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Vier Gründe für den „königlichen“ Fehlstart

Vier Gründe für den „königlichen“ Fehlstart

Es ist was faul im Staate der „Königlichen“.

Vier Runden sind in La Liga gespielt und ebenso wenige Punkte befinden sich auf dem Konto von Real Madrid.

Nach der Pleite gegen den FC Sevilla (hier geht's zum Video) liegt der amtierende Meister nur auf Rang 13, was angesichts der jungen Saison kein großes Malheur ist, und bereits acht Punkte hinter Erzrivalen FC Barcelona, was schon schwerer ins Gewicht fällt.

Noch nie in der 110-jährigen Geschichte der Madrilenen konnte man nach einem Acht-Punkte-Rückstand auf den Leader noch den Meistertitel feiern.

Eine Problem-Analyse nach vier Partien mag etwas verfrüht wirken, aber wir sprechen schließlich von Spanien, wo alles etwas anders läuft.

Hier holen Teams 100 Punkte, schießen kleine Argentinier 50 Tore und steigen Vereine ab, die eben noch in der Champions League spielten.

LAOLA1 wagt deshalb eine Auflistung von vier Gründen für den „bescheidenen“ Saisonstart von Real.

 

  • Cristiano Ronaldo

Angesichts der hohen Dichte an starken Spielern mutet der Satz überzogen an, aber er hat seine Berechtigung: Real steht und fällt mit seinem Superstar. Ronaldo ist nicht glücklich, das hat er medienwirksam kundgetan, „CR7“ ist aber auch nicht gut drauf. In den ersten beiden Saisonspielen blieb er blass und schoss insgesamt nur drei Mal aufs gegnerische Tor. Gegen Granada gelang dem 27-Jährigen zwar ein Doppelpack, aber besagter „Ich bin traurig“-Kommentar nach Spielende hinterließ einen fahlen Nachgeschmack. Im Duell mit Sevilla war der Angreifer noch einer der Besseren im ungewohnten grünen Dress, mehr als durchschnittlich war seine Leistung dennoch nicht. Wie wichtig die Tore des Portugiesen sind, zeigt ein Blick in die Chroniken der letzten Saison. In elf von 38 Spieltagen blieb Ronaldo torlos, fünf davon wurden nicht gewonnen. Zur Erinnerung: Insgesamt endeten nur sechs Partien ohne Real-Sieg.

  • Standardschwäche

Vier Gegentore musste Real in den ersten vier La-Liga-Begegnungen einstecken, drei davon nach ruhenden Bällen. Auch wenn es Unglück bringt, einen „Heiligen“ zu kritisieren, muss hier auch klar erwähnt werden, dass Iker Casillas seiner Top-Form noch hinterherläuft. Sein Fehler vor dem Treffer für Valencia ist exemplarisch für Schwächen bei hohen Bällen und auch dem Tor von Trochowski für den FC Sevilla am vergangenen Sonntag ging eine Unsicherheit von „San Iker“ voraus, die zum folgenschweren Eckball führte. Dass ein Spieler jedoch allein im Strafraum zum Volley kommt, ist der Verteidigungsreihe anzukreiden. Der schwächere Albiol konnte Pepe in Valencia und Getafe nicht adäquat ersetzen, aber auch die eingespielte Viererkette mit dem portugiesischen Raubein, Ramos, Arbeloa und Marcelo wies rätselhafte Abstimmungsprobleme auf.

 

  • Länderspiel-Müdigkeit

In FC Barcelona hat man ihn gefürchtet, in Madrid ist er ausgebrochen – der FIFA-Virus. Während bei Real die gesamte Startelf erst Mitte der Woche von Teamspielen zurückgekehrt war, liefen lediglich drei Sevilla-Akteure für ihre Heimat auf. Nach der Länderspielpause wirkte die gesamte Elf nicht frisch genug, um im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan zu bestehen. Bestes Beispiel hierfür der Auftritt von Mesut Özil. Von Leichtigkeit in den Bewegungen des technisch hoch veranlagten DFB-Teamspielers war nichts zu sehen. Seine Auswechslung zur Pause damit auch ein Verdienst von Baumgartlinger, Kavlak und Co.? „Ich habe in der Pause zwei Wechsel getätigt, hätte aber auch sieben Spieler raus nehmen können“, erklärte Jose Mourinho, dass nicht nur Özil und der ebenso zur Halbzeit vom Feld genommene Di Maria als Sündenböcke herhalten können.

  • Fehlender Erfolgshunger

Was Real sichtbar fehlt, ist der letzte Biss. Sei es in den Zweikämpfen, die nur halbherzig geführt werden, sei es im Abschluss, bei dem vor allem Gonzalo Higuain seinen üblen Ruf als „Chancentod“ wieder manifestierte. Nach der Rekord-Saison mit der Fabelzahl von 100 erreichten Punkten wirkt das „Weiße Ballett“ etwas tanzfaul. Das Problem, die Spieler trotz gewonnener Titel Woche für Woche für profane Liga-Begegnungen „heiß“ zu machen, ist aus Barcelona bekannt und wurde von Pep Guardiola einst offen angesprochen. Jose Mourinho hat mit der vergangenen Saison einen Meilenstein gesetzt, den man kaum überbieten kann. Dass die nationale Meisterschaft deshalb bei dem einen oder anderen (wenn auch unbewusst) schon dem Primärziel Champions League untergeordnet wurde, ist da eine naheliegende Vermutung.

In diesem Sinne soll allen Madrider Fans auch Mut gemacht werden. Das letzte Mal, als der Klub aus der spanischen Hauptstadt nach Spieltag vier nur vier Punkte auf dem Konto hatte, war in der Saison 2001/02. Am Ende hatte Real die Meisterschaft verloren, den Champions-League-Titel aber in den Händen.


Christian Eberle