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Boskovic stellt seine Montenegriner vor

Boskovic stellt seine Montenegriner vor

Erst seit dem 24. März 2007 gibt es Montenegro auf der großen Fußball-Bühne. Im allerersten Länderspiel wurde Ungarn mit 2:1 besiegt. Ein alter Bekannter war damals schon dabei: Branko Boskovic.

Der 34-Jährige gehörte in den letzten Jahren stets zur Stammelf. Ausgerechnet für das Spiel in Wien muss der Ex-Rapidler aber passen.

„Ich habe im Moment keinen Klub. Im Nationalteam sollten nur jene auflaufen, die auch wirklich für ihren Verein spielen. Deswegen war es nicht korrekt, zu erwarten, dass ich nominiert werde“, erzählt Boskovic im Gespräch mit LAOLA1.

„Der Respekt vor Österreich ist groß“

Als große Stärke seines Nationalteams hebt der Filigran-Techniker den Teamgeist hervor: „Wir halten alle zusammen, jeder kämpft für jeden. Das Kollektiv und die gute Atmosphäre zwischen Trainerteam und Spielern sind so etwas wie unsere Erfolgsgeheimnisse.“

Zuletzt musste die hervorragende Stimmung jedoch einen Dämpfer hinnehmen. In Liechtenstein kam das Team von Branko Brnovic nur zu einem 0:0. „Wir haben circa 25 Torchancen gehabt“, meinte der Coach, der einige Stammkräfte schonte.

Gegen das ÖFB-Team wird Montenegro das Spiel vorsichtiger auslegen als in Vaduz. „Der Respekt vor Österreich ist groß. Es wird auf eine starke Defensive mit vielen Konterangriffen hinauslaufen“, sagt Boskovic, der aktuell gerade seinen Trainerschein für die UEFA-A- und B-Lizenz absolviert.

Achtung vor den großen Stars

Vorne im Sturm hat Montenegro mit Stevan Jovetic und Mirko Vucinic zwei heiße Eisen im Feuer. Letzterer verdient sein Geld nach fünf Jahren bei der Roma und drei bei Juventus mittlerweile in Abu Dhabi bei Al-Jazira. „Er ist ein echter Leader“, meint Boskovic über den 31-jährigen Kapitän.

Boskovic will zum Hanappi-Stadion auf Wiedersehen sagen

„Für immer ein Platz in meinem Herzen“

Seinen Kollegen wird er am Sonntag im Stadion die Daumen drücken. Der ehemalige PSG-Profi erwartet ein enges Spiel: „Die Chancen stehen 50:50, vielleicht aber doch mit leichten Vorteilen für Österreich, weil sie daheim spielen.“

Boskovic nutzt die Partie, um seine alte Heimat Wien zu besuchen. „Es ist immer wieder schön, zurückzukehren und alte Freunde zu treffen. Ich mag diese Stadt sehr. Rapid und Wien werden für immer einen Platz in meinem Herzen haben.“

Nachdem sein Vertrag in Hütteldorf ausgelaufen war, verbrachte er die letzten Monate in Belgrad bei seiner Familie. Seine Frau hat vor vier Monaten ein Baby zur Welt gebracht. Die Fußballschuhe will er trotz des fortgeschrittenen Alters von 34 Jahren noch lange nicht an den Nagel hängen. „Fußball ist ein Teil von mir, es ist wie eine Droge. So lange ich körperlich keine Probleme habe, will ich noch länger spielen“, erklärt der Weltenbummler, der bei seiner Klubsuche in Malaysia fündig werden könnte.

Vorher wartet auf Boskovic in Wien aber noch ein ganz emotionaler Moment: „Ich werde dem Hanappi-Stadion auf Wiedersehen sagen und mir vielleicht auch noch einen kleinen Teil davon mitnehmen.“

 

Jakob Faber

Manchester Citys Jovetic (24) gehört unterdessen gemeinsam mit Fiorentina-Verteidiger Stefan Savic (23) zur jüngeren Führungsgarde. „Trotz ihres Alters haben die beiden schon viel Erfahrung. Sie verfügen über großes Talent, arbeiten sehr professionell. Ihnen steht eine große Karriere bevor.“

Neben den bekannten Namen hebt Boskovic die beiden Routiniers Marko Basa (31) und Dejan Damjanovic (33) hervor. Innenverteidiger Basa gehört beim französischen Spitzenklub Lille zu den absoluten Leistungsträgern. Damjanovic hat sich dagegen in Asien einen Namen gemacht. Der Stürmer von Beijing Guoan hält in Chinas erster Liga bei elf Toren in 22 Spielen.

England Paroli geboten

Die genannten Spieler kennen sich alle bestens. Am montenegrinischen Kader hat sich zuletzt nur wenig verändert. „90 Prozent des Teams sind seit einigen Jahren unverändert. In letzter Zeit haben uns oft Verletzungen zu schaffen gemacht. Wir haben keinen großen Kader, sondern es spielen zumeist die gleichen 15, 16 Spieler. Da fällt es schon ins Gewicht, wenn jemand ausfällt. Das bedeutet immer ein Problem für den Trainer“, erklärt Boskovic.

Diesen Schwierigkeiten zum Trotz hat sich das junge Fußball-Land hervorragend entwickelt. Die 625.000-Einwohner-Nation bot dem großen England in den vergangenen beiden Qualifikationen ordentlich Paroli. In vier Partien holte man drei Unentschieden.

Besonders das 12.000 Zuschauer fassende Heim-Stadion in Podgorica lehrte schon einigen Gegnern das Fürchten. „Die Fans gehen von der ersten Minute an mit. Es herrscht eine unglaubliche Atmosphäre. Große Teams wurden davon schon oft überrascht, was uns zu guten Resultaten verholfen hat“, so der 27-fache Internationale.

Boskovic von Teamchef begeistert

Von Anfang an dabei sind nicht nur viele Spieler, sondern auch Trainer Brnovic. Der 44-Jährige war lange Zeit Assistenz-Trainer, bevor er 2011 den Posten als Chef-Coach von Ex-Rapid-Stürmer Zlatko Kranjcar übernahm.

Boskovic spricht vom ehemaligen Espanyol-Legionär nur in höchsten Tönen: „Für uns Spieler ist er wie ein Freund. Man kann mit jedem Anliegen zu ihm kommen. Er gehört nicht zur Alten Schule, sondern ist ein moderner Trainer. Ich denke, ihm steht eine große Zukunft bevor.“

Taktisch gilt Brnovic als sehr flexibel. Unter ihm hat Montenegro schon mit einem 4-4-2 und einem 4-3-3 gespielt. Boskovic erwartet eher die Formation mit zwei Spitzen: „Aber vielleicht ändert er das System für Österreich.“