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"Die Leute wollen höherklassigen Fußball sehen"

Eine Liga-Saison ohne Niederlage.

Nicht viele Fußballer können diese Bilanz aufweisen, schon gar nicht zwei Mal in ihrer Karriere. Niklas Hoheneder darf sich dieses „Double“ seit vergangenen Samstag in seine Vita schreiben.

Mit Sparta Prag wurde der Linzer 2010 Meister in Tschechien, ohne einmal als Verlierer vom Platz gegangen zu sein. 2013 schaffte der 26-Jährige das Kunststück mit RB Leipzig einmal mehr.

30 Runden ohne Niederlage

Nach 30 Runden in der Regionalliga Nordost beendeten die  deutschen „Bullen“ die Meisterschaft als Erster mit 21 Siegen und neun Unentschieden. Eigentlich ausreichend Grund, um zu feiern, doch trotz dieser großartigen Bilanz wurde noch nichts erreicht. Klingt komisch, ist aber so.

Die Sportfreunde Lotte können eine außergewöhnliche Saison zur großen Tragödie machen, sind die Westfalen doch am Mittwoch (17:30 Uhr, Leipzig) und am Sonntag (14 Uhr, Lotte) der Gegner in der Relegation um den heiß ersehnten Aufstieg in die 3. Liga, das niedrigste Profilevel in Deutschland.

An ein Scheitern glaubt allerdings keiner im Osten. „Sie spielen guten Fußball, aber wir den besseren. Wir brauchen uns vor niemanden verstecken“, erklärt Hoheneder im LAOLA1-Gespräch.

2009 stieg Red Bull in Deutschland ein. Als RB Leipzig gegründet, wurden die Teams des Fünftligisten SSV Markranstädt übernommen und das Ziel ausgegeben, sich den Weg in die Bundesliga zu bahnen.

Zorniger beerbte Pacult erfolgreich

Ein Unterfangen, das freilich nicht nur Lobeshymnen nach sich zog und dem heute noch rauer Wind entgegen weht. In dieser Zeit sicherte sich Red Bull auch die Namensrechte für das Leipziger Zentralstadion, das 2006 Schauplatz der WM in Deutschland war, aber keinen Profifußball unterhielt.

Seit 2010, nach dem Aufstieg von der Oberliga in die Regionalliga, wird in der Red Bull Arena gespielt. Dort wurde zwei Mal in Folge der Aufstieg in die Drittklassigkeit verpasst, vergangenes Jahr versuchte sich Peter Pacult, der von Sportdirektor Ralf Rangnick nach dessen Antritt 2012 entlassen wurde.

Niklas Hoheneder gehört zur Leipziger Stammelf
Auch in Leipzig selbst. Am Dienstag waren 22500 Karten für das Hinspiel in der Arena abgesetzt. Der Schnitt in dieser Saison lag bei für diese Liga beachtlichen 8000. „Das motiviert uns auch. Wir wissen, um was es geht und müssen die Anspannung einfach in positive Energie umwandeln. Jeder ist vom Aufstieg überzeugt.“

Darauf hoffen auch die Leute in Leipzig. Die ballverliebten Fans der Gründungsstadt des Deutschen Fußball-Bundes sehnen sich offensichtlich nach dem Profi-Geschäft.

„Man merkt, dass die Leute geil sind auf diese Spiele. Ich wohne nahe eines Fanshops in der Stadt, wo die Leute bis draußen Schlange stehen und unsere Marketing-Leute sagen auch: Das hat es noch nicht gegeben. Man merkt, die Sympathien nehmen schön langsam zu. Die Leute wollen auch einfach einen höherklassigen Fußball sehen“, schildert Hoheneder.

30 Salzburger mit dabei

Schwestern-Klub Salzburg wird eine rund 30-köpfige Delegation nach Leipzig schicken, um live mit dabei zu sein. Rangnick hat die Zusammenarbeit der beiden Klubs verstärkt, etwa wurde die Scouting-Abteilung zusammengelegt. In Liefering und in Leipzig entstehen neue Akademie-Zentren.

„Es wäre absolut hilfreich für alle anderen Dinge, die wir im Nachwuchsbereich und mit dem Bau der Akademie schon auf den Weg gebracht haben. Vom Aufstieg hängt nun doch einiges für die Entwicklung der kommenden Jahre ab“, sagte Rangnick unlängst im LAOLA1-Interview. Je höher die Liga, desto mehr wird das Projekt Leipzig konzernintern automatisch an Wichtigkeit zunehmen.

Hoheneder verlängerte im Frühjahr seinen Vertrag bei Leipzig bis 2015. „Mir gefällt es hier wirklich gut, auch was hier aufgebaut wird“, sagt der Abwehrspieler. 2015 soll Leipzig in der Bundesliga spielen, das ginge sich aus, sofern in erster Linie nun die Hürde namens Lotte genommen wird.

Zwei weitere Spiele ohne Niederlage – und das Serienfinale wäre ein grandioses.

 

Bernhard Kastler

Sein Nachfolger kam von Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach. Alexander Zorniger schaffte mit Leipzig erstmals Platz eins in der vierten Liga. Für Hoheneder ein Goldgriff.

„Wir haben einen super Trainer, der sein System gut in die Mannschaft eingefügt hat und wir haben das gut umgesetzt. Jeder weiß, was er zu tun hat, auch in schwierigen Situationen“, erklärt der Verteidiger, der im Abwehrzentrum gesetzt ist und 28 der 30 Spiele absolvierte.

„Das ist ob der Konkurrenz nicht selbstverständlich. Man darf sich nichts leisten, aber ich spüre das Vertrauen der Mannschaft und des Trainers“, so der Oberösterreicher.

Mehr Taktik als Trumpf

Mit dem 45-jährigen Zorniger wird seit dieser Saison nun anders vorgegangen als unter Pacult, der bei seinem ehemaligen Verein Dynamo Dresden anheuerte, wie Hoheneder schildert.

„Taktisch war nicht so viel drin wie es jetzt der Fall ist. Jetzt weiß jeder Spieler, wo er zu stehen und wohin er zu laufen hat, wohin die Passwege gehen. Da ist ein richtiges System dahinter. Vergangene Saison waren wir mehr Einzelspieler am Platz, jetzt sind wir ein Team.“

Hinzu kommt freilich individuelle Klasse, die „Spieler haben sich über die vergangene Saison hinaus gesteigert“. Kapitän ist Daniel Frahn, mit 20 Treffern der Top-Goalgetter der Leipziger, der sich im Mai das Innenband im Knie riss und zumindest nicht topfit in die Relegationsspiele gehen kann.

Doch auch ohne Leipzigs Star wurde die Serie ohne Niederlage gehalten. Dieses Ziel hatte sich das Team gesteckt, gleichzeitig wurde die Spannung für die wichtigsten Spiele der Saison  gehalten.

„Leute sind geil auf diese Spiele“

Der Druck ist da. Im dritten Anlauf muss der Aufstieg gelingen. Sonst muss sich auch Rangnick erklären. Eine Saison ohne Salzburger Titel und Leipziger Aufstieg würde Menschen in Fuschl, wo Red Bull seinen Sitz hat, in Unruhe versetzen. Einmal mehr sind die Spieler also noch gefordert.

„Man wird sehen, ob die Mannschaft mit dem Druck umgehen kann. Aber die Stimmung ist unverändert, wir freuen uns schon riesig auf das Spiel“, herrscht bei Hoheneder Vorfreude.