abgefangen werden, indem nach der WM 2006 auf eine neue, noch heute gültige Berechnungsmethode umgestellt wurde. Österreich profitierte davon, weniger Punkte als die Konkurrenz zu verlieren und fand sich am 12. Juli 2006 plötzlich auf Rang 60 wieder.

Niederlagen gegen Ungarn (1:2) und Venezuela (0:1) machten dann zwar den schwächsten Start einer ÖFB-Teamchef-Ära perfekt, ein Last-Minute-Sieg in Liechtenstein (2:1) rettete aber nicht nur dem unter schweren Druck stehenden Coach den Job, sondern war auch der Startschuss einer Mini-Siegeserie (Schweiz 2:1, Trinidad und Tabago 4:1). Österreich landete damit im Februar 2007 auf Rang 61 der Weltrangliste. Eine Platzierung, die erst gute zweieinhalb Jahre später getoppt werden sollte. Der Absturz ins Bodenlose begann.

Bis zur Heim-EURO sollten nur noch zwei Siege folgen (17.10.2007: Elfenbeinküste 3:2; 30.05.2008: Malta 5:1). Die Ergebniskrise, u.a. ein 1:1 gegen Malta im Februar 2007 (damals Nr. 118), sollte sich knallhart in der Weltrangliste widerspiegeln, das EM-Jahr 2008 nahm die ÖFB-Elf gar nur noch auf Platz 94 in Angriff. Dass zur unmittelbaren EM-Vorbereitung Kaliber als Testspielgegner ausgesucht wurden (England 0:1, Deutschland 0:2, Niederlande 3:4), erleichterte nicht gerade positive Ergebnisse. Nach einer punktmäßig mageren EM trat Hickersberger als österreichischer Teamchef zurück.

Eine gute Woche später, pikanterweise noch ohne verantwortlichen Chefcoach im Amt, spuckte die FIFA die ÖFB-Elf auf der bis heute schlechtesten Platzierung der Geschichte aus: Rang 105.

Amtsantritt Start Spiele S U N Tief Hoch Amtsende Endposition
1.1.2006 71 24 5 8 11 <span style=\'color: #ff0000;\'>102 <span style=\'color: #339966;\'>57 23.6.2008 92

Karel Brückner

Was war das für ein Start in die Brückner-Ära! Bei seinem Debüt auf der Trainerbank der österreichischen Nationalmannschaft trotzte der Tscheche niemand Geringerem als dem amtierenden Weltmeister Italien, damals Nr. 3 der Welt, ein 2:2-Unentschieden ab. Gute zwei Wochen später legte die ÖFB-Elf nach und schlug zum Auftakt der WM-Qualifikation den amtierenden Vize-Weltmeister Frankreich (11) mit 3:1 im Ernst-Happel-Stadion. In der Weltrangliste bedeutete dies einen Sprung nach vorne, am 8.10.2008 verließ Österreich wieder die dreistellige Zone und stieß auf Rang 82 vor.

Der Schwung sollte allerdings nicht lange anhalten. Bereits wenige Tage später folgten zwei bittere Niederlagen: Eine „gefühlte“ beim 1:1 auf den Färoern sowie kurz darauf die 1:3-Heimpleite gegen Serbien bedeuteten nicht nur einen herben Dämpfer im Kampf um die WM-Plätze, sondern zudem einen Rückfall um zehn Plätze in der Weltrangliste.

Heim-Niederlagen gegen die Türkei (1:3) und Schweden (0:2) besiegelten das Ende der kurzen Ära Brückner, die auf Rang 88 abschloss.

Amtsantritt Start Spiele S U N Tief Hoch Amtsende Endposition
25.7.2008 105 7 1 2 4 <span style=\'color: #ff0000;\'>103 <span style=\'color: #339966;\'>82 2.3.2009 88

Dietmar Constantini

Der Tiroler übernahm das ÖFB-Team im März 2009 auf Rang 88. Ähnlich wie Brückner startete Constantini ebenfalls mit einem Achtungserfolg, einem 2:1-Heimerfolg gegen die Nummer 20 der Welt, Rumänien. Quali-Erfolge gegen die Färoer (3:1) sowie Litauen (2:1) ermöglichten in der Weltrangliste vom 16.10.2009 die erstmalige Rückkehr in die Top 60 seit August 2006, der punktemäßig vielversprechende EM-Quali-Auftakt im Herbst 2010 (2:0 gegen Kasachstan, 3:0 gegen Aserbaidschan) gar in die Top 50.

Im Jahr 2011 folgte aber der Einbruch, der in der Grafik mit einem deutlichen Knick leicht erkennbar ist. In der EM-Qualifikation setzte es in den letzten fünf Spielen gleich vier Niederlagen (Belgien (h) 0:2, Türkei (a) 0:2, Deutschland (h) 1:2, (a) 2:6), Freundschaftsspiele gegen die Niederlande (1:3) und die Slowakei (1:2) wurden ebenfalls verloren.

So gelang zwar Constantini in der Weltrangliste auf der Anfangs-Euphoriewelle der Sprung von Ausgangsposition 88 auf Rang 45, nur um in wenigen Monaten wieder beinahe ins Anfangsstadium (77) zurückzufallen. Ein Rückfall aufgrund schwacher Ergebnisse, der Constantini letztlich den Job kosten sollte.

Amtsantritt Start Spiele S U N Tief Hoch Amtsende Endposition
4.3.2009 88 23 7 3 13 <span style=\'color: #ff0000;\'>79 <span style=\'color: #339966;\'>45 13.9.2011 77

Marcel Koller

Der amtierende Teamchef übernahm im November 2011 auf Rang 72. Nach konstanter Anfangsphase, auch durch nur wenige Länderspieltermine bedingt, sorgte das Länderspieldoppel im Juni 2015 (Ukraine (50) 3:2, Rumänien (45) 0:0) für den ersten Ausreißer nach oben: Platz 58. Durch einen 2:0-Heimsieg gegen die Türkei (30) sprang die ÖFB-Elf gar wieder in die Top 50, ehe auch Koller den ersten Dämpfer einstecken musste.

Der enttäuschende Länderspielherbst 2012 (Deutschland (h) 1:2, Kasachstan (a) 0:0, Elfenbeinküste 0:3), gefolgt von einer 0:2-Pleite in Wales ließ das Team auf Platz 79 abrutschen. Es sollte den Tiefpunkt in der bisherigen Koller-Ära darstellen. Fortan ging es stetig bergauf.

Der 2:1-WM-Quali-Heimsieg gegen Schweden, Nr. 27 der Welt, ist der punktmäßig wertvollste Sieg der letzten vier Jahre und ermöglichte folgerichtig im Juli 2013 einen Sprung auf Rang 54. Die zumindest ausgeglichenen Bilanz danach (drei Pleiten gegen Griechenland, Deutschland, Schweden gegenüber drei Siegen gegen Irland, Färoer und die USA) sorgten für konstante Ranggewinne, um die laufende EM-Qualifikation von Platz 40 in Angriff zu nehmen, der besten Platzierung seit Juni 2001.

Der seither folgende Siegeszug, EM-Quali-Siege gegen Moldawien (2:1), Montenegro (1:0), Liechtenstein (5:0) und zweimal Russland (1:0/1:0) führten schließlich zum zuletzt monatlich verbesserten ÖFB-Allzeithoch.

Nicht ausgeschlossen, dass dieses nicht allzu lange Bestand haben wird.


Andreas Gstaltmeyr

Amtsantritt Start Spiele S U N Tief Hoch Amtsende 3.9.2015
1.1.2011 72 29 14 7 8 <span style=\'color: #ff0000;\'>79 <span style=\'color: #339966;\'>13 ? 13