„Das war auch ein Grund, warum ich zugesagt habe. Erstens, weil die Chance besteht, zu spielen. Zweitens, weil ich an der Mannschaft dran sein wollte, um mitzubekommen, wenn wir etwas ändern, verbessern und umstellen. Es ist klar, obwohl wir in der Quali eine gute Leistung abgeliefert haben, dass wir uns verbessern müssen. Es wird ein langer und harter Weg, um uns für Frankreich zu qualifizieren. Das fängt hier mit diesem Lehrgang an. Deswegen ist es für mich dennoch sehr wichtig, dabei zu sein, auch wenn es für das Spiel nicht reichen sollte.“

„In fünf Situationen kann der Stürmer ein Mal schneller sein"

Als Innenverteidiger kann er diesbezüglich in der Tat wichtige Eindrücke mit nach Hause nehmen. Koller arbeitete unter anderem intensiv daran, dass die Mannschaft situationsbedingt tiefer steht.

Für Prödl eine willkommene Maßnahme: „Wir hatten schon einige Analysen, wie es zu den Gegentoren gekommen ist, was wir hätten verhindern können. Wir spielen einen sehr, sehr offensiven Spielstil, pressen sehr hoch an. Das geht oft gut, wenn der Gegner unter Druck ist. Sobald der Gegner nicht mehr unter Druck ist und Zeit hat, den Ball zu spielen, wie er sich das vorstellt, wird es für uns hinten schwer, wenn wir hoch stehen. Dann kann der Gegner den Ball frei drüberlegen – in fünf Situationen kann der Stürmer ein Mal schneller sein, dann schauen wir hinten ziemlich blöd aus. Wenn wir uns im Spiel flexibler verhalten, kann es zu Vorteilen für uns kommen.“

„Dann müssen wir uns taktisch cleverer verhalten“

Gelang es dem Kontrahenten, das ÖFB-Pressing zu umspielen, wurde es bisweilen brenzlig. „Wenn wir früh genug erkennen, dass wir im Offensivpressing nicht hinkommen, müssen wir es nicht gnadenlos durchziehen, sondern können uns auch mal zehn, 15 Meter fallen lassen, um dem Gegner nicht die Chance zu geben, uns leicht zu überspielen. Das sind kleine Räder, an denen wir drehen müssen“, betont Prödl.

Grundsätzlich sieht der 26-Jährige jedoch keinen Grund, von Plan A abzurücken: „Wir wollen weiter unseren Offensivstil prägen, den wir auch zu einer Marke gemacht haben. Aber es gibt eben so Spiele wie beispielsweise auswärts in Wales, wo wir überhaupt nicht ins Pressing gekommen sind, in denen wir uns dann einfach auch taktisch cleverer verhalten müssen.“

Orihuela war so gesehen eine der seltenen Gelegenheiten, an denen Koller über einen längeren Zeitraum intensiv an taktischen Schrauben wie dieser drehen konnte. Dass die ÖFB-Elf den November-Termin lieber für die Teilnahme an den WM-Playoffs genutzt hätte, versteht sich indes von selbst.

„Insgeheim hofft man auf Portugal“

Im Blickpunkt stand natürlich der Auftritt von Gruppen-Gegner Schweden in Portugal. Prödl fand keine Zeit, sich das Match zu Gemüte zu führen, meinte jedoch:

„Es ist hart, vor allem auch deswegen, weil das Ergebnis so knapp war. Portugal hat 1:0 gewonnen. Da weiß man, wie nah man dran war, und wenn man weiß, wie wir gegen Schweden gespielt haben, tut es natürlich doppelt weh. Man versucht es zu verdrängen.“

Daraus, wem er in diesem Duell die Daumen drückt, macht der Bremen-Legionär grinsend ohnehin kein Geheimnis: „Insgeheim hofft man schon, dass sich die Portugiesen durchsetzen.“

Peter Altmann