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"Ich habe mein Ziel nie aus den Augen verloren"

Diese Woche hatte es in sich. Sie hat das Leben des Markus Suttner nämlich grundlegend geändert.

Seit wenigen Tagen ist der Niederösterreicher Ehemann und ÖFB-Legionär. Kurz nach seiner kirchlichen Hochzeit folgte der Wechsel zum FC Ingolstadt. „Es ist beides ein Traum“, strahlt der 28-Jährige im LAOLA1-Interview.

Auf der Schanz hat der Linksverteidiger einen Vertrag bis Sommer 2018 unterschrieben. Nach Trainer Ralph Hasenhüttl und seinen beiden Nationalteam-Kollegen Ramazan Özcan sowie Lukas Hinterseer ist er der vierte Österreicher im Profi-Team des Bundesliga-Aufsteigers.

Suttner verrät, warum der Klub aus Bayern der perfekte Klub für ihn ist, was den Abschied von der Austria noch sentimentaler gemacht hat und was der Wechsel für das Nationalteam bedeutet.

LAOLA1: Markus Suttner, ÖFB-Legionär in der deutschen Bundesliga. Das klingt noch etwas gewöhnungsbedürftig. Wie geht es dir damit?

Markus Suttner: Ich habe eine große Freude damit, den Sprung in die deutsche Bundesliga geschafft zu haben. Das war ja immer mein Ziel. Der Klub ist super, das Umfeld ist super und die Mannschaft ist charakterlich top.

LAOLA1: Wie ist der Transfer zustande gekommen?

Suttner: Den ersten Kontakt gab es nach dem Länderspiel in Russland. Danach ist es relativ schnell gegangen – Einigung über die Ablösesumme und Einigung mit Ingolstadt. Ich hätte vergangenen Donnerstag schon den Medizin-Check machen können, was aber nicht möglich war, weil ich meine Hochzeit vorbereiten musste. Also wurde es erst am Dienstag offiziell.

LAOLA1: War es die ereignisreichste Woche deines Lebens?

Suttner: Sicher! Die Hochzeit und der Transfer – beides ist ein Traum. Es hat alles perfekt gepasst, ich bin richtig happy.

LAOLA1: Was hat dich an Ingolstadt überzeugt?

Suttner: Ich habe Ingolstadt wegen Trainer Ralph Hasenhüttl und meinen Kollegen im ÖFB-Team, Ramazan „Rambo“ Özcan und Lukas Hinterseer, schon im letzten Jahr verfolgt. Ich habe gesehen, dass das eine verschworene Einheit und eine super Truppe ist. Der Verein ist gut geführt, das Umfeld und die Bedingungen sind super. Es hat also alles für Ingolstadt gesprochen. Auch „Rambo“ hat dem Klub in unseren persönlichen Gesprächen immer ein super Feedback gegeben. Da war mir klar, dass Ingolstadt der perfekte Schritt für mich ist.

LAOLA1: Hattest du andere Angebote auch?

Suttner: Es wurde viel spekuliert. Aber für mich war gleich klar, dass ich zu Ingolstadt gehe. Die Harmonie hat von Beginn an gepasst und es gab kein langes Hin und Her. Es ist perfekt gelaufen.

LAOLA1: Zudem ist ein Dreijahres-Vertrag ein großer Vertrauensbeweis.

Suttner: Dessen bin ich mir bewusst. Ich will dem auch gerecht werden. Ich will dazu beitragen, dass wir uns in der Bundesliga etablieren. Ich will meine Erfahrung weitergeben, weil ich ja doch schon ein erfahrener Spieler bin.

"Ich starte bei Null, muss mir alles wieder erarbeiten"

LAOLA1: Aber es war sicher eine Geduldsfrage.

Suttner: Es ist jetzt unerwartet gekommen. Dass es so schnell geklappt hat, ist cool, aber ich habe nicht damit gerechnet.

LAOLA1: Wie weh tut der Abschied von der Austria, für die du immerhin 260 Pflichtspiele absolviert hast?

Suttner: Natürlich ist Wehmut dabei. Ich habe 14 Jahre bei diesem Verein verbracht, war immer Austria-Anhänger. Ich werde die Austria weiter in meinem Herzen tragen. Es war keine einfache Entscheidung, aber ich will meine sportlichen Ziele erreichen – die EURO 2016 und die deutsche Bundesliga. Ich sehe die Chance, wenn ich in Deutschland spiele, noch mehr eine Option für die EURO 2016 zu sein. Es ist keine Entscheidung gegen die Austria, sondern eine Entscheidung für meine sportliche Weiterentwicklung. Vielleicht verschlägt es mich ja irgendwann wieder zurück zur Austria – als Spieler oder danach. Ich werde immer gerne zur Austria zurückkommen.

LAOLA1: Die Reaktionen der FAK-Fans auf deinen Wechsel sind eindeutig – keiner ist dir böse, jeder vergönnt dir diesen Schritt. Wie empfindest du das?

Suttner: Das macht den Abschied noch sentimentaler. Ich merke, was ich mir dort erarbeitet habe. Ich werde mich von den Fans gebührend verabschieden.

LAOLA1: Am Verteilerkreis ist bei der Aufstellungsverkündung deinem Namen immer ein „Fußballgott“ gefolgt. Wie lange wird es dauern, bis sich das in Ingolstadt auch eingebürgert hat?

Suttner: (grinst) Das weiß ich nicht. Ich starte von Null, muss mir alles erst wieder erarbeiten. Hoffentlich kann ich die Ingolstadt-Fans genauso überzeugen wie die Austria-Fans. Hoffentlich wird es eine geile Zeit.

LAOLA1: Gibt es ein Spiel, auf das du dich besonders freust? Auswärts bei den Bayern? Auswärts gegen Dortmund?

Suttner: Jedes Spiel in Deutschland ist geil. Es gibt die Derbys, es gibt die Großklubs und es gibt viele Traditionsvereine. Ich will da gar keinen bestimmten Gegner hervorheben. Ich freue mich auf jedes einzelne Spiel.

Das Gespräch führte Harald Prantl

LAOLA1: Bei Ingolstadt arbeiten einige Österreicher. Hat das bei deiner Entscheidung eine Rolle gespielt?

Suttner: Natürlich ist es nie schlecht, wenn es Leute gibt, die einem das Einleben erleichtern. Aber es war einfach der Klub, der mich überzeugt hat. Da ist etwas im Entstehen.

LAOLA1: Wie hast du dieses „Wunder Ingolstadt“ in der abgelaufenen Saison miterlebt?

Suttner: Es ist schwer, das von außen zu beschreiben, weil man ja nicht genau weiß, was intern passiert. Aber ich hatte viel Kontakt mit „Rambo“ und habe doch ein bisschen etwas mitbekommen. Es war perfekt. Die Harmonie innerhalb der Mannschaft, wie alles gelaufen ist.

LAOLA1: Ein neues Umfeld, ein neuer Klub, eine neuer Wohnort, eine neue Konkurrenzsituation – bist du nervös?

Suttner: Eher aufgeregt. Es ist mein erster Transfer, eine Herausforderung. Grundsätzlich gibt es auf meine Position aber immer zwei Leute, es gibt bei jedem Verein Konkurrenzkampf – das ist nichts Neues. Auch das Leben und die Mentalität in Bayern werden keine große Umstellung. Ich habe mich bei meiner Vertragsunterzeichnung mit den Leuten schon sehr gut verstanden, bin sehr nett empfangen worden. Der erste Eindruck war sehr gut.

LAOLA1: Mit Ingolstadt wirst du höchstwahrscheinlich in den beinharten Kampf gegen den Abstieg verstrickt sein. Das bist du nicht gewohnt.

Suttner: Das habe ich mir ausgesucht. Das ist deutsche Bundesliga. Ich will mich dieser Herausforderung stellen.

LAOLA1: Hast du immer daran geglaubt, dass dir dieser Sprung in die deutsche Bundesliga doch noch gelingt? Immerhin bist du mittlerweile 28 Jahre alt.

Suttner: Ich habe immer an meine Qualitäten geglaubt, wenngleich es in den letzten eineinhalb, zwei Jahren nicht einfach war. Aber ich wusste, was ich kann. Ich habe es zumindest im Training auch öfters bewiesen, obwohl wir es im Spiel als Mannschaft leider nicht immer so zeigen konnten. Ich habe dieses Ziel nie aus den Augen verloren.