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100 Mal Sergio Ramos und „La Roja“

100 Mal Sergio Ramos und „La Roja“

„Teil, der Geschichte des spanischen Fußballs zu werden, ist nicht einfach und eine große Ehre.“

Mit diesen Worten kommentierte Sergio Ramos auf der Pressekonferenz sein bevorstehendes Jubiläum.

Läuft der 26-Jährige gegen Finnland plangemäß auf, bestreitet er sein 100. Länderspiel für „La Roja“ und ist damit zugleich der jüngste Europäer, dem dies gelingt.

LAOLA1 ehrt den Jubilar mit 10(0) seiner bekanntesten Eigenschaften:

Sergio, der stolze Andalusier: Geboren am 30. März 1986 in Camas in der Provinz Sevilla, wird der nunmehrige Wahl-Madrilene seine Wurzeln nie vergessen. Sei es durch die Präsentation der Regional-Flagge nach großen Erfolgen, sei es durch die Verteidigung des andalusischen Dialekts bei Pressekonferenzen oder aber durch die Pflege des kulturellen Erbes. Als Ramos etwa im April 2009 gegen Valladolid gesperrt zusehen musste, verließ er das Stadion vorzeitig, um seinem Freund, dem Matador Alejandro Talavante, beim Stierkampf zuzusehen. Eine Entscheidung, die beim Verein verständlicherweise wenig Begeisterung hervorrief, beim teils stierkampfverrückten Süden Spaniens dafür umso mehr.

 

Sergio, der Flexible: Jahrelang war die rechte Außenbahn das Aufgabengebiet des Andalusiers, seit eineinhalb Saisonen gilt Ramos auch als einer der besten Innenverteidiger der Welt. “Er hat Kraft und Schnelligkeit, aber im Abwehrzentrum ist zweifelsohne der richtige Ort für ihn”, legte sich Fabio Cannavaro, Lehrmeister in den Jahren bei Real Madrid, in der “Marca” auf eine Position fest. “Als Innenverteidiger befindet er sich noch in einer Lernphase”, bestätigte Teamchef Vicente del Bosque sogar noch eine mögliche Leistungssteigerung und eröffnete zugleich, dass “er auch im defensiven Mittelfeld spielen könnte.” Noch genug Luft nach oben, sozusagen. “Er ist ja erst 26 Jahre alt”, wie Paolo Maldini, Vorbild Ramos’ und aktuell Bewunderer abschließend festhielt.

 

Sergio, der Social-Media-Experte: Beinahe vier Millionen Likes auf Facebook, über 3,35 Millionen Follower auf Twitter. Ramos spielt auch in den sozialen Netzwerken dieser Welt in der Oberliga. Wenngleich er in Punkto Beliebtheit (an zählbaren Parametern gemessen) hinter Teamkollegen wie Xabi Alonso oder Andres Iniesta zurückliegt, steckt er diese „Konkurrenten“ in punkto Aktivität in die Tasche. Nahezu täglich gibt der Südländer online Details aus seinem Leben preis und präsentiert sich seiner Anhängerschaft lächelnd auf Fotos mit anderen Fußballern, Promis oder engen Freunden.

Platzverweise gehören längst dazu

Sergio, das Raubein: 15 Mal wurde der Abwehrrecke in seinen jungen Jahren bereits ausgeschlossen. In der Copa del Rey gegen Celta de Vigo und in der Meisterschaft gegen Rayo Vallecano erwischte es Ramos allein in dieser Saison zwei Mal. Elf der Platzverweise erfolgten nach Gelb-Rot, vier Mal ging es direkt zum Duschen. Der wohl bekannteste „Aussetzer“ erfolgte im Clasico der Saison 2010/11, als Real von Barca mit 0:5 gedemütigt wurde und ein „schlechter Verlierer“ seinen Frust in der Nachspielzeit an Lionel Messi und beim Abgang auch noch an Nationalteamkollegen Xavi und Carles Puyol ausließ. Alle Ausschlüsse erfolgten übrigens im Dress der „Königlichen“. Bei Sevilla hielt sich Ramos ebenso schadlos wie in seinen 99 Nationalteam-Einsätzen.

 

Sergio, der gute Freund: 29. Juni 2008, Wiener Ernst-Happel-Stadion: Spanien hat soeben den Europameistertitel gewonnen, die Spieler liegen sich in den Armen, jubeln, schreien und feiern sich selbst. Ramos nutzt die mediale Aufmerksamkeit, um mittels eines bedruckten T-Shirts an Antonio Puerta zu gedenken, jenen Freund und Ex-Teamkollegen vom FC Sevilla, der im Sommer davor an einem Herz-Kreislaufstillstand verstorben war. In der Stunde der größten Erfolge bleibt Puerta stets präsent. „Alle Titel, die ich in meiner Karriere gewinne, haben eine spezielle Widmung für ihn. Ich werde ihn nie vergessen“, gab Ramos nach der erfolgreichen EM-Titelverteidigung zum Besten. Den Defensivkünstler verbinden sehr enge Freundschaften mit einigen seiner Teamkollegen. Jesus Navas („Er wird immer auf meine bedingungslose Hilfe zählen können“) oder etwa Fernando Torres werden dies bestätigen. Letzterem gratulierte „El Indio de Camas“ übrigens via Facebook zum Geburtstag, indem er das Kabinen-Konterfei des nicht Nominierten küsste. Mit den Worten: „Wir vermissen dich immer.“

Ramos ist ein echter Tollpatsch

Sergio, der Tollpatsch: Wer zum ersten Mal nach 18 Jahren den spanischen Pokal gewinnt, darf diesen nicht fallen lassen, Ramos tat aber genau dies bei den Feierlichkeiten im Sommer 2011. Umso blöder, dass ihm dies aus gut vier Metern Höhe passierte auch noch der Mannschaftsbus über das Schmuckstück fuhr. Der Unglücksrabe war tagelang Gespött der Medien und bot den Medien weiteres Futter. Aufgrund von unglücklichen Aussagen – wie etwa nach einem Pokalspiel: „Wichtig sind die drei Punkte“ – war dem Sevillaner ohnehin keine große Schläue nachgesagt, woraufhin er, vor allem von den Komikern aus Katalonien, oft als etwas „einfältig“ dargestellt wird.

 

Sergio, der Frühreife: „Der Verdienst, ihn in der Nationalmannschaft debütieren zu lassen, gebührt nicht mir, sondern ihm.“ So beschreibt Luis Aragones seine Entscheidung, auf einen 18-jährigen Rechtsverteidiger zu setzen, der in Sevilla gerade seine erste volle Saison in La Liga absolvierte. Das Ausnahmetalent wurde damit der erste Debütant diesen Alters seit dem Torhüter Juan Acuna aus dem Jahr 1941. „Er hatte dieses Alter vielleicht laut Pass, aber nicht als Fußballer“, spielt Ex-Teamchef Aragones auf die Reife des damaligen Teenagers an. Dass Ramos seinen ersten großen Titel schon 2004 mit der U19-Auswahl feiern durfte, passt da nur zu gut ins Bild.

Eine der vielen Ex: Lara Alvarez

Sergio, der Frauenheld: Die aktuelle Frau an der Seite des Fußballers heißt Pilar Rubio und ist Moderatorin im spanischen Fernsehen. Ihre Vorgängerinnen sind ebenso zahlreich wie ansehnlich wie prominent. Präsentatorinnen, Schauspielerinnen und Models sind darunter, nicht zu vergessen zwei Titelträgerinnen der „Miss Espana“-Wahl. Der Status des ewigen „Womanizers“ bröckelt dank Rubio nun aber gewaltig. „Sergio macht mich unheimlich glücklich. Er ist der einzige, dem ich alles aus meinem Privatleben anvertrauen kann“, äußerte sich die 35-Jährige gegenüber „El Mundo“. Das klingt doch schon sehr ernst.

 

Sergio, der Scorer: Nach 50 Spielen und drei Toren für seinen Stammverein FC Sevilla erfolgte 2005 der Wechsel des damals 19-Jährigen für 27 Millionen Euro nach Madrid. Im Trikot von Real erzielte er in acht Jahren wettbewerbsübergreifend 37 Tore, in keiner Saison blieb er bei weniger als vier Toren, die aktuelle Spielzeit inklusive. Dazu gesellen sich im Schnitt noch über drei Assists. Für einen Verteidiger durchaus respektable Werte.

 

Sergio, der Jubilar: 100 Länderspiele, damit steigt Ramos in einen elitären Klub auf, in dem mit Iker Casillas, Andoni Zubizareta, Xavi, Xabi Alonso, Raul, Carles Puyol und Fernando Torres sieben weitere Spanier angehören. Was der Verteidiger seinen Vorgängern und allen anderen Europäern voraus hat, ist sein Alter. Mit 26 Jahren und 357 Tagen ist er jünger als Europas bisheriger Rekordhalter, Lukas Podolski. Bum-Kun Cha, der Jüngste aller Zeiten im „Hunderter-Club“ hat ihn zwar um über zwei Jahre abgehängt, der Koreaner durfte sich aber auch nie Welt- und Doppel-Europameister nennen.

 

 

Christian Eberle