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"Fußball hat kein Gedächtnis"

Jose Mourinho hat im Machtkampf beim spanischen Meister Real Madrid neuerlich für Stirnrunzeln gesorgt.

Der Trainer der Königlichen brach am Samstag mit einem Tabu, als er seinen Kapitän und Torhüter Iker Casillas vor dem 2:3 in Malaga wegen "sportlicher Gründe" auf die Bank verbannte.

Casillas, der wichtigste Wortführer im Kader sowie eine Identifikationsfigur im Club, wurde damit erstmals seit über zehn Jahren aus Leistungsgründen nicht aufgestellt.

Für Spaniens Presse scheint Mourinho seinen Rauswurf zu provozieren.

Der Maulwurf?

Nun 16 Zähler hinter dem 3:1 in Valladolid erfolgreichen Erzrivalen Barcelona liegend, hat Real die Titelverteidigung in der Primera Division bereits abgeschrieben.

Mehr zu beschäftigen schienen Mourinho in jüngster Zeit jedoch Grabenkämpfe innerhalb des Teams. Ein "Maulwurf" soll Interna aus der Kabine ausgeplaudert haben, wie die Gazetten behaupteten, vermutet Mourinho seinen Kapitän als Drahtzieher.

"Rein sportliche Gründe"

Er habe Casillas jedoch aufgrund dessen Leistungen auf die Bank gesetzt, behauptete der Star-Coach nach der Niederlage.

Der in Malaga eingesetzte Antonio Adan habe zuletzt eine bessere Figur als der Welt- und Europameister gemacht, führte der Portugiese aus.

"Der Trainer analysiert die Situation und die zur Verfügung stehenden Spieler. Und dann wird das Team danach aufgestellt. Ihr könnt natürlich Geschichten erfinden, aber es ging um rein sportliche Gründe und nicht mehr", legte sich Reals angezählter Coach fest.

"Warum sollte ich um meinen Job fürchten?"

Die Frage, ob er bereits um seinen Posten fürchte, verneinte Mourinho: "Warum sollte ich um meinen Job fürchten? Wir Trainer wissen am besten, dass der Fußball kein Gedächtnis hat. Gewonnene Titel oder die Arbeit vergangener Tage zählen nichts."

Die mit Mourinho auf Kriegsfuß stehende Presse war ob der Entscheidung aufgebracht. Diese sei laut "Marca" eine "Bombe". "Der Trainer hatte noch nie ein gutes 'Gefühl' mit dem Kapitän, aber seine Entscheidung ist mehr als riskant", schrieb die Sporttageszeitung.

"Keinen Streit vom Zaun brechen"

Irritiert vom Verzicht auf Reals Urgestein Casillas (31) zeigten sich nicht nur die Fans der Madrilenen. Auch Sergio Ramos, ein weiterer Führungsspieler, erklärte, von der Entscheidung einigermaßen überrascht gewesen zu sein.

"Es ist nicht normal, ihn auf der Bank zu sehen, aber es ist die Entscheidung des Trainers", sagte der spanische Teamverteidiger in einem TV-Interview.

"Iker ist der Kapitän, ein Wortführer in der Kabine und ein Schlüsselspieler. Aber wir werden nun keinen Streit vom Zaun brechen, wir sitzen im selben Boot und rudern in dieselbe Richtung", bemühte sich Ramos aber, die Wogen zu glätten.

Messis Nummer 91

Auf Mourinho wartet auf alle Fälle ein richtungsweisender Start ins neue Jahr: Am 9. Jänner wartet das Rückspiel im Cup-Achtelfinale gegen Celta de Vigo, in dem Real einen 1:2-Rückstand aufholen muss.

Das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester United steht am 12. Februar auf dem Programm, ob "Mou" dann noch an der Seitenlinie stehen wird, bleibt abzuwarten.

Der in La Liga ungeschlagene FC Barcelona beendete das Jahr mit einem 3:1-Auswärtserfolg bei Real Valladolid, bei dem Lionel Messi seine Rekordmarke auf 91 Tore in einem Kalenderjahr emporschraubte.

Wichtiger war für die Katalanen aber die Meldung, dass Trainer Tito Vilanova nach seiner Krebs-Operation bereits vor der Partie aus dem Spital entlassen wurde. "Wir haben einen guten Lauf und wollten heuer für Tito noch einmal nachlegen", sagte Torschütze Xavi.