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Costa Rica und die verdiente WM-Sensation

Costa Rica und die verdiente WM-Sensation

Erinnern wir uns zurück.

Dezember 2013 in Costa do Sauipe. In Gruppe D werden bei der WM-Auslosung mit Italien, England und Uruguay drei frühere Weltmeister in einen Pool gelost.

Und Costa Rica ist eben auch noch dabei.

Natürlich hat die Mittel-Amerikaner keiner auf der Rechnung, natürlich geht es nur darum, wer von den drei Ex-Weltmeistern weiterkommt.

Ein halbes Jahr später steht Costa Rica nach zwei Siegen gegen Uruguay (3:1) und Italien (1:0) als Erster der Gruppe D im WM-Achtelfinale.

Verdienter Sieger aus Costa Rica

England ist schon weg, Uruguay muss Italien am dritten Spieltag besiegen, um den vierten WM-Platz von 2010 noch verteidigen zu können.

Damit hat freilich keiner gerechnet. Und noch weniger damit: Costa Rica steht völlig verdient in seinem zweiten WM-Achtelfinale nach 1990.

"Es ist eine verdiente Niederlage, der Gegner war uns überlegen", musste auch Italiens Teamchef Cesare Prandelli nach der Pleite eingestehen.

"Danke, dass ihr jetzt an uns glaubt"

"An diejenigen, die nicht an uns geglaubt haben: Danke, dass ihr jetzt damit anfangt", ließ indes der Gold-Torschütze Bryan Ruiz wissen.

Klar, Costa Rica hat den Vize-Europameister nicht an die Wand gespielt. Die Italiener hatten 60 Prozent Ballbesitz (Hier zur allen Statistiken des Spiels plus Einzel-Statistiken), doch Top-Chance hatten sie über 90 Minuten nur eine.

Das war beim Stand von 0:0, als Andrea Pirlo seinen Genieblitz des Spiels hatte und Mario Balotelli per Zuckerpass bediente.

Alleine vor Goalie Navas hob der Stürmer-Star den Ball über den Keeper, aber auch neben das Tor.

Kurz danach parierte Navas einen Halbvolley von Balotelli, zehn Minuten später gingen die Costa Ricaner in Führung.

"Das war zu einem perfekten Zeitpunkt", so Teamchef Jorge Luiz Pinto.

"Wir sind nicht durchgekommen"

Und die Führung gaben sie nicht mehr her. Mit einer Fünferkette ließen "Los Ticos" die Italiener anlaufen, und die Squadra Azzura lief sich fest.

Pinto: "Ich möchte nicht zu positiv sein, aber ich glaube wirklich, dass unsere Abwehr heute einfach perfekt war. Es ist nicht einfach, gegen eine so hochklassige Mannschaft wie Italien anzutreten. Ich muss dazu sagen, dass ich vieles von dem, was ich heute weiß, Italien verdanke."

Irgendwo kommt da einem Ironie in den Sinn.

Die "Gazzetta" sprach nachher von einer "Katastrophe" und befürchtet ein Aus in der Gruppenphase - wie 2010, als man sogar Letzter wurde.

Doch Italien ist guter Hoffnung.

Prandelli: "Wir müssen uns jetzt einfach für das Spiel gegen Uruguay erholen. Aber es wäre ein großer Fehler, den Kopf hängen zu lassen, denn wir haben noch allles in der eigenen Hand."

Italien ist guter Dinge

Cassano ist sowieso guter Dinge: "Gegen Uruguay werden wir eine großartige Partie spielen. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen."

Im Confed-Cup 2013 trafen die beiden Teams im Spiel um Platz drei aufeinander, Italien gewann in Salvador nach Elferschießen.

Dieses Mal geht es am Dienstag in Natal um ein Ticket für den Aufstieg.

"Es war damals ausgeglichen", erinnerte sich Prandelli.

Im Dezember 2013 hätte keiner gedacht, dass Italien und nicht Costa Rica am letzten Spieltag um den Aufstieg zittern muss.

An den Juni 2014 wird man sich deshalb vor allem in Costa Rica zurückerinnern.

"Wir sind nicht durchgekommen", musste auch Prandelli, der nach der Pause mit Cassano und Insigne zwei weitere Stürmer brachte, festhalten.

"Wir haben im Mittelfeld zu langsam gespielt, unsere vorgetragenen Angriffe waren nicht die besten", analysierte Prandelli. Das lag eben auch an Costa Rica, das durch sein Verschieben keine Räume zuließ.

"Wenn man gegen eine Mannschaft antritt, die physisch stärker ist als die eigene, muss man besser organisiert sein als der Gegner. Das waren wir nicht", so der italienische Teamchef weiter.

"Ein Sieg für das Volk"

Pinto lobte und dankte: "Meine Anerkennung für die Mannschaft, sie hat nicht den Kopf verloren. Das costa-ricanische Volk hat das verdient. Der Sieg gehört ihnen."

Das 4-Millionen-Einwohner-Land zeigte sich nachher im Ausnahmezustand, jubelte nicht nur in der Hauptstadt San Jose.

Die Mannschaft darf laut Pinto auch ein wenig feiern: "Jetzt kommt es darauf an, dass unsere Spieler die Ruhe bewahren. Wir müssen diesen Sieg auskosten, gleichzeitig aber auch bereit sein, in den nächsten Partien ebenso gut zu spielen."

Wieder mit einer Fünfer-Kette zum Erfolg

Die Fünfer-Kette, eine der Trends dieser WM, hat wie schon etwa auch Holland zum Aufstieg geholfen. Zudem bestechen die amerikanischen Mannschaften mit Athletik sowie vertragen sie offensichtlich die Hitze besser.

Italien Costa Rica
Ballbesitz 60.8% 39.2%
Zweikämpfe 53.76% 46.24%
Eckbälle 4 5
Torschüsse 10 11
Torschüsse außerhalb Strafraum 8 5
Torschüsse innerhalb Strafraum 2 6
Kopfballchancen 0 4
Abseits 11 3
Fouls 10 23