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Gerard Deulofeu: Barcas Next Top-Modell

Gerard Deulofeu: Barcas Next Top-Modell

Spanien ist Europameister. Soviel ist bekannt.

Exakt zwei Wochen nachdem „La Roja“ in Kiew den Titel verteidigt hat, legt „La Rojita“ allerdings noch einmal nach.

Die U19-Auswahl des Landes gewinnt zum sechsten Mal in dieser Altersklasse und stellt damit einen neuen Rekord auf. Durch ein 1:0 im Finale gegen Griechenland geht ein weiterer Pokal an den Spanischen Fußballverband.

Spielen wie die Großen

Das Erfolgsgeheimnis der Nachwuchs-Elf ist dem der „Erwachsenen“ durchaus ähnlich. Viel Ballbesitz, Offensiv-Fußball und eine gute Mischung aus den besten Talenten des Landes.

„Die Nächste Generation von Champions“ titelt die „Marca“ in ihrer Online-Ausgabe nur wenige Minuten nach dem Triumph.

Aus dieser Generation stechen zwei Spieler besonders hervor: Jese Rodriguez und Gerard Deulofeu. Pikanterweise ist ersterer von Real Madrid, der andere vom FC Barcelona.

Während sich der Real-Stürmer mit fünf Treffern im Turnier die Trophäe für den besten Torschützen abholte, bleibt Deulofeu vielen als wohl bester, auf jeden Fall aber auffälligster Spieler in Erinnerung.

Goldtor als Beispiel

Das Tor im Finale gegen die Griechen ist beispielhaft für die junge „Seleccion“ in diesem Turnier. Deulofeu bekommt den Ball, zieht von der Seite in die Mitte und gleichzeitig drei Gegenspieler auf sich, im letzten Moment der Pass durch die Beine des Verteidigers in den Lauf von Jese, der eiskalt abschließt.

Die Angriffe des Teams von Trainer Julen Lopetegui, zu aktiven Zeiten Torhüter in La Liga, zeichnet sich durch konsequentes Flügelspiel aus, in dem der Nummer 17 die Schlüsselrolle zukommt.

Deulofeu wechselt von links nach rechts, frei nach Belieben, um den nötigen Raum für seine Tempodribblings zu finden. Dass er in vielen der Eins-gegen-eins-Situationen den Kürzeren zieht, ist unbestritten, aber logische Konsequenz seiner tollkühnen Spielweise.

Erfolgsmomente gibt es zahlreiche. Etwa das Tänzchen gegen drei Mann im Strafraum, das der Barca-Flügel im Gruppenspiel gegen Portugal aufführte, abgeschlossen mit einem Querpass von der Grundlinie – Nutznießer war in der Mitte einmal mehr Jese, der damit den Triplepack perfekt machte.

Was bringt die Zukunft?

Was der 18-jährige Deulofeu seinem um ein Jahr älteren Nationalteamkollegen voraus hat, ist die förderliche Vereinszugehörigkeit. Der aufgrund ihrer herausragenden Leistungen laut gewordene Ruf nach mehr Spielzeit in der ersten Mannschaft scheint eher in Barcelona erhört werden zu können.

Die Beförderung ins „A-Team“ gilt für den bis 2014 gebundenen (fixe Ablöse: zehn Millionen Euro) Eigenbauspieler nur noch als eine Frage der Zeit.

Jese indes droht dasselbe Schicksal wie vielen talentierten Jungspielern der „Fabrica“ Reals zuvor. Alvaro Morata etwa, mit sechs Treffern Torschützenkönig der letzten (für Spanien ebenso erfolgreichen) U19-EM, hat in der vergangenen Saison gerade einmal zehn Minuten für die „Königlichen“ bestritten.

Deulofeu-Hype

In Barcelona hat bereits ein kleiner Hype um den kommenden Star begonnen. Die dem FCB nahestehende „Mundo Deportivo“ stellte nach der Gala-Vorstellung des Blondschopfs gegen Frankreich ein zehnminütiges Video mit den besten Szenen aus Deulofeus Jugendzeit online.

Einige Redakteure träumten bereits offen vom goldenen Sturm-Trio der Zukunft: Deulofeu-Messi-Neymar.

Ungeachtet dessen, dass die Verpflichtung des brasilianischen Ausnahme-Fußballers alles andere als gesichert ist, wirkt diese Prognose doch gewagt für einen Teenager, der bislang erst 27 Erstliga-Minuten in den Beinen hat.

Doch mit Cristian Tello und Isaac Cuenca haben zwei Spieler von Barca B in der vergangenen Saison vorgezeigt, wie schnell der Sprung von der Segunda Division in die erste Liga und sogar die Champions League vonstatten gehen kann.

Deulofeu durfte das erste und bislang einzige Mal übrigens am 29. Oktober 2011 unter Pep Guardiola La-Liga-Luft schnuppern, als er gegen Mallorca David Villa in der 63. Minute ersetzte.

Dieses Debüt feierte er im selben Alter und am selben Tag wie 17 Jahre zuvor ein gewisser Raul Gonzalez Blanco.

Na, wenn das kein gutes Omen ist.


Christian Eberle