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"Mein bester Freund wird er jetzt aber nicht mehr"

Am Wochenende kehrt Martin Harnik in seine Heimatstadt zurück. Nur für kurze Zeit, nur beruflich, aber immerhin. Ein besonderes Auswärtsspiel steht für den Stuttgart-Legionär an.

Denn in Hamburg wurde der 25-Jährige am 10. Juni 1987 nicht nur geboren, er wuchs auch in der Metropole an der Elbe auf. Genauer gesagt im Vorort Vier- und Marschlande.

Für den örtlichen Klub spielte der Offensivspieler, ehe er mit 18 Jahren zu Werder Bremen wechselte.

Der Rest ist Geschichte: U20-WM-Held 2007, Traum-Einstand im ÖFB-Team im selben Jahr, Aufstieg in Bremen, geglückte Leihe nach Düsseldorf, Wechsel zum VfB Stuttgart, Liga-Stammkraft.

Rückkehr bedeutet positiven Stress

Seine besondere Gabe: Treffen beim ersten Mal. Im U18-Team, bei den Bremer Amateuren, in der U21, beim A-Team (Traumtor gegen Tschechiens Superstar-Goalie Petr Cech) und bei Werder.

Weil die Ausnahme die Regel bestätigt, traf der Sohn eines Steirers bei Fortuna „erst“ im vierten Spiel, bei Stuttgart kehrte der Rechtsaußen wieder auf die Premierenstraße zurück.

Eine Rückkehr in die Heimat bedeutet für den Familienmenschen auch positiven Stress, wie er LAOLA1 erklärt: „Es ist auch deswegen immer besonders, weil ich viele Karten für Familie und Freunde besorgen darf.“ Zeit für Ablenkungen bleibt aber nicht, zu prekär ist die Lage des VfB.

Nach einer Traumsaison, die für Harnik 17 Tore und für die Schwaben einen Europa-League-Startplatz bedeutete, hatten die Stuttgarter diese Saison Startturbulenzen.

Nach Startschwierigkeiten optimistisch

In den ersten drei Spielen gab es ebenso viele Niederlagen, unter anderem ein 1:6 bei den Bayern, wo Harnik die Führung markierte. Bislang steht nur ein Sieg in sieben Partien zu Buche.

„Wir haben einfach zu viele Gegentore bekommen. Wir müssen einfach mal 1:0 oder 2:0 gewinnen, das würde auch reichen. Ich bin da aber guter Dinge, dass wir in naher Zukunft mehr Punkte einfahren werden“, zeigt sich der dreifache Saisontorschütze in der Bundesliga optimistisch.

Zudem kommt die Offensivkraft mit Rückenwind vom ÖFB-Team, beim 4:0 gegen Kasachstan traf Harnik in der Schlussminute zum Endstand und konnte seine ÖFB-Ladehemmung – erster Treffer seit Februar – ablegen.

"Es ist immer wichtig zu treffen, auch mit einem Sieg zurückzukehren. Ich habe mitbekommen, dass einige unserer Spieler in der Qualifikation getroffen haben und diesen Schwung wollen wir nun in Hamburg mitnehmen.“

Harnik kann Labbadias Wutrede nachvollziehen

Für Bruno Labbadia ist es ebenfalls ein besonderes Spiel, kehrt der Stuttgart-Trainer doch an seine alte Wirkungsstätte zurück und hatte er doch vor der Länderspiel-Pause noch einiges zu sagen.

Nachdem 2:2 gegen Leverkusen platzte dem 46-Jährigen ob der Kritik der Medien der Kragen und schlug ordentlich zurück. (Hier zur Story) Für Harnik ein völlig nachvollziehbarer Schritt.

"Das ist Fußball, ich begrüße so etwas, denn es handelt sich hier um Emotionen, die auch einmal raus müssen. Ich finde es immer ein wenig schade, wenn wir uns alle zusammenreißen müssen, aber die Medien eigentlich immer Narrenfreiheit haben und auf uns draufhauen dürfen. Jetzt war es eben einmal anders herum, die Medien haben eine abbekommen und meines Erachtens zu Recht."

Wenn Scharner debütiert, heißt’s „Hey Baby“

Somit ist es für Harnik und Labbadia kein normales Spiel. Und weil aller guten Dinge drei sind, ist es auch für Paul Scharner „unnormal“. Schließlich könnte es sein Debüt für den HSV werden.

Kurz nach seiner Vertragsunterschrift im August, riss sich der 32-Jährige das Innenband. Nun ist der ÖFB-Legionär zurück: In der Länderspiel-Pause spielte der Innenverteidiger beide Testpartien durch.

Im Kader könnte der Niederösterreicher, der nach seinem Eklat (Abreise aus Teamcamp nach Forderung eines Stammplatzes, Anm.) nicht mehr für den ÖFB spielen wird, stehen.

Sollte sein Einstand folgen, wird er bei den „Rothosen“ einen weiteren abliefern. Die Tradition verlangt nach dem Debüt ein Lied vor der Mannschaft. „Ich denke, ich werde ‚Hey Baby‘ von DJ Ötzi singen. Das ist typisch Österreich und kam bei West Bromwich schon gut an. Da haben die Spieler auf den Tischen gestanden“, schilderte Scharner bei einer Presserunde vor etwas mehr als einer Woche.

Vor dem Spiel könnte es zu einer Begegnung zwischen Harnik und Scharner kommen.

Der Stuttgarter meinte damals nach dessen freiwilligen Abreise vor dem Länderspiel gegen die Türkei, dass Scharners Entscheidung zu respektieren sei, „es ist aber natürlich sehr enttäuschend, dass er uns in der Qualifikation nicht zur Seite steht und sich gegen das Team entschieden hat.“

Wird er ihn in der Imtech Arena begrüßen?

"Ich kenne ihn ja, dementsprechend werde ich ihn begrüßen“, so Harnik. Zusatz: „Mein bester Freund wird er jetzt aber nicht mehr."

 

Bernhard Kastler