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FIFA-Boss Blatter gibt Brasiliens WM die Note 9,25

FIFA-Boss Blatter gibt Brasiliens WM die Note 9,25

Ein müder FIFA-Präsident Joseph Blatter hat sich nach einer spektakulären Weltmeisterschaft nicht mehr zu einem überschwänglichen Lob für Brasilien aufraffen können.

Der Schweizer stufte erst auf Nachfragen die abgelaufene WM auf einer Skala von 1 bis 10 mit 9,25 ein.

"Ich bin glücklich, ich bin ein glücklicher Mann. Wir haben wirklich sehr guten Fußball gesehen bei dieser Weltmeisterschaft."

Ansonsten erschöpften sich seine bilanzierenden Worte in einer Danksagung an alle möglichen beteiligten Organisatoren und Behörden und an die Regierung.

"Fortschritt gegenüber Südafrika"

Zur Einstufung des Erfolgs: "Wenn jemand eine Zehn erreicht, dann hat er wohl eine ganz besondere Verbindung nach oben. Es war ein Fortschritt gegenüber Südafrika 2010, aber Perfektion gibt es nicht", sagte Blatter.

Der 78-Jährige wirkte sichtlich geschafft nach einem 32-tägigen Turnier, bei dem er Spiele in allen zwölf Stadien besucht, sich ansonsten aber rargemacht hatte:

Die Veranstaltung im Maracana-Stadion einen Tag nach dem Triumph der deutschen Mannschaft im Endspiel war die einzige Pressekonferenz, die der mächtige Fußball-Boss während des Endrundenturniers gab. Zuvor hatte er sich am 11. Juni Fragen der internationalen Medienvertreter gestellt.

Lob für Organisation

Blatter lobte die brasilianischen WM-Organisatoren für die "harte Arbeit. Es ist meine zehnte WM und meine fünfte als Präsident. Es war in der Tat eine sehr besondere Weltmeisterschaft", sagte Blatter noch.

Dies habe besonders mit der Qualität des Fußballs zu tun. "Es gab nicht ein einziges Spiel ohne diese Qualität. Wenn es in die Verlängerung ging, da ist es sogar schon ein Drama geworden."

Kein Kommentar zum Ticketskandal

Reichlich pikiert reagierte Blatter auf die Frage nach den dauerhaften Korruptionsvorwürfen gegen den Weltverband: "Wenn Sie von Korruption sprechen, dann müssen Sie auch Beweise vorlegen."

Den Skandal um den Ticketverkauf und den FIFA-Partner Match Services, in dem die brasilianische Kriminalpolizei ermittelt, wollte der Schweizer nicht kommentieren und gab das Wort an seinen Generalsekretär Jerome Valcke weiter.

Rassismus-Vorfälle

"Nicht ganz so zufrieden" war Blatter damit, dass es auch in den WM-Stadien rassistische und diskriminierende Vorfälle gegeben hatte, obwohl sich die FIFA den Kampf dagegen auf die Fahnen geschrieben hat. Er habe sich darüber am Endspieltag auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin unterhalten.

In dessen Land findet die Endrunde 2018 statt. "Bei der nächsten WM möchten wir noch mehr gegen Diskriminierung und Rassismus kämpfen." Mehrere ungeahndete Rassismus-Vorfälle bei der WM hatten zuvor einen internen Konflikt im Weltverband offenbart.

Verwunderung über Messi-Auszeichnung

Auch Blatter konnte oder wollte seine Verwunderung über die Wahl von Lionel Messi zum besten Spieler der WM nicht verbergen.

"Soll ich diplomatisch sein oder die Wahrheit sagen? Ich war selbst ein bisschen überrascht, dass Messi zum besten Spieler gewählt wurde", sagte der 78-Jährige. An der Auszeichnung des 27-Jährigen mit dem "Goldenen Ball" hatte sich zuvor selbst Argentiniens Fußball-Idol Diego Maradona gestört.

FIFA-Kommunikationsdirektor Walter de Gregorio erklärte daraufhin, dass man das Wahl-Verfahren möglicherweise wieder ändern könnte. "Es gab lange Diskussionen, wer wählen soll. Am Ende war es die Technische Kommission der FIFA. Wir sind aber offen für alle Vorschläge", sagte er.

Keine Euphorie beim FIFA-Boss

Nach einer erfolgreichen und begeisternden WM im fußballverrücktesten Land der Welt schien Blatter geschafft wie so manche Spieler nach einer kräfteraubenden 120-Minuten-Partie.

Von Euphorie war nicht viel zu spüren beim FIFA-Boss, dabei hatte es vor diesem Turnier so viele Zweifel an einer erfolgreichen Organisation gegeben wie nie zuvor. Aber möglicherweise hatte der Walliser da bereits wie ein Fußballer gedacht: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Blatter will 2015 seine fünfte Amtszeit antreten und trotz seines hohen Alters vier Jahre weitermachen.