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Von Gelsenkirchen bis Malmö: Erzrivale Schweden

Von Gelsenkirchen bis Malmö: Erzrivale Schweden

Schon oft in der Geschichte des Fußballs haben sich die Wege zwischen Österreich und Schweden gekreuzt. Nicht selten wurde daraus ein Spektakel.

Angefangen bei der Schneeschlacht von Gelsenkirchen über Andreas Herzogs legendären Weitschuss-Kracher 1997 in Wien bis zu Salzburgs Malmö-Trauma vor einigen Tagen.

Aufgrund der vielen legendären Partien kann man mittlerweile von einer besonderen Rivalität zwischen dem ÖFB-Team und der „Blagult“ sprechen.

Insgesamt trafen die beiden Nationalmannschaften 33 Mal aufeinander. 16 österreichischen Siegen stehen zwölf Niederlagen entgegen. Fünf Mal spielte man remis.

Damit ist Schweden der sechst-häufigste Gegner der ÖFB-Geschichte. LAOLA1 blickt auf einige legendäre Spiele zurück:

1973: Schneeschlacht von Gelsenkirchen

Erstmals seit 20 Jahren wollte Österreich wieder zur WM fahren. Der größte Konkurrent hieß Schweden. In der Quali-Gruppe mit Ungarn und Malta belegten die beiden Mannschaften ex aequo Rang eins. Also musste ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden her. Als Austragungsort legte die FIFA Gelsenkirchen fest. Nach einem 2:0 in Wien und einem 2:3 in Göteborg wurden die Chancen mit 50:50 beziffert. Niemand ahnte jedoch, dass vor dem am 27. November ausgetragenem „Finale“ ein Schnessturm durch den Ruhrpott ziehen sollte. Das machte die Partie nach heutigen Maßstäben irregulär. Damals wurde das Spiel auf dem mit Schnee bedecktem Boden aber einfach durchgezogen.

Österreich erwischte einen Horror-Start. Nach elf Minuten traf Sandberg mit einem Schuss aus 20 Metern zur Führung, kurze Zeit später verwertete Larsson (28.) einen Elfer zum 2:0. Bei beiden Treffern sah Tormann Herbert Rettensteiner nicht gut aus. Er wurde in der Pause ausgewechselt. Roland Hattenberger erzielte zwar noch den Anschlusstreffer, doch letztlich scheiterte Österreich an der Chancenauswertung. „Großartig gekämpft, unglücklich und verdient verloren“, titelte die „Arbeiter-Zeitung“, die in Schweden die „geschicktere Elf“ sah.

Revanchieren konnte sich das ÖFB-Team immerhin fünf Jahre später bei der WM 1978 in Argentinien. Durch einen Treffer von Hans Krankl wurden die Skandinavier mit 1:0 besiegt und der Aufstieg in die Zwischenrunde fixiert. Vier Spieler waren in beiden Partien mit dabei: Neben Torschütze Krankl Tormann Friedl Koncilia, Willi Kreuz und Kurt Jara.

2013/2014: Aktuelle Gehässigkeiten

2009 musste Karel Brückner nach einer 0:2-Heimniederlage gegen Schweden seinen Hut nehmen. Unter Marcel Koller traf Österreich in der WM-Qualifikation wieder auf die Skandinavier. Das Heimspiel in Wien gewannen die ÖFB-Kicker durch Tore von David Alaba und Marc Janko mit 2:1. Das sorgte wieder einmal für ein Entscheidungsspiel zwischen Österreich und Schweden.

Schon bei der Ankunft in Stockholm wurde das Koller-Team mit einer Kampfansage empfangen. Die Zeitung "Expressen" ließ ein überdimensionales Titelblatt auf die Mauer des ÖFB-Hotels projizieren. Schlagzeile: "Am Freitag stirbt euer WM-Traum!" Leider bewahrheitete sich die großspurige Ankündigung. Nach einer hervorragenden ersten Hälfte samt 1:0-Führung ging den Österreichern die Luft aus. Mit einem Tor und einem Assist drehte Zlatan Ibrahimovic die Partie. Schweden gewann 2:1 und sicherte sich so den Platz im Quali-Playoff, wo Portugal allerdings zu stark war.

Der schwedische Boulevard zeichnete sich auch im Vorfeld der CL-Quali-Partie von Salzburg gegen Malmö aus. „Österreich hat uns nicht nur Josef F. und Adolf Hitler beschert. Da ist auch noch Red Bull Salzburg, der meist gehasste Fußballverein unserer Zeit“, schrieb „Aftonbladet“ und löste damit einen Skandal aus. Später entschuldigte sich die Zeitung zwar für die Beleidigung, die Stimmung rund um die Partie war dennoch aufgeheizt. Das tat den „Bullen“ nicht gut. Im Hexenkessel von Malmö unterlagen die Salzburgern 0:3 und verpassten damit zum siebenten Mal die Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League. Es war der bis dato letzte Akt im Drama zwischen Österreich und Schweden. Der nächste folgt am Montagabend.  

 

Jakob Faber

1979/1987: Verwehrte Final-Teilnahmen

Auch auf Vereinsebene treffen sich österreichische und schwedische Mannschaften immer wieder. Zwei Mal wurde heimischen Teams dabei der Einzug in ein Europacup-Finale verwehrt. 1979 stand die Austria vor dem Einzug ins Finale des Europapokals der Landesmeister. Nachdem Dynamo Dresden im Viertelfinale ausgeschaltet wurde, war gegen Malmö FF jedoch Schluss. Ein 0:0 daheim sowie ein 0:1 in Schweden verweigerte Prohaska und Co. den nach 1978 (Cup der Cupsieger) zweiten Finaleinzug in Folge.

Swarovski Tirol ging es acht Jahre später nicht besser. Die Elf von Felix Latzke sah sich nach Erfolgen über ZSKA Sofia, Standard Lüttich, Spartak Moskau und Torino Calcio schon fast im UEFA-Cup-Endspiel stehen. Nur noch der vermeintlich leichte Gegner Göteborg stand im Weg. Aber die Schweden ließen Peter Pacult und Co. keine Chance. In Innsbruck verlor man 0:1, auswärts wurde man sogar mit 1:4 abgeschossen. Am Ende durfte Göteborg zum zweiten Mal den UEFA-Pokal in die Höhe stemmen.

1996/1997: Schwedenbomber Herzog

In den 1990er-Jahren setzte es zunächst wieder bittere Niederlagen für das ÖFB-Team gegen Schweden. Ein paar Monate nach der Färöer-Blamage, die übrigens im schwedischen Landskrona stattfand, kassierte die Mannschaft von Alfred Riedl ein 0:6-Debakel in Stockholm. Auch in der Qualifikation für die WM 1994 zog Österreich gegen die „Blagult“ auswärts mit 0:1 den Kürzeren. In Wien wurde immerhin ein 1:1 erreicht.

In der nächsten WM-Quali sollte sich das Blatt jedoch wenden. Zum Hauptdarsteller dabei wurde Andreas Herzog. Zunächst erzielte der damalige Bremen-Legionär schon am 9. Oktober 1996 in Stockholm das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg. Zum Nationalhelden wurde er aber erst mit seinem Weitschuss-Hammer in Wien. Nach Gelb-Rot gegen Toni Pfeffer musste die ÖFB-Elf lange Zeit mit zehn Mann auskommen, ehe auch Roland Nilsson ausgeschlossen wurde.

Eine Viertelstunde vor Schluss stand das Spiel auf der Kippe, doch dann kam Herzog: Nach Pass von Polster zog er bis 20 Meter vor das Tor und hielt aus halblinker Position drauf. Der Ball zappelte im Kreuzeck, die Fans im Ernst-Happel-Stadion rasteten aus. Auch eine Rote Karte gegen Torwart Michael Konsel änderte nichts mehr daran, dass Österreich zur WM fuhr. Schweden musste zuhause bleiben.