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Die gelben U-Boote im Umbruch

Die gelben U-Boote im Umbruch

Die spanische „La Liga“ besteht nicht nur aus den üblichen Verdächtigen.

Zweifelsohne werden sich der FC Barcelona, Real Madrid und Atletico den Titel wieder unter sich ausmachen. Dahinter kämpfen jedoch die vermeintlich Kleinen um Akzeptanz.

Etwa FC Villarreal – ansässig in einem kleinen Städtchen mit rund 50.000 Einwohnern in der Provinz Castellon, nur unweit von Valencia, wo die Fledermäuse ihr Unwesen treiben.

Dass auch die „gelben U-Boote“ international vertreten sind und oftmals keine schlechte Figur abgeben, geht in der breiten Öffentlichkeit gelegentlich unter.

Schließlich wird ein Europacup-Ticket für den Sechsten der abgelaufenen La-Liga-Saison eher kritisch beäugt. Noch dazu, wenn der Klub als Favorit aus Topf 1 in Rapids Europa-League-Gruppe E gelost wird.

Villarreal kaum wiederzuerkennen

Besonders die Verantwortlichen der Grün-Weißen werden zusätzlich zu den Beobachtungen vor Ort einen Blick auf Villarreals Generalprobe in Granada werfen.

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Denn das Team von Trainerfuchs Marcelino Garcia aus der „Stadt des Königs“ ist nach einem turbulenten Transfersommer kaum wiederzuerkennen und dementsprechend schwer einzuschätzen.

Zum Saisonstart reichte es nach einem 1:1 zum Auftakt bei Betis Sevilla in Runde zwei im heimischen „El Madrigal“ beim 3:1 gegen Espanyol Barcelona zum ersten Sieg.

Mit jener Mannschaft, die RB Salzburg erst im Februar aus dem Sechzehntelfinale der Europa League warf, hat die derzeitige Formation nichts mehr zu tun.

Die fünf besten Torschützen sind weg

Gegen die Bullen bot Villarreal im Hin- und Rückspiel jeweils dieselbe Startformation auf (siehe Grafik).

Aufstellung gegen RB Salzburg, 19./26. Februar 2015:

Doch ähnlich wie bei Rapid oder anderen österreichischen Vereinen kann sich der Klub – sobald Spieler ihre Klasse unter Beweis stellen - nicht der Angebote größerer Vereine erwehren.

Der Aderlass der Gelben hätte größer nicht sein können. Vor allem offensiv wurde Villarreal der besten Argumente im Kampf um die vorderen Plätze beraubt.

Mit Luciano Vietto (20 Pflichtspieltore/Atletico), Gerard Moreno (16/Espanyol), Ikechukwu Uche (8/Tigres), Denis Cheryshev (7/zurück zu Real) und Giovani dos Santos (6/LA Galaxy) verlor Marcelino seine fünf besten Torschützen der vergangenen Saison.

Nicht der erste Umbruch

Kein Wunder, dass beim „Submarina amarillo“ zwischenzeitlich guter Rat teuer war. Ein Umbruch war schlussendlich nicht mehr vermeidbar.

Nicht zum ersten Mal in der 92-jährigen Geschichte der Spanier. 1997/98 gelang erstmals der Aufstieg in die Primera Division, seitdem stieg man zwei Mal ab (1998/99, 2011/12), um postwendend jeweils den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen.

Platz zwei in der Saison 2007/08 sowie Platz drei 2004/05 waren national bisher das Höchste der Gefühle, international ließ man mit dem Halbfinaleinzug in der Champions League 2005/06, dem Viertelfinale 2008/09 sowie dem UEFA-Cup-/Europa-League-Halbfinale 2003/04 und 2010/11 aufhorchen.

Um nach zwei sechsten Endrängen nach dem Wiederaufstieg noch weiter nach oben zu klettern, gilt es das neu formierte Team auf den richtigen Weg zu führen.

Soldado als neues Aushängeschild

Die Abgänge schmerzen Marcelino zweifelsohne. Denn trotz namhafter Einkäufe war der Trainerstar vor dem Saisonstart alles andere als zuversichtlich.

„Diese Umstände haben unsere Pläne für den Teamaufbau diesen Sommer verspätet. Sie haben die Dinge ein wenig kompliziert gemacht, aber wir sind trotzdem enthusiastisch“, wurde der 50-Jährige zitiert.

Die Neuzugänge haben aber durchaus das Potenzial, einzuschlagen. Je nachdem, wie sich die Findungsphase gestaltet – zumindest der Start war schon einmal verheißungsvoll.

Als Top-Transfer gilt jener von Roberto Soldado – jenem Goalgetter, der nach seinem Durchbruch bei Valencia in der Premier League bei Tottenham nur schwer in die Spur fand.

„Radikale Veränderungen“ erschweren Start

Der Teamstürmer schlug mit zwei Treffern in den ersten beiden Liga-Partien ebenso ein wie Cedric Bakambu (ebenfalls 2 Tore).

Ein eher unbekannter Angreifer, der in der vergangenen Saison für Bursaspor 21 Tore erzielte. „Zwei Stürmer, die neu gekommen sind und die radikalen Veränderungen in unserem Angriff machen den Saisonstart noch etwas schwieriger“, prophezeite Coach Marcelino.

Dazu verstärken Leo Baptistao, leihweise von Atletico, und Adrian Lopez, leihweise vom FC Porto, Villarreals Offensive.

Aufgrund der namhaften Abgänge waren die Verpflichtungen der Malaga-Spieler Samu Castillejo, dem aufgrund mehrerer U21-Einsätze für Spanien großes Potenzial bescheinigt wird, und Samuel den Fans zu wenig.

„Nicht optimal für die Team-Chemie“

So nahm man kurz vor Transferschluss noch zwölf Millionen Euro für Barca-Talent Denis Suarez in die Hand, der vergangene Saison an den FC Sevilla verliehen war.

Zugänge Abgänge
Roberto Soldado (Tottenham) Luciano Vietto (Atletico)
Samuel (Malaga) Giovani dos Santos (LA Galaxy)
Samu Castillejo (Malaga) Javier Aquino (Tigres)
Cedric Bakambu (Bursaspor) Ikechukwu Uche (Tigres)
Denis Suarez (FC Barcelona) Gerard Moreno (Espanyol)
Victor Ruiz (Valencia) Jose Antonio Dorado (Rayo Vallecano)
Adrian Lopez (Porto/Leihe) Moi Gomez (Getafe/Leihe)
Mariano Barbosa (Sevilla) Juan Carlos (Albacete)
Daniele Bonera (AC Milan) Cani (Deportivo La Coruna)
Alphonse Areola (PSG/Leihe) Hernan Perez (Espanyol)
Leo Baptistao (Atletico/Leihe) Javier Espinosa (Elche/Leihe)
Aleksandar Pantic (Eibar/Leihe)
Jonathan Pereira (vereinslos)
Denis Cheryshev (Real Madrid/Leihende)
Joel Campbell (Arsenal/Leihende)

Mögliche Aufstellung gegen Granada:

Abwehrspieler Victor Ruiz konnte von Valencia fix verpflichtet werden, Milan-Altmeister Daniele Bonera beginnt mit 34 Jahren noch einen Neustart bei Villarreal und Keeper Alphonse Areola von PSG soll auf Leihe Spielpraxis sammeln.

Alle Neuzugänge nun unter einen Hut zu bringen und die große Offensiv-Qualität adäquat zu ersetzen, liegt nun in den Händen Marcelinos.

So musste dieser trotz des Sieges gegen Espanyol zugeben: „Das sind schon eine Menge neue Spieler, unsere Team-Chemie ist noch nicht auf einem optimalen Level.“

Trotzdem ist er zuversichtlich, das Team auf den richtigen Weg führen zu können: „Ich habe eine Villarreal-Mannschaft gesehen, die knapp dran war, so zu spielen, wie ich mir das vorstelle, aber es gibt noch genug zu tun.“

Marcelino der richtige Mann?

Dies ist dem Chefbetreuer, der bereits mehrmals bei Großklubs gehandelt wurde, jedoch noch nicht den Absprung wagte, durchaus zuzutrauen.

Wer Villarreal 2013 als 17. in der zweiten Liga übernahm und von dort zurück ins internationale Geschäft führte, wird auch vor dieser Aufgabe nicht zurückscheuen.

Zudem ist Marcelino dafür bekannt, junge, unbekannte Spieler groß rauszubringen. Das benötigt jedoch auch Zeit.

In Granada gibt es das letzte Mal Spielpraxis, um am Feintuning zu arbeiten. Denn kommende Woche geht es zum Europa-League-Auftakt gegen Rapid ans Eingemachte.

Villarreals Umbruch sollte aber nicht unbedingt ein Nachteil für Rapids Chancen gegen den Gruppen-Favoriten sein.


Alexander Karper

 

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