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"So ein familiäres Gefühl habe ich noch nie gespürt"

Marko Arnautovic klopft auf den Tisch: „Gleiche Einstellung!“

Marko Arnautovic klopft noch einmal auf den Tisch: „Gleiche Motivation!“

„Vielleicht noch mehr, weil wir in Österreich vor unserem Publikum spielen. Egal ob es Russland, Liechtenstein, Schweden, Montenegro oder Moldawien ist – alles ist gleich! Du musst mit der genau selben Einstellung ins Spiel gehen. Wenn du das zusammenbringst und die Leistung auf das Feld bringst, kann noch etwas sehr Schönes entstehen.“

Etwas Schönes ist beim Nationalteam in den vergangenen Jahren bereits entstanden. Bei der aktuellen Zusammenkunft geht es darum, die Ernte dieser Aufbauarbeit einzufahren.

„Jeder gönnt jedem alles“

Auch Arnautovic ist längst ein Teil der viel zitierten verschworenen Gemeinschaft. So sehr, dass er es gar nicht erst wagt, über seine Freundschaft zu David Alaba und Aleksandar Dragovic zu sprechen, ohne auf die übrigen Teamkollegen hinzuweisen.

„Die drei Musketiere“, grinst der 26-Jährige, „aber weil wir uns sehr gut verstehen und auch privat etwas unternehmen, heißt das natürlich nicht, dass wir etwas gegen die anderen Spieler haben. So ein familiäres Gefühl wie jetzt habe ich beim Nationalteam noch nie gespürt.“

Es ist alles nur kein Geheimnis, dass Arnautovic in der Vergangenheit mannschaftsintern polarisierte. Zuletzt geriet dieses Thema jedoch zunehmend in den Hintergrund. Das Musketier-Motto „Einer für alle, alle für einen“ wird auch in Bezug auf die Offensivkraft glaubhaft gelebt.

„Jeder versteht sich mit jedem, keiner hasst einen, jeder gönnt jedem alles“, schwärmt Arnautovic vom leistungsfördernden Klima.

„Unser Land kann stolz auf uns sein“

„Das ist auch das Wichtigste in einer Mannschaft, denn es bringt nichts, wenn einer auf der Bank sitzt und sagt: ‚Warum spiele ich nicht? Ich bin besser!‘ Alle Betreuer, alle Spieler, auch die auf der Bank, ziehen mit. Das ist einfach überragend in dieser Mannschaft. Ich denke, das zeigt sich auch auf dem Feld.

Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sei Teamchef Marcel Koller. Dieses familiäre Klima sei jedoch in einem Prozess entstanden. „Am Anfang hatten wir natürlich auch unsere Macken“, gibt Arnautovic zu.

Gerade beim 43-fachen Internationalen bewies der Schweizer zu Beginn seiner Ära durchaus Geduld, hielt seinem Schützling stets die Treue. Ein Mosaikstein in der Herangehensweise des 54-Jährigen, für den das Betriebsklima eine wichtige Rolle spielt.

„Am Anfang war es natürlich schwierig für den Trainer, das alles zu ändern. Aber wie man sieht, hat er eine Topleistung gebracht, seine Arbeit ist überragend. Wir sind eine sehr gute Mannschaft. Ich denke, unser Land kann stolz auf uns sein und ich hoffe, dass wir mit Österreich zur Europameisterschaft fahren können.“

Bekenntnis zur offiziellen Sprachregelung

Daran zweifelt inzwischen kaum noch jemand. Dennoch spricht es im ÖFB-Lager niemand offen aus. Auch Arnautovic nicht. Auch der Premier-League-Kicker hält sich eisern an die offizielle Sprachregelung.

Dies mag nur eine Kleinigkeit sein, allerdings eine vielsagende. Auch der nicht gerade an einem Mangel an Selbstbewusstsein leidende Wiener prescht nicht vor und posaunt heraus, dass man im Prinzip schon in Frankreich sei.

Vorfreude auf den Moment der Qualifikation mag in Wahrheit gegeben sein, nach außen hin klingt dies dann so: „Natürlich kann es am Samstag passieren, aber wir schauen nicht darauf. Wir müssen erstens schauen, dass wir in jedes der letzten vier Spiele konzentriert reingehen. Zweitens können wir nicht hergehen und sagen: ‘Wir haben 16 Punkte, vier vor Schweden, acht vor Russland – das wird eine leichte Partie.‘ So wird es eben nicht laufen!“

Auch das Ergebnis zwischen Russland und Schweden dürfe das Team nicht zu sehr interessieren: „Wir müssen uns voll auf unser Spiel konzentrieren. Egal, ob wir es am Samstag schaffen oder am Dienstag oder vielleicht erst nächstes Monat, wir müssen in jedem Spiel schauen, dass wir es für uns entscheiden.“

„Wenn ich spiele, geht es mir gut“

Das von Aleksandar Dragovic formulierte interne Ziel, die Gruppe ohne Niederlage zu beenden, sei ihm Vergleich zur Qualifikation für die EM ebenfalls nachrangig: „Erst wenn wir das geschafft haben, schauen wir, dass wir ungeschlagen aus der Gruppe kommen. Das wird natürlich auch ein Brocken. Denn die Spiele, die jetzt kommen, werden um nichts einfacher sein.“

Klingt alles sehr fokussiert. So fokussiert, dass ein Update über die Situation bei Arbeitgeber Stoke diesmal eine untergeordnete Rolle für Arnautovic spielt.

Wobei sich die aktuelle Lage trotz erhöhten Konkurrenzkampfs aufgrund von Neuzugängen wie jenem von Xherdan Shaqiri in seinen Augen relativ simpel zusammenfassen lässt:

„Ich spiele, und wenn ich spiele, geht es mir gut.“

Peter Altmann