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"…dann werden die Kritiker wieder da stehen"

Der Job eines Tormanns kann äußerst undankbar sein.

Nicht selten bekommt man in einem Spiel so gut wie gar nichts zu tun.

Und dennoch passiert es: das Gegentor.

Einen ähnlichen Arbeitstag erlebte ÖFB-Keeper Robert Almer am Sonntag. Der 30-Jährige musste beim 1:0-Sieg gegen Montenegro in der EM-Qualifikation (Hier geht’s zu Kollers Nachbetrachtung) kaum in Erscheinung treten.

Und dennoch wäre es beinahe passiert: das Gegentor.

Den Sieg gerettet

Doch der Hannover-Legionär war in der 87. Minute zur Stelle und entschärfte eine Direktabnahme von Mirko Vucinic mit einem tollen Reflex.

Zum Glück, denn der Ausgleich wäre aufgrund der zahlreichen guten Möglichkeiten der Österreicher – allen voran von Martin Harnik - nicht nur gegen den Spielverlauf, sondern auch völlig unverdient gewesen.

Daher bedankte sich der Stuttgarter als Erster bei seinem Schlussmann: „Meine Chancen waren ärgerlich, weil dadurch das Spiel noch offen war und wir kurz vor Schluss noch Glück hatten, dass Robert sehr gut gehalten und quasi den Sieg gerettet hat. Da hätte ich mich in Grund und Boden geärgert, wenn wir heute nicht die drei Punkte mitgenommen hätten“, so Harnik.

„Bei so einer Stimmung ist man einfach im Spiel drin“

Um in diesem Augenblick zur Stelle zu sein, bedarf es höchster Konzentration. Doch wie schwer ist es eigentlich, diese hoch zu halten, wenn man davor quasi beschäftigungslos ist?

„Man versucht natürlich immer über 90 Minuten konzentriert zu bleiben. Das gelingt einmal besser, einmal weniger. Aber speziell zu Hause, bei so einer Stimmung im vollen Stadion, ist man einfach im Spiel drin. Da ist es nicht so schwer, 90 Minuten konzentriert zu sein“, erklärte Almer im Gespräch mit LAOLA1.

Zudem gab es auch vor der Topchance der Montenegriner Aufgaben für ihn, die seine volle Aufmerksamkeit benötigten: „Es gab viele Rückpässe, Situationen, wo du mitspielst. Es waren zwar vom Tormannspiel wenige Aktionen, aber vom Mitspielen mit dem Fuß muss man trotzdem konzentriert bleiben.“

„Das ist das Entscheidende“

Grundsätzlich wäre es ihm als Tormann natürlich lieber, häufiger geprüft zu werden. „Es ist dadurch einfacher, im Spiel zu bleiben. Hast du nichts zu tun, ist es schwieriger. Aber das ist als Torhüter dann auch das Entscheidende, dass du in den entscheidenden Momenten da bist.“

Almer gestand, dass er bei der Vielzahl an Groß-Chancen schon ein wenig mit dem Schlimmsten rechnete.

„Es war in der Vergangenheit meistens so, dass wir die Tore, die wir nicht gemacht haben, gekriegt haben. Ich glaube, das ist auch ein Reifeprozess von uns, dass wir solche Partien jetzt gewinnen.  Daher muss man der Mannschaft ein sehr großes Kompliment machen. Was wir in der letzten Quali nicht geschafft haben, dass wir einen Gegner 90 Minuten anpressen, haben wir heute 85-90 Minuten geschafft.“

Der nächste Schritt in dieser Entwicklung müsse sein, „dass wir solche Spiele, die wir so dominieren, auch früher entscheiden.“

Die Situation genießen

Dass er schlussendlich seinen Teil zu einer perfekten Woche beitragen konnte, freute ihn naturgemäß: „Es ist für mich natürlich schön, wenn man der Mannschaft mit so einer Parade helfen kann.“

Heute gefeierter Held, morgen vielleicht wieder der „Depp“. Almer, der bei Hannover eine Reservistenrolle hinter DFB-Goalie Ron-Robert Zieler einnimmt, bleibt am Boden.

„Wenn ich irgendwann einmal bei einem Ball vorbeifliegen sollte, dann werden die Kritiker wieder da stehen. Deshalb genieße ich das für mich selber ein bisschen, weiß aber genau, dass es wieder anders aussehen kann.“

Er hat eben den Job eines Tormanns.

 

Martin Wechtl / Alexander Karper / Peter Altmann / Jakob Faber